Das Tahn-Kommando
hatten, einer Hochleistungs-Energiequelle, die sie ebenfalls mitgebracht hatten, und seinem gelegentlich gegen die Maschine tretenden linken Fuß.
Sobald der Spielbildschirm aufflackerte, reagierte Sten. Er hämmerte auf die Tastatur und tastete sich aus dem System heraus. Dann eine Zugangsbeschränkung, lächerlich einfach. Er überlegte einen Augenblick und versuchte es dann mit einem anderen Code. Wieder einen Schritt weiter.
»… und dieser Marcus ist jetzt schon seit Jahr und Tag auf dieser kleinen Insel. Der arme Flavius hingegen ist erst seit einem Monat oder so dort, und der arme Kerl hat eine Mordsangst. Er kann das Essen nicht ausstehen, er kann das Wetter nicht ausstehen, und vor allem macht er sich wegen dieser Schotten ins Hemd.
›Musst dir keine Sorgen machen‹, beruhigt ihn Marcus. ›Jeden Abend so gegen neun wirst du Schreien und Lärmen und ein schreckliches Getöse hören. Das sind nur die Schotten, wenn sie aus ihren Schnapsbuden herauskommen.‹
Aber Flavius macht sich natürlich Sorgen …«
Auch Sten machte sich Sorgen. Er sah sich um. Alle Augen im Freizeitraum waren auf Alex gerichtet. Sten zog einen Mikrobohrer aus der Tasche und hielt ihn an die Rückseite der Maschine. Der Bohrer versank mit leisem Jaulen in der Blende. Sten verband den Anschluss am Bohrergriff mit einem Ausgang der Bluebox und drückte die ANALYSE-Taste. Die Bluebox summte geschäftig.
»… es ist also kurz vor neun, und dann fängt das Schreien und das Lärmen und das schreckliche Getöse an. Und tatsächlich, da kommt doch ein wilder Haufen Schotten die Straße hinab auf unsere kleinen Römer zu. Zottelhaarige, schmutzige Gestalten in Bärenfellen, mit großen Äxten und Breitschwertern bewaffnet.
Flavius weiß, dass er jetzt gleich sterben muss, hier auf dieser öden Insel, Lichtjahre von seinem herrlichen Rom entfernt, und deshalb fängt er an zu zittern.
Doch Marcus schaut nur auf diese schaurige Horde hinunter und grinst sein breites Grinsen.
›Schönen guten Abends sagt er.
›Verfluchte Römers tönt es von unten herauf, und jemand zieht ein Schwert aus der Scheide.
›Ihr seht heute Abend mal wieder fabelhaft aus‹, tönt Marcus hinunter.
›Verfluchte Römers ist die einzige Antwort, die er bekommt. Die Schotten kommen sogar noch näher heran, und Flavius kann bereits ihren stinkenden Atem riechen. Er ist ein toter Mann, das weiß er genau.
›Welch schöner Abends fährt Marcus fort.
Wieder ertönt es von unten: ›Verfluchte Römer.‹
Flavius macht die Augen fest zu, weil er nicht mit ansehen will, wie die Klinge ihm den Leib aufschneidet und das alles. Aber nichts geschieht.
Diese gewaltigen Killermonster marschieren eins nach dem anderen durch das Tor.
Und Flavius ist noch immer am Leben.
Er kommt wieder einigermaßen zu sich, holt zweimal tief Luft, grinst Marcus an und sagt: ›Du hast recht, diese Schotten sind gar nicht so schlimm.‹
›Siehst du, Kumpel, du lernst es schon noch‹, erwidert Marcus. ›Aber wenn in einer Stunde ihre Männer mit dem Saufen fertig sind, dann könnte es eventuell ein bisschen Ärger geben.‹«
Wie immer, wenn Alex bei der Pointe einer seiner Geschichten angelangt war, herrschte verständnisloses Schweigen. Eine Stille, die nur von zwei Dingen unterbrochen wurde:
Die Spielmaschine zeigte den korrekten Code an.
Sten war jetzt im Hauptcomputer.
Außerdem war sein Mikrobohrer wohl zu weit eingedrungen, denn das Zeichen AUSZAHLUNG blinkte, und ein Narkobier nach dem anderen fiel in den Ausgabeschacht. Kaum hatte Sten eilig die Bluebox und den Mikrobohrer ausgeschaltet, drehten sich die Wachleute schon wie ein Mann nach dem Rummsbums der Bierdosen um. Zwei Sekunden später hatte sich eine ansehnliche Delegation um den Ausgabeschacht versammelt.
»So ein verdammtes Glück«, sagte einer der Wachleute. »Ich spiele schon ein ganzes Jahr an dem blöden Ding herum, und das höchste der Gefühle waren mal zwei Biere. Seht euch das an!« Neben dem Zeichen AUSZAHLUNG wurden 387 Narkobiere angezeigt.
»Was zum Teufel soll ich mit dem ganzen Bier anfangen?« fragte Sten staunend.
»Mr. Keet, stellen Sie sich nicht dumm! Natürlich helfen wir Ihnen dabei, diese Biere auszutrinken, was, Leute?«
Sten und Alex wechselten einen Blick und machten sich auf einen sehr, sehr langen Abend gefasst …
Kapitel 25
Der kräftige Mann rekelte sich am Strand und blickte faul zu den Muscheljägern hinüber, die sich im Wasser abplagten. Ein halbes Dutzend
Weitere Kostenlose Bücher