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Das unsagbar Gute

Das unsagbar Gute

Titel: Das unsagbar Gute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Mähr
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Nähe gleich welchen Hauses bemerken und sich daranerinnern. Das galt es zu vermeiden. Die Person, deren Gegenwart nicht konstatiert werden sollte, war Mauritius Schott, und das Haus, in dessen Nähe er sich befinden würde, die Leupold-Villa.
    Um zehn wurde der Plan allerdings geändert, das ist, wie viele zustimmen werden, schlecht. Hildegard bemerkte, als sie die Tür zum Garten aufmachte, um etwas frische Luft hereinzulassen, dichten Nebel. Der war durch eine Kombination meteorologischer und chemischer Parameter entstanden, wie es manchmal zu Silvester vorkam, wenn durch die Emission von Myriaden mikroskopischer Ascheteilchen aus Böllern und Raketen im Gesamtwert vieler Tausende Euro die Luftfeuchtigkeit zu winzigen Tröpfchen kondensieren konnte, wodurch Nebel von solcher Massigkeit entstand, wie er sonst nur von militärischen Nebelgranaten erzeugt werden konnte. Hildegard sah diesen Nebel, schloss die Tür und suchte Mauritius im Gewühl. Er bereitete in der Küche die Feuerzangenbowle vor. Der Plan wurde geändert, das heißt, die Ausführung vorverlegt.
    »Man sieht buchstäblich keinen Meter weit«, sagte sie, »du kannst einfach rübermarschieren – besser könnte es gar nicht laufen!« Schott war auch dieser Meinung. Er holte seinen Mantel und eine gewisse Mineralwasserflasche aus dem Keller und verließ das Haus durch die Hintertür. Der Nebel hinderte ihn nicht an der Orientierung. Die Hintertür der Leupold-Villa war abgeschlossen. Dem kurzen Brecheisen hielt sie nicht stand. Der Krach, den diese Aktion verursachte, ging im Lärm der Böller unter, die nun schon in kurzen Abständen ringsum gezündet wurden. Schott stieß die Tür auf und machte die Taschenlampe an. Schnelles, zügiges Arbeiten. Er schraubte die mitgebrachte Römerquelle-Flasche auf und goss den Inhalt im Kellergeschoss aus. Das dauerte ein bisschen, weil die Flasche kein Mineralwasser enthielt, sondern etwas deutlich Viskoseres, nämlich ein Gemisch aus einem Teil Benzin, einem TeilDiesel und zwei Teilen Styropor. Das Benzin hatte er mit einem Schlauch aus seinem Auto entnommen, den Diesel aus dem Auto Hildegards, und das Styropor stammte von den Verpackungen verschiedener Elektrogeräte, die Frau Dr. Rhomberg nicht weggeschmissen, sondern in ihrem Keller gehortet hatte, weil man sie vielleicht einmal brauchen könnte. Und das hatte sich ja als richtig erwiesen – nicht, um kaputte Elektrogeräte wieder in die Originalgebinde einzupacken (das war nie vorgekommen), sondern dem Gemisch die nötige Zähigkeit zu verliehen. Schott hatte die Tür halboffen stehen gelassen, von draußen tönte der fernere und nähere Böllerlärm herein.
    Unter normalen Umständen hätte Romuald den Einbruch vielleicht bemerkt, er lag allerdings zwei Stockwerke höher durch mehrere Türen vom Geschehen getrennt auf dem Sofa. Außerdem war er nicht ganz bei sich, sondern in einem Zustand der Halbwachheit. Als ob er eine Droge genommen hätte. Die Süße des Ruhms. Er hatte eine Substanz synthetisiert, die in kleinen Dosen zu einem moralischen Leben verhalf, ja, so konnte man das neutral ausdrücken, um die Atheisten nicht zu verschrecken. Wahrscheinlich eine chemische Umprogrammierung irgendwo im Stammhirn, das würden weitere Forschungen ergeben. Und moralische Einstellung – das konnte heutzutage doch jeder und jede gebrauchen, oder nicht? Wenn man darunter das Bedürfnis verstand, Gutes zu tun und Böses zu unterlassen. Zum Beispiel Leute umbringen. Er selbst wäre, das wusste er mit absoluter Sicherheit, heute nicht mehr in der Lage, die Bindl-Sache durchzuziehen. Keine Chance. Ach ja: Theophanin hatte noch eine zweite Wirkung: In deutlich höherer Dosierung konterkarierte es den eigenen Namen. Romuald war davon überzeugt, dass die Substanz gegen Krebs jeder Art wirken würde. Spontane Remission – ja, Schnecken! Die wussten überhaupt nichts. Vor kurzem hatte die Krebsforschungsgesellschaft ihr hundertjähriges Bestehen gefeiert.Die feiern das auch noch! Die doktern hundert Jahre an dieser Krankheit rum und erzielen – ach ja, Verbesserungen! Er würde diesen Punkt in seinem Nobelvortrag ansprechen. Mit aller gebotenen Deutlichkeit. Bei welchem Nobelvortrag? Es würde ja zwei Preise geben. Gegen den Krebs den für Medizin und … und den Friedensnobelpreis für Theophanin. Mit diesem Gedanken schlief er ein.
    Schott war fertig. Alles hatte funktioniert wie geplant. Das Gemisch aus der Mineralwasserflasche war verteilt. Die beiden Bewohner

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