Das Tahn-Kommando
Dru unter extremem Stress starben, waren ihre Körper mit der Droge voll gepumpt. Das Problem bestand darin, den Körper sicherzustellen und rechtzeitig einzufrieren, bevor der Zerfall einsetzte.
Zwar starben ziemlich oft Gefangene auf Dru, doch die meisten unter Umständen, die ein Recycling ihrer Leichen unmöglich machte. Das war einer der Gründe, weshalb keiner der Gefangenen, die auf den Gefängnisplaneten geschickt wurden, jemals wieder auftauchte – außer in einem Leichensack.
Ein »guter« Körper, das fanden Sten und Alex schnell heraus, wurde direkt nach Heath geschickt.
Die Verwertung fand aus zwei Gründen nicht auf Dru statt: einmal war es so gut wie unmöglich, entsprechend qualifizierte Techs zu finden, die sich in ein Höllenloch wie Dru verpflichten ließen, und zum anderen die Tatsache, dass der Extrakt des Sekrets aus der Hirnanhangdrüse wie alle Schmerzmittel ein wunderbares Opiat war. Wer von den Tahn-Kriegslords auf die Idee gekommen war, Gefangene zur Herstellung von Opiaten zu verwenden, war schlau genug gewesen, einer ohnehin schon problembelasteten Welt wie Dru nicht auch noch Zugang zu einem erstklassigen Rauschmittel zu verschaffen. Sobald genug Gefangene gestorben, rechtzeitig tiefgefroren und eingetütet waren, eskortierten zwei Wachleute die Leichen nach Heath. Das war – bis auf die normale Urlaubstour nach dreijährigem Dienst – der einzige Weg, Dru zu verlassen. Wer die Leichen begleiten durfte, wurde dabei mittels einer Lotterie ausgelost.
Am Ende des langen Abends schielten sich Sten und Alex zwar über das letzte von zu vielen Narkobieren an, doch immerhin hatten sie ihren Fluchtweg gefunden. Für Dynsman und für sich selbst.
Kapitel 24
Schritt eins war Alex’ Geschichte. »Oje«, gähnte er gespielt. »Noch nicht einen Monat auf Dru, und ich kenne deine besten Geschichten schon.«
»Vielleicht hast du ja ’ne bessere, Ohlsn«, stichelte der Wachmann. Der untersetzte Schotte war bei den anderen Wärtern als origineller Charakter bekannt und hatte sich nicht zuletzt dadurch beliebt gemacht, dass er nichts dagegen hatte, die eine oder andere Runde auszugeben.
»Wenn ich schon zahle, kannst du gefälligst die Klappe halten und zuhören.«
Es wurde still.
»Ich erzähle eine Geschichte von der guten alten Erde, aus den Zeiten noch vor dem Imperator. Damals, als wir Schotten noch mit nackten Beinen über diese kleine grüne Insel rannten.
Doch schon damals, noch vor dem Imperator, gab es ein Imperium. Es nannte sich das Römische Imperium.
Und weil sie so viel Schiss vor den kleinen Schotten hatten, bauten die Römer eine mordsgroße Mauer quer durch die Insel. Wir waren auf der einen Seite und sie auf der anderen.
Das Bauwerk hieß Hadrianswall.
Aber auch schon damals wurden Geschäfte gemacht.
Natürlich gab es Tore in dieser Mauer, damit die Leute von einer Seite auf die andere marschieren konnten.
Und natürlich gab es Wachen an den Toren.
Am fraglichen Abend standen also zwei Mann an dieser Mauer Wache, Marcus und Flavius …«
Schritt zwei war Sten.
Zunächst einmal mussten sie schnellstens Dynsman finden. Als dritten Punkt mussten sie einen Weg finden, wie sie die Lotterie manipulieren konnten.
Jede dieser beiden Aufgaben erforderte Zugang zu einem Terminal und somit zum Zentralcomputer des Gefangenenplaneten.
Wärter durften keine individuellen Terminals besitzen, und die zur Verfügung stehenden Terminals wurden sorgfältig kontrolliert und gegen unbefugten Zugang mit einem Stimmencode gesperrt.
Sten hatte jedoch herausgefunden, dass die Spielmaschinen im Freizeitraum sehr hoch entwickelte Geräte waren. Wenn ein Wärter an ihnen gewann, konnte er sich seinen Gewinn sofort in Narkobieren auszahlen lassen (dafür gab es eigens eine Ausgabe) oder sich die Credits direkt auf sein Gehaltskonto überweisen lassen. Wer verlor, dem wurde natürlich der entsprechende Betrag sofort abgezogen. Sten musste diebisch grinsen, als er sah, dass es sich um die gleichen Maschinen handelte, mit denen er auf Vulcan aufgewachsen war – also genau die gleichen, die das Mantis-Team damals bei der Zerstörung der Fabrikwelt manipuliert hatte.
Während Alex die Wärter beschäftigte, schien Sten sich an einer dieser Maschinen die Seele aus dem Leib zu spielen. Dabei benutzte er die Maschine lediglich, um ihre Verbindung zum Zentralcomputer zu nutzen.
Sein Werkzeug bestand aus einer Mikro-Bluebox, die sie als Musikautomat getarnt mit nach Dru geschmuggelt
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