Das Ultimatum - Thriller
Geräusche einer frühstückenden Familie zu ihm drangen. Hinter ihm zerrte Bull das tote Mädchen in die Diele und schloss die Tür.
»Wer ist es, Magda?«, rief eine männliche Stimme aus der Küche.
»Niemand bewegt sich«, sagte Fox und betrat die Wohnküche, als gehörte sie ihm, was in diesem Augenblick wohl auch zutraf.
Ein stattlicher mittelalter Mann saß in Hemd und Krawatte am Tisch und hielt eine Tasse Tee. Ihm gegenüber saßen ein Mädchen und ein Junge in unterschiedlichen Schuluniformen. Die beiden waren Zwillinge, obwohl sie sich nicht besonders ähnlich sahen. Für seine wohl fünfzehn Jahre war der Junge hoch aufgeschossen und besaß schon die breiten Schultern seines Vaters. Sein glänzender Blondschopf machte ihn vollends zum Kandidaten für die nächste Boygroup. Das Mädchen dagegen war klein und mollig und wirkte um einiges jünger. Alle drei schauten schockiert auf Fox.
»Ich fürchte, Magda ist tot«, sagte der und richtete die Waffe auf den Vater. Seine Hand war absolut ruhig. »Und jetzt erwarten wir eure Kooperation, sonst seid ihr ebenfalls tot. Und das heißt, ihr werdet euch mucksmäuschenstill verhalten.«
Niemand bewegte auch nur einen Muskel.
Bull kam nun ebenfalls mit einer Motorradhaube maskiert in die Küche, blieb am Türrahmen stehen und wartete auf Anweisungen. Wie der Name suggerierte, war Bull ein gewaltiger Kerl. Andererseits war er nicht der Hellste und tat, was man ihm sagte, ohne Fragen zu stellen. Zudem schien er weder Mitgefühl noch sonst irgendwelche Gefühle zu hegen. Deshalb hatte man ihn für diesen Job ausgesucht. Fox warf ihm einen Blick zu und bemerkte den dunklen Fleck auf seinem Hemdkragen, wo er etwas von Magdas Blut abbekommen hatte.
»Bitte«, sagte der Vater und suchte Fox’ Blick. Um seiner Kinder willen versuchte er leise und beherrscht zu klingen. »Nehmen Sie, was Sie wollen, und gehen Sie. Viel haben wir nicht.«
Fox funkelte ihn an. Der Vater war siebzehn Jahre lang Sergeant bei der Polizei gewesen, ehe man ihn, nachdem er vor drei Jahren im Dienst niedergestochen worden war, in den Ruhestand versetzt hatte. Dennoch hatte er die Fähigkeit, Situationen unter Kontrolle zu bringen, nicht verloren, was ihn zu einem potenziellen Risiko machte. Fox’ Finger krümmte sich um den Abzug.
»Noch ein Wort, und ich jage dir eine Kugel in den Bauch. Verstanden? Wenn ja, dann nick mit dem Kopf.«
Der Vater nickte, stellte vorsichtig seine Tasse auf den Tisch und sah seine Kinder beruhigend an.
»Aufstehen, umdrehen, Gesicht an die Wand.«
»Tun Sie meinem Vater nichts«, sagte der Junge, der, wie Fox wusste, Oliver hieß. Er besaß eine tiefe, irritierend selbstsichere Stimme.
»Wenn ihr alle tut, was man euch sagt, wird niemand verletzt.« Fox klang kalt, aber entspannt. Er wusste, wie wichtig es war, zum einen nicht das geringste Anzeichen von Schwäche zu zeigen, zum anderen seine Geiseln nicht in Panik zu versetzen. Es war ein Balanceakt. Denn im Augenblick brauchten sie sie lebend.
»Wir werden keinen Widerstand leisten«, sagte der Vater. Er stand auf und drehte sich zum Fenster. »Sagen Sie mir wenigstens, worum es geht?«
»Nein.«
»Wir sind eine ganz gewöhnliche Familie.«
Nein, das seid ihr nicht, dachte Fox, denn sonst wären wir nicht hier. Laut sagte er: »Okay, weil es noch früh am Morgen ist, tu ich mal so, als wärst du noch verschlafen und hättest mich deshalb beim ersten Mal nicht verstanden. Ein weiteres Wort, und ich erschieße dich. Ich hätte euch gerne alle drei lebend, aber wenn’s sein muss, reichen auch zwei.«
Da merkte der Vater endlich, dass er es mit Profis zu tun hatte, und schwieg.
Fox ließ den Rucksack hinuntergleiten und warf ihn Bull zu, der den Reißverschluss aufzog und Plastikhandschellen und Kabelbinder für die Beine herausnahm. Während Fox ihn absicherte, ging Bull zum Vater, riss ihm grob die Hände auf den Rücken und begann, ihm die Handschellen anzulegen.
Dies war ein gefährlicher Moment. Wenn der Vater irgendetwas versuchen würde, dann jetzt.
»Die Waffe zielt nicht mehr auf deinen Kopf«, sagte Fox und bewegte den Lauf ein Stück nach links, »sondern auf den Kopf deines Sohnes. Merk’s dir.«
Der Vater erstarrte, wollte etwas sagen, nickte aber nur.
»Wo ist dein Handy?«
»In meiner Tasche.«
»Danke. Wenn du so nett wärst, es rauszuholen, Bull?«
Bull nickte. Er fesselte die Beine des Vaters und förderte nach einer kurzen Suche ein iPhone 4 zutage, das er Fox
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