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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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manchmal weniger.«
    Wieder nickte der Knappe.
    »Ich heiße Dietrich von Lingenfeld, und du?«
    »Nenn mich Ismael.«
    »Wie du willst. Die Badestube ist hinter der Küche. Aber erwarte nicht zu viel, es gibt nur einen Bottich und eine Kohlepfanne zum Wärmen. Wenn dein Herr Seifen und Öle braucht, musst du sie selbst beschaffen.«
    »Habe ich dabei. Seife aus Aleppo, das Barbiermesser aus Damaszenerstahl und duftende Öle aus Alexandria.«
    Dietrich schnaubte leise.
    »Ein anspruchsvoller Herr, dein Meister.«
    Ismael grinste den Knappen an.
    »Verwendet der deine Sand und Bimsstein zur Reinigung?«
    Das erste Mal huschte ein kleines Lächeln über Dietrichs ernstes Gesicht.
    »Auf den Mund gefallen bist du nicht, was?«
    »Auf alle möglichen anderen Körperteile zwar schon, aber auf den nicht. Du hast meinem Herrn die Einladung des Ritters überbracht. Weißt du, warum er ihn hierhaben will?«
    »Ich nehme an, um den Anwesenden aufzuspielen. Das ist doch sein Beruf.«
    Ismael nickte. Der Knappe wusste in der Sache augenscheinlich auch nicht mehr. Aber über die Anwesenden konnte er ihm das eine oder andere noch verraten, und das tat er auch einigermaßen bereitwillig. Vor allem verriet er
ihm, dass der weiße Zelter, der neben dem schwarzen Ross des Ritters friedlich sein Heu malmte, der Jungfer Engelin gehörte, der Tochter des Kölner Handelsherrn Hinrich van Dyke. Es kostete Ismael äußerste Mühe, seine Bemerkung dazu bei sich zu behalten.
    Als er schließlich mit seiner Ausbeute an Informationen zufrieden war, nahm er das Gepäck wieder auf, und während er die Treppe zu den hölzernen Außengängen emporstieg, schloss er, dass Dietrich ein loyaler Jüngling von großer Selbstzucht war, was entweder auf einen gut ausgeprägten Überlebensinstinkt oder echte Achtung und Respekt vor dem Ritter Ulrich zeugte. Trotzdem, irgendwas war ihm an dem Knappen aufgefallen, das an ihm nagte. Irgendeine Ungereimtheit. Er schob die Frage aber erst einmal beiseite, stellte das Gepäck vor dem Eingang zum Palas ab und machte noch einen Abstecher in die Küche, um einer Magd Anweisungen zu geben, Wasser im Kessel heiß zu machen. Dann suchte er wieder das Gemach auf, das ihnen zugewiesen worden war.

Baden und Barbieren
    Ismael traf mich in Grübeleien versunken an und legte die Bündel auf das Bettpolster neben meine Laute in ihrem Lederwams.
    »Ihr seht aus, als ob großmächtige Gedanken Euer Hirn bewölkten.«
    »Je nun, Ismael. ›Ich saß auf einem Steine …‹«
    »Stimmt nicht, Meister, Ihr sitzt in einem Sessel.«
    Ich nahm Denkerhaltung ein.
    »›…und kreuzte meine Beine, darauf stützt’ ich den Ellenbogen und hielt in meiner Hand geborgen das Kinn und meine Wange.‹«
    »Also gut, stimmt. Eine prächtige Pose. Sie steht Euch.«
    »›Ich fragte mich grad bange, wie man in dieser Welt jetzt sollte leben.‹«
    »Und?«
    »›Keinen Rat konnt ich mir geben.‹«
    »Nanu, Meister, Ihr seid doch sonst nicht so ratlos?«
    »Tja, der Herr Walter wird eben reichlich überschätzt, wenn du mich fragst, Ismael. Er hatte auch nicht auf alles eine Antwort.«
    »Oh, Ihr habt aus dem Buch zitiert.«
    »Richtig. Du bist ein schlauer Bursche. Und der Meister von der Vogelweide war ein Auftragsschreiber, weshalb man ihn zu jedem passenden oder unpassenden Anlass zitieren kann. ›Wes’ Brot ich ess …‹ und so weiter.«
    »Auch heute Abend?«
    »Nein, mein Junge, da werde ich wohl die Lieder aus den bäuerlichen Gesängen bemühen. Die niedere Minne erheitert doch meist die Gemüter. Und heiter könnte es werden.«
    »Dann solltet Ihr zuvor ein Bad nehmen und Euch barbieren lassen, damit Ihr auch ein heiteres Bild abgebt.«
    »Ein guter Vorschlag. Du hast die Badestube gefunden?«
    »Hinter der Küche, Meister, wie zu erwarten. Ich habe die Magd bereits angewiesen, das Wasser für Euch zu erhitzen.«
    Ein Musterknabe, dieser Ismael!
     
    Während das Badewasser wärmte, packte Ismael unsere Habseligkeiten aus, und ich besuchte die Burgküche. Sie lag im ersten Stock über den Hühnerställen, und man gelangte vom Palas durch einen Gang dorthin, der ebenfalls in den Rittersaal führte. Das war klug eingerichtet, denn so konnten die Speisen direkt vom Herd zu den Tafeln getragen werden. Ich wollte die Köchin um einen Happen für mich und Ismael bitten. Wenn wir für die Abendunterhaltung zu sorgen hatten, dann war es ratsam, vorher etwas zu essen, denn an den gedeckten Tischen war kein Platz für den Sänger.

    In dem

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