Das Spiel beginnt - Beautiful secrets ; [1]
meine Familie zusammenhielten. Und ich hatte sie wegen eines Jungen aufs Spiel gesetzt. Eines Jungen, der mich noch nie um ein Date gebeten hatte, obwohl er Dinge sagte wie »Ich liebe dieses Mädchen«.
Ich hörte »Someone Like You« von Adele und weinte Löcher in meine emotionale Ozonschicht. 49 Ich meine, wisst ihr, wie schwer es ist, einen Einserdurchschnitt zu haben, Preise zu gewinnen und außerdem noch den ganzen Sommer lange Ärmel zu tragen? Das ist ein endloser, erschöpfender Marathon.
Ich wusste, dass A. J. Mist bauen würde, hatte mir aber erfolgreich eingeredet, dass es diesmal gut gehen würde. 50 Nicht weil ich Vertrauen in ihn hatte. Sondern weil ich eine Atempause brauchte.
Ich hörte mir das Lied von Adele noch einmal an und stellte mir vor, es für Blake zu spielen. Da tauchte A. J. auf dem Dach auf und setzte sich neben mich. Er ließ den Kopf zwischen die Knie hängen. Jetzt war er es, der weinte.
»Ich hab das nicht getan, Ness.«
»Wieso denken die, dass du es warst?«
»Weil ich diesen Wagen liebe. Ich bin der Neue. Ich gehe auf die Highschool. Keine Ahnung, wieso.«
»Und was haben sie gesagt?«
»Nur, dass seit Freitagabend 20 Meilen mehr auf dem Tacho sind.«
»Das ist doch kein Beweis.«
A. J. ließ den Blick über die Satellitenschüsseln und Telefonkabel schweifen und seufzte. »Sie haben einen Noble-High-Schlüsselanhänger auf dem Rücksitz gefunden.«
»Oh.«
Seine blauen Augen füllten sich erneut mit Tränen. Ich legte ihm eine Hand auf den Rücken. Er trug sein Lieblings-Flannelhemd – rote und graue Karos. Die Farben leuchteten nicht mehr so wie früher. Da ging es uns wohl allen gleich.
»Warte mal«, sagte ich und brach damit das Schweigen. »Du hast einen Noble-High-Schlüsselanhänger?«
»Aber klar«, sagte er. »Ich finde es toll, wie gut er zu meinem Noble-High-Trainingsanzug, meiner Noble-High-Baseballkappe und meiner Noble-High-Krawatte passt.«
»Also warst du es nicht.«
»Das sagte ich doch.«
Eine ganze Weile sagte keiner von uns etwas. Ich dachte über das Leben nach und wie unfair es sein kann. Dann sagte A. J.: »Glaubst du, Mom und Dad lassen sich scheiden?«
»Keine Ahnung.«
»Wie sind deine Noten?«
»Im Keller.«
Daran war nichts Lustiges, aber wir lächelten trotzdem.
»Wie wollen wir das wieder geradebiegen, ohne deine Einsen und meinen Job?«, fragte er.
Wir sprachen nie offen über unsere Besuche bei Beni oder warum wir so gern hingingen. Ich hatte mich selbst davon überzeugt, dass A. J. das Restaurant nur wegen des Essens liebte. Denn wenn er genau wie ich wegen der Harmonie hinging, wusste er, was mit unserer Familie nicht stimmte. Und wenn er es wusste, musste es wahr sein. Dann konnte ich es nicht wegwedeln wie einen fliegenden Pusteblumensamen. Ich musste mir eingestehen, dass dieses schwebende Saatkörnchen Teil von etwas Größerem war. Etwas, das ich eigentlich nicht sehen wollte.
»Du bist auch hingegangen, damit die Streiterei aufhört?«
»Nein, wegen dem Teppanyaki. Dieses Turbo-Mampfen macht immer wieder Spaß«, sagte er. »Meine Güte, hält mich jeder in dieser Familie für einen Volltrottel?«
»So was in der Art«, sagte ich.
»Also gut, Genie, was jetzt?«
Am Montag würden wir unser Halbjahreszeugnis bekommen und ich hatte keine einzige Eins. Ich wusste, dass ich mit etwas Anstrengung – okay, viel Anstrengung – meine Zensuren verbessern konnte und dann wären wir wieder auf dem richtigen Weg. Aber dafür war keine Zeit mehr, denn Mom war jetzt weg.
»Wie wichtig ist es dir?«, fragte ich.
»Ich will nicht, dass Mom und Dad sich scheiden lassen, falls du das meinst.«
»Also würdest du alles tun, um ihre Ehe zu retten?«
»Klar«, sagte A. J.
Ich zögerte kurz, um den Grad der Verzweiflung in seinen Augen abzuschätzen.
»Alles?«
»Ja!«
»Dann bring mir das Hacken bei.«
Die Menschen, die zurzeit Teil Deines Lebens sind, sind genau die Menschen, die Du im Moment brauchst.
Deepak Chopra
46 Ich kann nicht fassen, dass ich das gerade geschrieben habe. Kann nicht fassen, dass es die Wahrheit ist.
47 Ich weiß, dass es die Waisenkinder in Haiti und zum Teil auch hier viel schwerer haben. Was mich nur noch mehr runterzieht.
48 Bei dem Wort »unbeschreiblich« fühle ich mich unbeschreiblich klug.
49 »Emotionales Ozon« – guter Titel für ein Gedicht!
50 Mom sagt, auf Gefühle ist mehr Verlass als auf Gedanken. Ich hätte auf sie hören sollen.
Lily
Mittwoch, 10. Oktober
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