Das unsichtbare Volk
siebzehnjährige Silfira
Wolkenstern, denn einerseits waren Petrus´ Mitarbeiter nicht unempfindlich
gegenüber jugendlicher Anmut und Schönheit und andererseits fasziniert von dem
poetischen Namen. Petrus stimmte ohne Zögern zu und aktivierte die
Wettermacherfunktion. Das bedeutete, dass vom selben Augenblick das Wetter in
Unterhasenbüttel und Umgebung in die Hand oder besser: Mimik von Silfira
Wolkenstern gelegt war. Zog sie die Stirn kraus, bezog sich der Himmel,
lächelte sie, kam die Sonne durch, weinte sie, begann es zu regnen, zürnte sie,
gewitterte es, und wenn sie mit den Augenbrauen zuckte, blitzte es. Zum Glück
für Unterhasenbüttel lachte Silfira oft und gerne, sodass fast immer die Sonne schien,
wenn sie, selten genug, einmal weinte, dann allenfalls vor Glück. Petrus´
Mitarbeiter hatten Silfira nämlich zu einem günstigen Zeitpunkt gefunden, als
sie sich gerade in Jochen Überschwang verliebt hatte und auch wiedergeliebt
wurde, sodass sie sich im siebenten Himmel wähnte. Einen so traumhaften Sommer
hatte Unterhasenbüttel seit Menschengedenken nicht mehr erlebt. Petrus begann
schon zu knurren: „Die kleine Dame meint es etwas zu gut mit diesem Heidekaff
und denkt nicht an die Folgen. Das Land fängt schon an zu verdorren.“
Zu verdorren
begann im Herbst auch die junge Liebe, jedenfalls von Jochens Seite, der einen
Job in der Kreisstadt und dort schnell eine ältere, reifere Freundin gefunden
hatte, die seinen Bedürfnissen stärker entgegenkam. Seine Anrufe wurden immer
seltener, sodass Silfiras Lachen verstummte. Der Himmel bewölkte sich, es fing
an zu tröpfeln, und als Jochen Silfira auch noch verriet, dass es aus sei
zwischen ihnen, öffneten sich alle Schleusen – die von Silfiras Augen ebenso wie
die des Himmels über Unterhasenbüttel. So viele Gewitter wie in diesem Monat
waren in dem Heideort noch nie gezählt worden.
„Ich habe die
junge Dame wohl doch unterschätzt“, sagte Petrus anerkennend. „Jetzt zieht sie
alle Register. So soll es sein. Eine gute Wahl habt ihr getroffen.“
Jugend und
Verliebtheit sind untrennbar miteinander verwoben, und so dauerte es auch nicht
lange, bis Jochen Überschwang vergessen und Hartwig Hebebaum den Platz in
Silfiras Herzen und Träumen eingenommen hatte. Die dunklen Wolken zogen ab und
Himmel und Heide leuchteten wieder im gleißenden Sonnenlicht.
„In diesem
Jahr hatten wir wirklich von allem etwas, dennoch war es wettermäßig insgesamt
ein gutes Jahr“, rieb sich Bürgermeister Martin Glöcklein die Hände. „Die Zahl
der Übernachtungen in meinem Heidekrug hat um 34,7 Prozent zugenommen. Das
haben wir nicht zuletzt unserem guten Wetter zu verdanken.“
Diethelm
Kaminski lebt in Köln. Er war als Gymnasiallehrer, Fachberater für Deutsch am
Goethe-Institut in Zagreb und als pädagogischer Referent in der Zentralstelle
für das Auslandsschulwesen tätig. Er veröffentlichte Lehr- und Arbeitsbücher
für Deutsch als Fremdsprache, außerdem zwei Romane, viele
Kurzgeschichtensammlungen und den Gedichtband „Erprobung des Ernstfalls“.
Kurzgeschichten
sowie Haikus, Gedichte und Fotos von Diethelm Kaminski sind auf den Websites www.fotogesaenge.de und www.fotohaiku.com veröffentlicht.
Noch fünf Minuten, bis es
klingelt
Kinder- und Schulgeschichten
Band1
Hamburger Haiku Verlag, ISBN
978-3-937257-93-8, 2010
Kindle E-Book, 2012
Die Wände hoch
Kinder- und Schulgeschichten,
Band2 ,
2009
BoD GmbH, Norderstedt, ISBN
978-3-839-11731-6
Von Schindludern und
Fledermäusen
Unglaubliche Geschichten um
Großvater, Ole und Irmi
BoD GmbH, Norderstedt, ISBN 978-3-8370-2059-5, 2010
Tage in Gelee, 2011
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Gegen Lucie ist kein Kraut
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Ein Kräuterroman für Kinder und
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Das unsichtbare Volk
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Kinder- und Schulgeschichten
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Kindle-E-Book, 2012
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