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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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für die geordnete Tätigkeit der Asien-Streitmacht blieben. Zudem sind die geltend gemachten Entschuldigungsgründe als triftig angesehen worden. Eine einfache Verwarnung wird daher gegen ihn ausgesprochen, auf daß sich derartige Unzulänglichkeiten nicht wiederholen mögen. Die Geschworenen haben befunden, daß der Mord nicht in ausdrücklicher und entscheidender Weise bewiesen werden konnte. An diesem Tage also wird der Heerführer nicht als Verräter und Missetäter angesehen, wenngleich die Aussage des Offiziers Sethi nicht einfach als verleumderisch bezeichnet werden kann. Da die Geschworenen wegen der Unklarheiten, die mehrere wesentliche Sachverhalte umgeben, sich nicht entschieden haben aussprechen können, ersucht das Gericht um eine Verlängerung der Untersuchung, damit die Wahrheit schnellstmöglich gefunden werde.«

39. Kapitel
    Der Älteste der Vorhalle goß ein Beet Schwertlilien, die zwischen den Hibisken wuchsen. Seit fünf Jahren war er Witwer und lebte allein in dem Herrenhaus im Südviertel.
    »Seid Ihr stolz auf Euch, Richter Paser? Ihr habt das Ansehen eines von allen geschätzten Heerführers beschmutzt, Verwirrung in den Gemütern gestiftet, ohne auch nur den Sieg Eures Freundes Sethi zu erwirken.«
    »Dieser war nicht mein Ziel.«
    »Wonach trachtetet Ihr?«
    »Nach der Wahrheit.«
    »Ach, die Wahrheit! Wißt Ihr denn nicht, daß sie flüchtiger als ein Aal ist?«
    »Habe ich denn nicht die Umstände einer Verschwörung wider das Reich ans Licht gebracht?«
    »Hört auf, Albernheiten daherzureden. Helft mir lieber, mich wieder zu erheben, und gießt behutsam etwas Wasser an die Füßchen der Narzissen. Das wird Euch eine Abwechslung zu Eurer gewohnten Forschheit sein.«
    Paser gehorchte.
    »Habt Ihr unseren Helden besänftigt?« Sethis Zorn wollte nicht verrauchen. »Was hat er denn gehofft? Heerführer Ascher mit einem kopflosen Streich zu Fall zu bringen?«
    »Ihr glaubt wie ich, daß dieser schuldig ist.«
    »Ihr seid recht aufdringlich. Ein Fehler mehr.«
    »Haben meine Beweisgründe Euch verwirrt?«
    »In meinem Alter bewegt mich nichts mehr.«
    »Ich bin vom Gegenteil überzeugt.«
    »Ich bin müde, diese langwierigen Ermittlungen sind nichts mehr für mich. Da Ihr das Ganze begonnen habt, verfolgt es weiter.«
    »Darf ich das so verstehen, daß …«
    »Ihr habt mich bestens verstanden. Meine Entscheidung ist getroffen, ich werde meine Meinung nicht mehr ändern.«
     
    Die Nachricht machte rasch die Runde im Palast und in den Amtsgebäuden: Zur allgemeinen Verwunderung entzog die Obrigkeit Richter Paser die Angelegenheit Ascher nicht. Wenngleich er zu keinem Erfolg gelangt war, hatte der junge Gerichtsbeamte etliche Würdenträger durch seine Zielstrebigkeit beeindruckt. Er hatte weder den Kläger noch den Beklagten bevorzugt und auch die Lücken der Untersuchung nicht verschleiert. Manche hatten gar, seine Jugendlichkeit völlig außer acht lassend, hervorgehoben, welch eine Zukunft ihm bevorstünde, auch wenn diese wegen der Persönlichkeit des Beschuldigten gefährdet sein konnte. Zweifelsohne hatte Paser unrecht daran getan, der Zeugenaussage von Sethi, diesem Helden eines Tages und wunderlichen Schwärmer, allzu großen Glauben zu schenken; obwohl die meisten nämlich, nach reiflicher Überlegung, von der Unschuld des Heerführers überzeugt waren, kamen alle darin überein, daß der Richter beunruhigende Sachverhalte an den Tag gebracht hatte. Das Verschwinden der fünf Altgedienten und der Diebstahl des himmlischen Eisens erschienen – sofern die Verschwörung, mit der dies alles in Verbindung stehen sollte, nicht bloße Einbildung war – als empörende Vorkommnisse, die nicht in Vergessenheit geraten durften. Das Reich, die Gerichtsobrigkeit, die Würdenträger, das Volk, alle erwarteten von Richter Paser die Enthüllung der Wahrheit. Pasers Benennung dämpfte Sethis Wut, der seine Enttäuschung in Panthers Armen zu vergessen suchte; er versprach dem Richter, nichts zu unternehmen, bevor sie nicht eine gemeinsame Vorgehensweise ausgearbeitet hätten. Er war zwar in der Würde eines Offiziers der Streitwagentruppe belassen worden, würde jedoch bis zum endgültigen Urteilsspruch an keinem Unternehmen mitwirken.
    Die sterbende Sonne vergoldete den Sand der Wüste und den Fels der Steinbrüche; die Werkzeuge der Arbeiter waren verstummt, die Bauern kehrten zu den Höfen heim, von ihrer Last befreit, ruhten die Esel sich aus. Auf den flachen Dächern der Häuser von Memphis

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