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Das Tor Zur Hölle

Das Tor Zur Hölle

Titel: Das Tor Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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abermals mit dem Fenster kämpfte. Ein fruchtloses Unterfangen; das Fenster hatte nicht die geringste Absicht, sich ihrem Willen zu fügen.
    Sie überlegte kurz, ob sie die Scheibe einschlagen und um Hilfe rufen sollte, doch sie verwarf die Idee sofort wieder. Frank würde ihr die Augen herausreißen, bevor die Nachbarn sich auch nur aus dem Schlaf gemüht hatten. Statt dessen schlich sie zurück zur Tür und öffnete sie knarrend einen Spalt. Soweit ihre Augen in der Lage waren, die Schatten zu deuten, war von Frank nirgends eine Spur zu sehen. Vorsichtig öffnete sie die Tür ein Stück weiter und trat abermals in den Flur hinaus.
    Die Dunkelheit war wie etwas Lebendes; sie erstickte sie mit finsteren Küssen. Ohne Zwischenfall wagte sie drei Schritte, dann einen vierten. Beim fünften (ihrer Glückszahl) reagierte ihr Körper selbstmörderisch. Erneuter Schluckauf übermannte sie, und ihre Hand war zu träge, um ihren Mund zu erreichen, bevor der Laut heraus war.
    Diesmal verhallte er nicht ungehört.
    »Da bist du ja«, sagte ein Schatten, und Frank glitt aus dem Schlafzimmer, um ihr den Weg zu verstellen. Seine Mahlzeit hatte ihn größer werden lassen — er schien so breit wie der Flur — und er stank nach Fleisch.
    Da sie nichts mehr zu verlieren hatte, schrie sie hell auf in gräßlichem Entsetzen, als er auf sie zugestürmt kam.
    Ihr Schrecken störte ihn nicht im geringsten. Als nur noch Zentimeter zwischen ihrem Körper und seinem Messer lagen, warf sie sich zur Seite und stellte fest, daß der fünfte Schritt sie auf die Höhe von Franks Zimmer gebracht hatte. Sie stolperte, fiel durch die offene Tür. Wie ein Blitz schoß er hinter ihr her und stieß dabei ein Freengeheul aus.
    Es gab ein Fenster in diesem Raum, das wußte sie; sie hatte es selbst erst vor wenigen Stunden zerbrochen.
    Doch die Finsternis war so vollkommen, als trüge sie eine Augenbinde; nicht der kleinste Schimmer Mondlicht half ihr. Frank war ebenso hilflos, wie es schien. Er rief durch die pechschwarze Finsternis nach ihr und das Zischen seines Messers, das er durch die Luft sausen ließ, begleitete sein Rufen. Hin und her, hin und her. Sie wich vor dem Geräusch zurück, als sich plötzlich ihr Fuß in dem Mullbindenhaufen auf dem Boden verfing. Im nächsten Augenblick stürzte sie auch schon. Es war jedoch nicht der Boden, auf dem sie landete, sondern Rorys triefende, klebrige Leiche. Sie stieß einen lauten Entsetzensschrei aus.
    »Da bist du ja«, sagte Frank. Das Zischen des Messers kam plötzlich näher, war nur noch Zentimeter von ihrem Kopf entfernt. Doch sie hörte es gar nicht. Sie hatte die Arme um den Körper unter sich geschlungen, und der nahende Tod war nichts im Vergleich zu dem Schmerz, den sie nun empfand, als sie ihn berührte.
    »Rory«, stöhnte sie, und es genügte ihr zu wissen, daß sein Name auf ihren Lippen sein würde, wenn das Messer sie traf.
    »Das stimmt«, sagte Frank, »… dies ist Rory.«
    Irgendwie war der Diebstahl von Rorys Namen ebenso unverzeihlich wie das Stehlen seiner Braut; oder zumindest sah sie es in ihrer Trauer so. Eine Haut war nichts.
    Schlangen hatten Häute. Sie waren aus toten Zellen zusammengestrickt, wurden abgestoßen, wuchsen neu und wurden wieder abgestoßen. Doch ein Name? Das war ein Zauberspruch, mit dem Erinnerungen beschworen wurden. Sie würde nicht zulassen, daß Frank ihn stahl.
    »Rory ist tot«, sagte sie. Die Worte trafen sie selbst wie ein Messer, und mit dem Schmerz kam die schemenhafte Andeutung eines Gedankens …
    »Sei still, Baby …«, befahl er ihr.
    Angenommen, die Zenobiten warteten nur darauf, daß
    Frank seinen wirklichen Namen preisgab? Hatte der Besucher im Krankenhaus nicht davon gesprochen, daß Frank sich offenbaren sollte?
    »Du bist nicht Rory …«, sagte sie.
    »Wir beide wissen das«, kam die Antwort, »aber sonst weiß es niemand …«
    »Wer bist du dann?«
    »Armes Baby. Verlierst du deinen Verstand, ja? Das wäre nicht das Schlechteste …«
    »Wer bist du?«
    »… denn so wäre es sicherer.«
    »Wer?»
    »Still jetzt, Baby«, sagte er. Er beugte sich in der Dunkelheit zu ihr herab, sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von ihrem entfernt. »Alles wird sich zum Besten wenden …«
    »Ja?«
    »Ja. Frank ist hier, Baby.«
    »Frank?«
    »So ist es. Ich bin Frank.»
    Mit diesen Worten wollte er ihr den Todesstoß versetzen, doch sie hörte das Messer durch die Dunkelheit sausen und wich ihm aus. Im nächsten Augenblick begann die Glocke

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