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Das Tagebuch der Eleanor Druse

Das Tagebuch der Eleanor Druse

Titel: Das Tagebuch der Eleanor Druse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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auf dem Schutzumschlag von Naked Lunch? Oder an den Bestattungsunternehmer vom Oak Lawn Funeral Home, der meine Eltern beigesetzt hatte?
    Hinter ihm an der Wand sah ich einen Feuermelder.
    Im Brandfall Scheibe einschlagen, dachte ich. Aber diese Worte standen weder auf noch neben dem Feuermelder. Sie waren auch gar nicht nötig, denn in einer Psychiatrischen Abteilung durfte es kein Glas geben, das zerbrechen konnte.
    Ich weiß nicht, warum mir diese Worte einfielen. Sie waren mir einfach so in den Sinn gekommen.
    Der Mann hob seine knochige Hand und klopfte an die Tür der Stationszentrale. 
    Die Schwester nahm den Hörer nicht vom Ohr, während sie die Fensterklappe in der Tür öffnete und dem Mann einen kleinen Pappbecher mit Tabletten und einen weiteren mit einem Schluck Wasser reichte.
    Der Alte nahm die beiden Becher entgegen, starrte mich finster an und fragte: »Willst du wissen, was Liebe ist?«
    Seltsamerweise bekam ich bei dieser Frage eine Gänsehaut und fing an, am ganzen Leib zu zittern.
    Die Schwester verzog das Gesicht, als würde der Alte sie schon seit Wochen nerven. Sie hielt sich das freie Ohr zu und presste den Hörer fester an das andere. »Tut mir Leid«, sagte sie ins Telefon, »könnten Sie das bitte noch einmal wiederholen?«
    »Willst du wissen, was Liebe ist?«, plärrte der Alte im Flügelhemd durchs Fenster herein.
    Ich schnappte nach Luft und starrte ihn an. Woher kannte ich ihn bloß? War er vielleicht der Priester von St. Dymphna, den sie wegen Kindesmissbrauchs verhaftet hatten? Nein, aber …
    Die Schwester bedeutete ihm mit einer Handbewegung, dass er verschwinden sollte, und setzte ihr Telefongespräch fort.
    Der Alte nahm die Tabletten ein und kippte das Wasser hinterher. Dann zerknüllte er die Pappbecher zu kleinen Kugeln.
    »Ihr steckt doch alle unter einer Decke. Glaubt bloß nicht, dass ich das nicht weiß«, sagte er und starrte mich penetrant an, als wartete er auf eine Antwort.
    »Ich werde ein Gebet für Sie sprechen«, bot ich an. »Gott segne Sie.«
    »Selig sind die Jungen«, erwiderte er, »denn sie werden die Staatsverschuldung erben. Wusstest du, dass Gott eigentlich aus drei Personen besteht? Vater, Sohn und heiliger Geist, alles in einem. Wie dieses kalorienreduzierte Bier aus der Werbung: schmeckt gut, macht nicht dick und verpasst einem trotzdem die volle Dröhnung.« Er stieß ein meckerndes Lachen hervor, drehte sich um und schlurfte den Korridor zurück. Während er sich langsam entfernte, konnte ich durch den Schlitz in seinem nicht ganz zugeschnürten Flügelhemd seinen schlaffen und faltigen Hintern sehen.
    Im Brandfall Scheibe einschlagen.
    »Von ihrer Familie habe ich immer noch niemanden erreicht«, sagte die Schwester am Telefon. Dann blickte sie zu mir und lächelte. »Aber Mrs. Druse ist hier. Vielleicht kann sie uns helfen.«
    Gerade als Schwester Werling auflegte, ertönte Bobbys Piepser. Er blickte auf das Gerät und murmelte, er müsse jemanden von der Ambulanz abholen.
    »Mom, kommst du bitte runter zu Otto in die Pforte, wenn du hier fertig bist? Ich möchte nicht, dass du bei diesem Wetter allein nach Hause fährst, ist das klar?«
    »Ich liebe dich, Bobby«, erwiderte ich.
    »Ich dich auch, Mom«, brummte er.
    Laurel Werling war eine angenehme Person, und ihr Verhalten ließ sie noch jünger erscheinen, als sie ohnehin schon war. Sie wirkte etwas unsicher, als hätte sie normalerweise eine andere Schwester über sich, die heute Nacht frei hatte.
    Sie tätigte noch einige Anrufe, um auch wirklich sicherzustellen, dass alles geschah, was im Falle eines versuchten Selbstmords Vorschrift war. Dabei erfuhr ich, dass die Polizisten Madeline in ihrer Küche gefunden hatten. Sie hatte am Herd das Gas aufgedreht und den Kopf auf einem Kissen in das Backrohr gelegt. Auf der Küchentheke hatten die Beamten das leere Fläschchen eines Schmerzmittels gefunden.
    Schwester Werling erklärte, dass Madeline nicht bereit oder nicht in der Lage sei, dem Personal Aufschluss darüber zu geben, wie man ihre Familie erreichen könne. Sie habe kein räumliches und zeitliches Orientierungsvermögen mehr und sei auf ein kindliches Trotzstadium regrediert. Der einzige Name, der regelmäßig in ihren Äußerungen aufgetaucht war, sei meiner gewesen.
    Ich erklärte mich sofort bereit, so gut es ging zu helfen, musste aber eingestehen, dass ich zwar viele Stunden mit Sterbenden auf der Station Sonnenschein verbracht hatte, jedoch keinerlei Erfahrung im Umgang mit

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