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Das Tahn-Kommando

Titel: Das Tahn-Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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Chetwynd und seine Spießgesellen an Land gezogen hatten. Angeblich gab es so einiges, wovor man sich in diesen Gewässern fürchten musste, doch vor allem zwei Kreaturen bevölkerten die Erzählungen und die schweißtreibenden Träume der Gefangenen. Das zweitgefährlichste Lebewesen, das es ebenfalls auf die Muscheln abgesehen hatte, war die Muräne. Einer Schlange nicht unähnlich, bewegte sie ihren drei Meter langen Körper mittels unaufhörlich kontrahierender Muskeln durchs Wasser. Der Schwanz am Körperende diente dabei als Ruder – oder bei einem Angriff als Klammerarm.
    Die Muräne hatte einen riesigen Kopf, dessen Unterkiefer ausgehakt werden konnte, was dem Tier wiederum erlaubte, sich in Beutestücke zu verbeißen, die weitaus größer waren als der Umfang seines schlauchartigen Körpers. Wie bei den meisten Tiefseebewohnern war auch das Fleisch der Muräne sehr fest und muskulös, was ihr eine für ihre Größe enorme Kraft verlieh. Augenzeugen zufolge hatte eine Muräne, nachdem sie sich in ein aus einem Boot heraushängendes Bein verbissen hatte, nicht nur das Bein, sondern den ganzen Mann mitsamt dem Boot unter Wasser gezogen. Dynsman erinnerte sich immer wieder daran, dass die Muränen zum Glück nicht bei Ebbe auf Nahrungssuche gingen. Die Jäger sahen sich vor allem auf dem Rückweg vor, wenn die Wellen wieder gegen den Strand donnerten.
    Am gefürchtetsten war jedoch der Gurion. Dieses Ding war stets hungrig und ständig auf Beute aus.
    Erst jetzt fiel Dynsman auf, dass er sich in hüfthohem Gewässer aufhielt, einer Tiefe, die der Gurion für die Jagd bevorzugte. Er hatte noch nie eines von diesen Viechern gesehen, und er legte auch keinen besonderen Wert darauf. Angeblich sahen sie aus wie die Seesterne auf der Erde, nur viel größer – der Körper maß ungefähr zwei Meter im Durchmesser. Auf ihren vielen Beinen konnten sie sich über drei Meter hohe Wellen aus dem Meer erheben. Ein Gurion konnte im Wasser so schnell rennen wie ein Mensch an Land.
    Man konnte ihnen also nicht entkommen. Ihre Außenhaut war fast obszön weiß und von dicken Knoten übersät.
    Mit den großen Saugnäpfen an ihren Beinen konnten sie sogar eine Muschelschale aufreißen; dann stülpten sie ihren Magen, der mit einer Reihe nadelspitzer Zähne besetzt war, nach außen über ihre Beute, packten das weiche Fleisch und stülpten den Magen wieder nach innen, wobei der noch lebende Beuteorganismus zugleich zerrissen und verdaut wurde.
    Dynsman wollte niemals einem lebenden Gurion begegnen. Nach seiner Verbannung nach Dru hatte sich Dynsman schon des Öfteren gefragt, ob er nicht besser damit gefahren wäre, sich der Justiz der Erstwelt zu stellen. Er hatte sich schon immer missverstanden gefühlt, doch hier auf Dru waren seine Talente völlig nutzlos. Eigentlich hielt er sich für einen Menschen, der in jeder Gesellschaft irgendwie zurechtkam; er kannte keinerlei Vorurteile. Alles, was er wollte, war das tun, was er am besten konnte: Sachen in die Luft jagen – und sich nach getaner blutiger Arbeit mit ein paar guten Kameraden in einer Kneipe vergnügen.
    Chetwynd hatte dem ein Ende bereitet. Dynsman machte nicht das Tahn-System für seinen gegenwärtigen Zustand verantwortlich. Er hatte einen falschen Schritt getan und war erwischt worden. Dynsman machte seine hinterhältigen Kumpane dafür verantwortlich.
    Was danach geschah, war eigentlich zu erwarten gewesen.
    Chetwynd war nur einer der vielen Gefangenen-Bosse, die in den über Dru verteilten isolierten Dörfern das Zepter schwangen. Die Tahn, Faschisten, die sie nun einmal waren, hatten die Gefängniskolonie von Dru nur zu einem Zweck geschaffen: um Verbrecher einzusperren. Dabei machten sie keinen Unterschied zwischen politischen und kriminellen Gefangenen. Ob man eine Bank ausraubte oder ein Streikplakat hochhielt, das war für die Tahn das gleiche. Aber Faschisten oder nicht, sie waren auch sehr praktisch veranlagt. Wenn sie schon eine Gefängniswelt unterhielten, dann sollte die gefälligst für sich selbst sorgen, oder noch besser, Profit abwerfen.
    In Dynsmans Gegend hatten die Tahn eine riesige Muschelfarm angelegt. Zwanzig Gramm Muschelfleisch brachten in der High Society der Tahn ein kleines Vermögen. Weiter im Inland rollten Moschus produzierende Pflanzen wie trockene Grasballen durch eine ausgedehnte Wüstenlandschaft. Da sie außerdem eine ätzende Säure verspritzten, wenn man sie aufhielt, wurde die Ernte mit dem Leben vieler Gefangener bezahlt.

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