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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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eine Krämerin zeterte, weil er ihre Kiepe angerempelt hatte, ein behäbiger Handwerker wich ihm aus und trat einem Bierkutscher auf den Fuß. Dessen Kommentar war lehrreich für uns alle.
    Endlich konnten auch wir unsere Pferde auf die hölzernen Bohlen der Fähre führen. Ismael entrichtete den Lohn aus seinem Beutel, und das Gefährt machte sich, von der Strömung getrieben, auf seinen beschaulichen Weg zum linken Rheinufer auf.
    Unsere Tiere waren ausgezeichnet ausgebildet, sie zeigten keine Aufregung, selbst als der magere Mann sich ihnen näherte.
    Ich blieb ebenso gelassen, doch als ich seine Hand an meinem Gürtel bemerkte - eine windhauchzarte Berührung nur -, erlaubte ich mir, sie zu fassen, ihm das Gelenk umzudrehen und ihn auf die Knie zu zwingen.
    Er stöhnte gepeinigt auf. Gut so; ich wusste, was wehtat. Freundlich lächelte ich ihn an.

    »Ein Beutelschneider!«
    »Aber nein, Herr«, winselte der Magere. »Es war nur das Schwanken der Fähre.«
    Doch die Aufmerksamkeit der anderen Passagiere war geweckt, und ein jeder tastete nach seiner Barschaft. Die Krämerin, der Handwerker und der Bierkutscher hatten daraufhin nichts dagegen, dass ich den Kerl in den Fluss warf.
    Der Fährmann zuckte mit den Schultern, als ein Pfaffe zu protestieren begann.
    »Er wird in der nächsten Biegung ans Ufer gespült, wenn er nicht so dumm ist unterzugehen«, beschied der Flussmann ihn.
    »Und beschwerendes Gut trägt er ja auch nicht mehr bei sich«, erklärte Ismael und händigte den drei Bestohlenen ihre Beutel aus.
    So viel zu Taschendieben.
     
    Die Burg Langel ragte in der Stromschleife über dem Auenwald auf. Nicht eine Anhöhe schützte sie vor Eindringlingen, sondern ein Wassergraben, der sich rund um die trutzigen Ringmauern zog. Wir ritten in gemütlichem Schritt auf sie zu, und in stillem Einvernehmen schlugen wir nicht den direkten Weg zur Torburg ein, sondern umrundeten die Anlage zunächst einmal. Es war eine Erfahrung aus vielen Jahren, dass es immer gut war, sich mit dem Gelände vertraut zu machen, auf dem man die nächste Zeit verbringen würde.
    Gen Süden schlossen sich an die langgestreckte Mauer mit dem Wehrgang die Felder an, deren saftig grüne Halme im leichten Wind wie Wellen wogten. Hier ragte auf der Landseite der Palas auf, ein viereckiger Wohnturm, doch zinnenbewehrt. Wenige Schritt weiter hatten wir den östlichen Wehrturm umrundet und trafen auf das Dörfchen, das sich im Schutz der Burg angesiedelt hatte. Kein großes Dorf, nur eine lockere Ansammlung von Häusern um eine
Kirche, von deren Turm das blecherne Scheppern einer gesprungenen Glocke erklang.
    »Da scheint jemand was zu verkünden zu haben«, sagte ich und wies mit dem Kinn auf die Gruppe von Weibern, Kindern und in staubigen Kitteln steckenden Landarbeitern.
    »Euer Kommen, Meister?«
    »Kaum, Junge. Eher das Kommen eines großen Unheils.«
    »Meinte ich doch.«
    »Bengel!«
    Wir blieben in gebührendem Abstand stehen, um der laut tragenden Stimme des Predigers zuzuhören, der das Publikum in seinen Bann geschlagen hatte. Da er seine feurige Rede vor der Kirche hielt, nahm ich an, dass es sich nicht um den örtlichen Pfarrer handelte, sondern um einen der zahllosen Wanderprediger, die derzeit das kosmische Geschehen zum Anlass nahmen, die Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen, um sie dann für ihre Erlösung zahlen zu lassen.
    Und richtig: Auch hier war der fallende Stern, der seit zehn Tagen am nächtlichen Himmel seinen immer länger werdenden Schweif zeigte, Gegenstand der Mahnungen. Wortreich beschwor der Mann das Ende der Welt, die Vernichtung der Sünder, das Kommen von Seuchen und Überschwemmungen, Hunger, Elend und plötzlichen Tod. Es verfehlte nicht seine Wirkung, das gutgläubige Volk seufzte und schauderte, heulte und klapperte mit den Zähnen.
    Und mit den Münzen.
    Ein billiges Spiel, und so gefahrlos. Denn der Stern würde nicht fallen, sondern seine Bahn über das Firmament ziehen, so wie die Gelehrten es vorhersagten. Aber das war für die einfältigen Bauern nicht einsichtig, sie glaubten lieber an die hereinbrechenden Katastrophen. Das war bei Weitem unterhaltsamer, vor allem, wenn man sich ausmalen konnte, wie es den sündigen Nachbarn traf.

    »Reiten wir weiter, Ismael, sonst betrachten sie dich noch als den Boten der Hölle.«
    »Mich, Meister?«
    »Du hast ein diabolisches Grinsen.«
    »Und Ihr seht aus wie die Sünde, Meister, und die Weiber erkennen in Euch den höllischen Versucher.«
    »Ich

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