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Das Tahn-Kommando

Titel: Das Tahn-Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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sich.
    Wie die meisten Aufgaben auf Dru drehte sich auch die, mit der Dynsman beschäftigt war, um ein äußerst exotisches, teures und tödliches Produkt. Diese zarte Muschel wurde in vielen Sonnensystemen ihres unglaublichen Geschmacks und ihrer sagenhaften Wirkung als Aphrodisiakum wegen gepriesen. Dabei handelte es sich um die mutierte Form eines zweischaligen Lebewesens, das durchschnittlich ein Kilo köstlichen Fleisches enthielt und von einer rasiermesserscharfen Schale von ungefähr einem halben Meter Durchmesser geschützt war.
    Es hatte mehrere Jahrhunderte geduldiger Züchtung erfordert, bis die Mollusken die gegenwärtige köstliche Konsistenz erlangt hatten. Das Problem für den Jäger bestand nun darin, dass die gleichen Gene, die sie so groß und schmackhaft gemacht hatten, ihre Entsprechung in der überraschenden Mobilität der Tiere fanden. Die Wesen lebten vorwiegend im schlammigen Sand kühler Meere, in denen es vor Krill wimmelte.
    Zur Nahrungsaufnahme öffneten sie ihre riesige obere Muschelhälfte wie einen Fächer und transportierten die Mikroorganismen in ihr Magen-Filtersystem. Die Muschel konnte weder sehen noch fühlen und orientierte sich in ihrer Umwelt hinsichtlich der Paarung oder drohender Gefahr mittels eines hoch entwickelten Geruchssinns. Aus diesem Grund arbeiteten die Muscheljäger auch, entgegen aller Tradition, bei Ebbe. Theoretisch überlagerten die fauligen Gerüche von der Küste den Geruch eines nahenden Muscheljägers. Aber nur, bis der Jäger noch etwa einen Meter entfernt war. Dann nahm die Muschel ihn doch noch wahr, bekam Angst und grub sich tiefer in den Schlamm, wobei sie eine Perlenkette aufsteigender Blasen hinterließ. In diesem Moment fing sie der Jäger; oder, wie im Falle Dynsmans, er versuchte es zumindest.
    Dynsman war wie alle anderen Jäger mit einem Austernkolben ausgerüstet. Er bestand aus einem Paar etwa anderthalb Meter langer Stangengriffe mit einer sehr scharfen Schaufelzange am anderen Ende, deren Greifschalen mit einer Feder versehen und wie ein Sieb durchlöchert waren. Der Kolben wurde stets in Bereitschaft gehalten, während der Jäger durch die Brandung watete und aufmerksam nach den Luftblasen aufgescheuchter Mollusken Ausschau hielt. Dann zielte man unter Berücksichtigung der Lichtbrechung durch die Wasseroberfläche auf den Punkt, an dem die Blasen gerade verschwunden waren, stieß die Schaufelzange genau im richtigen Moment in den Schlamm und löste den Federmechanismus aus. Dann wurde der Austernkolben an die Oberfläche gehievt, wobei Schlamm und Wasser durch das Sieb abflossen, und die Muschel in das Schaumstofffloß geworfen, das hinter dem Jäger angebunden war.
    Dynsman war so schlecht bei diesem Job, wie man nur sein konnte. Nie konnte er den Ausgangspunkt der Blasen richtig bestimmen, und in jeder zweiten Schicht kippte er beim letzten Gang zum Strand sein Floß um. Das wiederum bedeutete, dass sein Brotkorb sehr, sehr hoch gehängt wurde, denn auf Dru hingen die Lebensmittelzuteilung und das gewährte Ausmaß an Luxus von der Leistung des Gefangenen ab. Nach nur einem Monat auf Dru standen Dynsmans Rippen in einem Winkel von ungefähr dreißig Grad von seiner eingefallenen Bauchdecke ab. Als wäre es mit dem langsamen Verhungern nicht getan, drückte der Grobian Chetwynd, der Oberschurke unter den Muscheljägern, Dynsman bei Gelegenheit sein Handgelenk in den Nacken und ließ ihn das vollführen, was Chetwynd »das Hühnchen« nannte.
    Dynsman bewegte sich wieder langsam vorwärts und tastete mit den Füßen nach den einigermaßen ebenen Stellen auf dem Meeresboden. Plötzlich strebte eine Reihe Blasen der Oberfläche zu, und Dynsman wäre fast in Panik ausgebrochen.
    Blind rammte er den Austernkolben nach unten und drückte auf den Auslöser. Eine Million Blasen stiegen auf, und Dynsman stieß ein fast schon hysterisches Lachen aus, als er den Kolben herauszog und eine riesige Muschel in der Zange hatte. Er löste den Federmechanismus und schleuderte das Tier auf das Floß. ›Na also‹, dachte er. ›Endlich hast du es kapiert.‹ Mit gestärktem Selbstbewusstsein watete er weiter. Doch schon kehrten die alten Zweifel und Ängste zurück. All die Geschichten, die er im Dorf gehört hatte, von allen möglichen Viechern, die nur darauf warteten, einen Anfänger anzufallen, der sich in falscher Sicherheit wiegte.
    Dynsman hatte einen solchen Angriff noch nicht mit eigenen Augen gesehen, doch er hatte die Leichen gesehen, die

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