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Das tapfere Schneiderlein - die schönsten Märchen der Brüder Grimm

Das tapfere Schneiderlein - die schönsten Märchen der Brüder Grimm

Titel: Das tapfere Schneiderlein - die schönsten Märchen der Brüder Grimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm Jacob Grimm
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D as tapfere S chneiderlein

    An einem Sommermorgen saß ein Schneiderlein auf seinem Tisch am Fenster, war guter Dinge und nähte eifrig. Da kam eine Bauersfrau die Straße entlang und rief: »Gute Marmelade zu verkaufen! Gute Marmelade!« Dem Schneiderlein lief das Wasser im Mund zusammen, es reckte seinen Kopf zum Fenster hinaus und rief: »Hierher, liebe Frau, hier werdet Ihr Eure Ware los.«
    Die Frau stieg mit ihrem schweren Korb die Stufen zu dem Schnei der hinauf und musste alle Töpfe vor ihm auspacken. Er besah sie, hob sie in die Höhe, hielt die Nase daran und sagte endlich: »Die Marmelade scheint mir gut zu sein. Gebt mir doch vier Löffel davon, liebe Frau, auf ein bisschen mehr oder weniger soll es mir dabei nicht ankommen.«
    Die Frau hatte gehofft, ein besseres Geschäft zu machen. Sie gab dem Schneiderlein, was es verlangte, und machte sich ärgerlich wieder auf den Weg.
    »Gott segne die Marmelade, dass sie mir ordentlich Kraft gebe«, rief das Schneiderlein. Es holte Brot aus dem Schrank, schnitt sich ein gutes Stück ab und strich die Marmelade darüber. »Das wird gut schmecken«, sagte es, »aber erst will ich die Weste fertig nähen.«
    Es legte das Brot neben sich, nähte weiter und machte vor Freude immer größere Stiche.

    Währenddessen stieg der Geruch von der süßen Marmelade hinauf an die Wand, wo viele Fliegen saßen. Sie wurden angelockt und ließen sich scharenweise auf dem Brot nieder. »Na, wer hat euch denn eingeladen?«, rief das Schneiderlein und jagte die ungebetenen Gäste fort. Die Fliegen aber, die kein Wort verstanden, ließen sich nicht abweisen, sondern kamen in immer größerer Zahl wieder.

    Da riss dem Schneiderlein der Geduldsfaden. Es zog einen Lappen hervor und mit den Worten »Wartet, euch will ich’s geben!« schlug es unbarmherzig zu. Als es den Lappen anhob und zählte, lagen nicht weniger als sieben Fliegen tot vor ihm und streckten die Beine.
    »Was bin ich nur für ein Kerl!«, rief es und bewunderte seine eigene Tapferkeit. »Das soll die ganze Stadt erfahren.« Schnell schneiderte es sich einen Gürtel und stickte mit großen Buchstaben darauf: »Sieben auf einen Streich«. Dann rief es: »Ach was, Stadt! Die ganze Welt soll davon erfahren!« Und sein Herz hüpfte vor Freude.

    Der Schneider band sich den Gürtel um und wollte in die Welt hinausziehen, denn für einen Mann seiner Tapferkeit schien ihm die Werkstatt nun zu klein zu sein. Bevor er loszog, suchte er im Haus nach Dingen, die er mitnehmen könnte. Er fand aber nichts außer einem alten Käse, den steckte er ein. Vor dem Stadttor bemerkte er noch einen Vogel, der sich in einem Strauch verfangen hatte, den steckte er zu dem Käse in die Tasche.

    Nun marschierte er tapfer los, und weil er leicht und beweglich war, fühlte er keine Müdigkeit. Der Weg führte ihn auf einen Berg. Als er den höchsten Gipfel erreicht hatte, saß da ein gewaltiger Riese und schaute sich ganz gemächlich um.

    Das Schneiderlein ging mutig auf ihn zu, sprach ihn an und sagte: »Guten Tag, Kamerad, nicht wahr, du sitzt da und betrachtest die weite Welt? Ich bin eben auf dem Weg dahin und will mein Glück machen. Hast du Lust, mitzugehen?«
    Der Riese sah den Schneider verächtlich an und sagte: »Du Knirps! Du jämmerlicher Zwerg!«
    »Von wegen!«, antwortete das Schneiderlein, knöpfte die Weste auf und zeigte dem Riesen seinen Gürtel.»Da kannst du lesen, was ich für ein Mann bin.«
    Der Riese las »Sieben auf einen Streich« und glaubte, es wären Menschen gewesen, die der Schneider erschlagen hätte. Er bekam ein wenig Respekt vor dem kleinen Kerl. Aber er wollte ihn erst prüfen, nahm einen Stein in die Hand und drückte ihn so stark zusammen, dass das Wasser heraustropfte. »Das mach mir nach«, sagte der Riese, »wenn du genug Kraft hast.«

    »Weiter nichts?«, fragte das Schneiderlein. »Das ist ein Kinderspiel für mich«, sagte es und griff in die Tasche, holte den weichen Käse heraus und drückte ihn, dass der Saft herauslief. »Nicht wahr«, sprach es, »das war ein wenig besser?«
    Der Riese wusste nicht, was er sagen sollte, und konnte es dem Männchen nicht glauben. Deshalb hob er wieder einen Stein auf und warf ihn so hoch in die Luft, dass man ihn mit den Augen kaum noch sehen konnte. »Nun, das mach mir nach«, rief er.
    »Gut geworfen«, sagte der Schneider, »aber der Stein ist doch wieder auf die Erde heruntergefallen. Ich werde einen werfen, der gar nicht wiederkommt.« Er griff in die

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