Das Spiel beginnt - Beautiful secrets ; [1]
Anscheinend habe ich dabei eine extrem heiße Verliebtheit ausgestrahlt, denn Duffys Wangen wurden rot.
»Oh, warte kurz…«
Er rannte nach oben und kam mit einem Stapel Flyer wieder. »Die bringen euch alle hinein.«
Ich nahm sie und rannte nach Hause. Hätte das Abendessen nicht gewartet, ich wäre um den ganzen Planeten gerannt. So viel freudige Energie hatte ich zu verbrennen. Ich konnte es nicht erwarten, Blake alles zu erzählen. Abgesehen von der Tatsache, dass er ebenfalls eingeladen war. Denn ich, Lily Bader-Huffman-Duffy, war groß genug für diese Achterbahn. Und bereit, ganz allein mit ihr zu fahren…
Lernen kann ich auch später.
VANESSA
10. Oktober
Vergib mir, Tagebuch, denn ich habe gesündigt.
Anstatt zu fragen »Was ist das Problem?«, frag lieber »Wie kann ich meine Kreativität einsetzen?«.
Deepak Chopra
11. Oktober
Weil Blake mittags einen Termin beim Zahnarzt hatte, saßen Lily und ich allein in der Cafeteria. Sie war an den Tisch des Styling Clubs gebeten worden, eine Anfrage, die ich stets höflich ablehnte. Aber Lily wollte reden und deshalb bekam sie meine volle Aufmerksamkeit. 51
Als Erstes fragte sie, ob es mir gut ginge. Anscheinend wirkte ich müde und auch ein wenig schreckhaft. Dann zeigte Lily auf mein Tablett. 52 Ich behauptete, eine Saft-Entschlackungskur zu machen, und fragte nach der großen Neuigkeit. Sie sagte, sie hätte ein Date mit Andrew Duffy.
Ich war erleichtert. Dann geschockt.
»Duffy?«
Sie lächelte übers ganze Gesicht. »Freitagabend.«
»Ehrlich?«
Sie warf ihr Salamibrot in den Müll und fragte: »Wieso ist das so schwer zu glauben?«
»Ich habe euch einfach noch nie zusammen gesehen. Ihr seid wie…«
»Was?«
»Total verschieden. Wie Wasser und Öl. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr zusammenpasst.«
»Wer ist das Wasser?«, fragte sie.
»Du natürlich. Bist immerhin viel klüger als er.«
»Immerhin bist du viel klüger«, verbesserte sie mich.
Ich hätte sie mit Pommes beworfen, wenn ich welche gehabt hätte. Ersatzweise warf ich die Serviette. Sie entschuldigte sich dafür, dass sie sich benehmen würde wie ihre Mutter.
»Klug zu sein, ist nicht alles, weißt du.«
»Das sagst du doch nur, weil auf deinem Halbjahreszeugnis nur Einsen sind.«
»Was für ein Halbjahreszeugnis?«
»Das, das wir Montag bekommen.«
»Was? Bist du sicher?
Ich versicherte ihr, dass es stimmte. Sie wurde ganz panisch. Dann kam Schulleiter Alden in die Cafeteria.
Er blieb an der Tür stehen und sah sich um. Meine Haut juckte wie verrückt. Wusste er es?
Er sah mich direkt an und machte diese Winkbewegung mit zwei Fingern, die einem sagt: He, du, ja, genau du, sieh mal her! Ich deutete auf mein rasendes Herz. Er nickte. Ja, genau du. Ich stand auf, während Lily noch redete. Es war mir egal. Ich wollte friedlich gehen, keine Szene machen. Aber es war zu spät. Er kam bereits auf mich zu. Alle starrten mich an.
Meine Hände begannen zu zittern. Lily fragte, was los sei. Mein Mund war zu trocken für eine Antwort.
Schulleiter Alden nahm meinen Ellbogen und führte mich in eine leere Ecke.
»Was ist denn?«
Er nahm seine Brille ab und sah mir direkt in die Augen. »Vanessa, es geht um deine Noten…«
Und da war er. Dieser Augenblick, in dem das ganze Leben vor einem abläuft, wie in den Seifenopern. Ich sah allerdings nur die Gesichter meiner Eltern in den verschiedenen Stadien der Enttäuschung. Nicht gerade viel für ein Leben, ich weiß. Aber das war alles, was ich sah.
»Ich habe mir die Zensuren angesehen, mit denen du von der Mittelschule zu uns gekommen bist«, fuhr der Schulleiter fort. »Sie waren hervorragend. Und auch in deinem Halbjahreszeugnis hast du einen glatten Einserdurchschnitt…«
»Äh-hä…«
»Also, Vanessa, du scheinst ein kluges Mädchen zu sein. Eines, das vernünftige Entscheidungen trifft…« 53
»Ja, Sir.«
»Also erzähl mir…«
Oh nein, bitte, bitte, nein, bitte…
»Wie kommt es, dass dein Bruder so ganz…anders ist?«
»Häh?«
»Er wurde heute schon wieder in mein Büro geschickt. Ich habe euren Eltern eine Nachricht zukommen lassen, hoffe aber, dass du mich aufklären kannst. Ist zu Hause alles in Ordnung bei euch?«
Am liebsten hätte ich den Mann mit dem Starbucks-Atem umarmt. Stattdessen schluchzte ich vor Erleichterung.
»Ich wusste es«, sagte er und tätschelte meine Schulter. »Wenn man so lange mit Kindern zu tun hat wie ich, erkennt man die Zeichen. Bei euch ist nicht alles in Ordnung.
Weitere Kostenlose Bücher