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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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den
Gang entfernt hatte, trat er vor und scannte die Tür mit der
Waffe. Seine Lippen bewegten sich. Er lehnte sich neben der
Tür an die Wand und stieß sie mit der Mündung
auf. Ein dünner Stab schob sich aus der Waffe ins Labor
hinein. Nach einer Weile wurde er wieder eingefahren, der Mann
trat vor und drehte sich um. Er entfernte das Plastikband von der
Tür und schüttelte es sich nach mehreren Versuchen von
der Hand. Er warf Janis einen Blick zu, dann trat er ins
Labor.
    »Alles okay«, hörte sie ihn rufen, gefolgt
von einem neuerlichen Hustenanfall.
    Das Labor war noch im gleichen Zustand, wie sie es verlassen
hatte. Ein hoher Käfigturm, ein mit dem Analysator
verkabeltes Terminal, ein Labortisch, ein Abzug, Glasgeräte,
ein großer Kühlschrank mit Gefrierabteil –
dessen Tür offen stand. Der Mann stand davor und blickte
erstaunt auf den Gewehrschaft nieder. Er hustete, schlug sich die
Hand vor den Mund.
    »Hier schwirren psychoaktive Stoffe in der Luft
herum«, sagte er.
    Janis hätte ihn beinahe zur Seite geschubst. Die im
Kühlschrank verwahrten Reagenzgläser waren
säuberlich gestapelt, die Etiketten wiesen nach vorn, als
hätte man sie für ein Foto ausgerichtet. Was durchaus
denkbar war. Auf keinen Fall hatte sie selbst sie so angeordnet.
Jedes Röhrchen – das wusste sie – war nur wenige
Millimeter lang.
    »Oh, Scheiße!«
    Alles führt überall hin.
    »Wo liegt das Problem? Die Konzentration ist doch
ungefährlich, oder?«
    »Mal schauen. Woher wissen Sie das überhaupt? Nein,
bestimmt nicht – aber es könnte sein, dass die
Verunreinigung meine Experimente ruiniert hat. Die Messergebnisse
sind jetzt für den Arsch.«
    Auf einmal wurde ihr bewusst, dass sie wie Kollegen Wange an
Wange auf einen kleinen Bildschirm blickten. Sie rückte von
ihm ab und öffnete ein Fenster, stellte den Abzug an.
Übersprungshandlungen. Nutzlos.
    »Wer sind Sie eigentlich?«
    »Oh. Tut mir Leid.« Er nahm das Gewehr in die
Linke, richtete sich gerade auf, streckte ihr die Rechte hin.
    »Ich heiße Moh Kohn. Ich bin ein
Schutzsöldner.«
    »Sie kommen anscheinend ein bisschen
spät.«
    Er schüttelte ihr stirnrunzelnd die Hand.
    »Da liegt wohl ein kleines Missverständnis vor. Ich
war heute Nacht an anderer Stelle eingesetzt. Bin bloß
zufällig hier vorbeigekommen. Wer ist eigentlich für
die Bewachung dieses Traktes zuständig?«
    Janis schlüpfte in den Laborkittel und setzte sich auf
einen Hocker.
    »Der Büroschutz, glaube ich.«
    »Die Kelly Girls«, schnaubte Kohn. Er zog einen
Stuhl zu sich heran, ließ sich darauf niedersinken und
blickte Janis entwaffnend an.
    »Was dagegen, wenn ich rauche?«
    »Nein.« Es machte ihr wirklich nichts aus. Es war
ihr schnurzegal. »Und danke, ich rauche nicht.«
    Er holte eine Schachtel Benson & Hedges Moscow Gold hervor
und steckte sich eine an.
    »Das Zeug ist beinahe so schädlich wie
Tabak.« Janis konnte sich die Bemerkung nicht
verkneifen.
    »Sicher. Die durchschnittliche Lebenserwartung
beträgt in meiner Sparte fünfundfünfzig Jahre, mit
sinkender Tendenz, also was soll’s?«
    »In Ihrer Sparte? Ach ja, die Sicherheit. Aber warum tun
Sie’s dann?«
    »Von irgendwas muss der Mensch schließlich
leben.« Kohn hob die Schultern.
    Er legte eine Karte auf den Labortisch. »Das sind wir.
Forschungseinrichtungen, Universitäten, verdienstvolle
Unternehmungen, das ist unsere Spezialität.«
    Janis betrachtete misstrauisch die holografische
Geschäftskarte.
    »Ihr seid Kommunisten?«
    Kohn inhalierte tief und hielt einen Moment den Atem an, bevor
er antwortete.
    »Scharf beobachtet. Auf einige von uns trifft das zu,
aber der Hauptgrund, weshalb wir diesen Namen gewählt haben,
war, dass wir etwas Eindrucksvolles wollten, das zugleich auch
modisch klingt. Später – als wir uns Marktforschung
leisten konnten – stellten wir fest, dass die meisten Leute
glaubten, Felix Dserschinskij habe dem Bolschoi-Ballett
angehört und nicht den Bolschewiken.«
    Janis breitete die Arme aus.
    »Sagt mir gar nichts«, meinte sie. »Ich hab
mich bloß an dem
›Arbeiterverteidigungskollektiv‹ gestoßen.
Darauf… stehe ich nicht besonders. Ich habe die Erfahrung
gemacht, dass man von bewaffneten Politfreaks auf der
Straße ausgeraubt wird.«
    »Aha«, sagte Kohn. Er machte den Eindruck, als
entfalte das THC allmählich seine Wirkung. »Eine
Liberale. Vielleicht sogar eine Libertarierin. Erinnern
Sie sich an die

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