Das verbotene Eden 01 - David & Juna
würden explodieren. Die Sprengkraft unter ihren Tragflächen reichte aus, um sie in tausend Stücke zu zerfetzen.
Der Zaun kam immer näher. David hatte den Steuerknüppel zu sich herangezogen und den Schubhebel auf volle Leistung gedrückt, doch sie wollten und wollten einfach nicht starten. Fünfundsechzig Stundenkilometer … siebzig. Diese verdammten Bomben. Ohne sie wären sie vermutlich schon längst in der Luft. Doch er hatte ja nicht auf sie verzichten wollen. Jetzt würden diese verdammten Höllendinger sie ins Verderben reißen.
Fünfundsiebzig. Der Zaun war jetzt nur noch knappe hundert Meter entfernt. Dahinter konnte man das braune Wasser des breiten Stroms erkennen.
Lieber Gott … bitte.
Die Flugmaschine machte einen Satz in die Höhe. David glaubte zu träumen. Sie fielen zurück, nur um im nächsten Augenblick wieder abzuheben. Und dann … langsam, majestätisch … wie ein Adler … schwebte der Donnervogel nach oben. Unter ihren Füßen fegte der Zaun vorbei. Dann folgte ein schmaler Streifen braunen Grases, und sie befanden sich über dem Wasser.
Sie hatten es geschafft. Großer Gott!
David konnte ein paar Enten sehen, die auf den schlammbraunen Wogen trieben.
Seht her,
wollte er ihnen zurufen,
ich bin einer von euch.
Doch dann waren sie hinter ihnen verschwunden.
Meter um Meter stiegen sie höher. Das Rumpeln und Dröhnen hatte aufgehört. Nur noch das Brummen der Motoren war zu hören. Sie hatten es geschafft. Sie waren in der Luft.
*
Der Hof hing voller Pulverschwaden. Beißender Rauch wehte über ihre Köpfe. Das Knallen und Rattern automatischer Waffen hallte von den Fassaden der zerstörten Häuser wider. Oben auf dem Wall sah Edana Männer rennen. Befehle wurden gerufen und Positionen gewechselt. Hin und wieder flogen Brandpfeile über die Mauer, doch sie wurden gelöscht, sobald sie zu Boden fielen.
Der Inquisitor schritt mit einem Ausdruck des Triumphs an den knienden Frauen vorüber. Hin und wieder blieb er bei einer von ihnen stehen und hob ihr Kinn mit seinem Stab, um sie näher in Augenschein zu nehmen. Das war das erste Mal, dass Edana den Mann zu Gesicht bekam. Was hatte sie nicht schon alles über diesen Teufel in Menschengestalt gehört. Schlächter, Kriegshetzer, Vergewaltiger – er war so ziemlich alles genannt worden. Doch schienen diese Begriffe im Angesicht der wahren Person von Marcus Capistranus noch untertrieben. Er sah einfach furchterregend aus mit seinem roten Mantel, seinen eisenbeschlagenen Stiefeln und dem eisernen Dornenstab. Am schlimmsten aber war das Gesicht oder vielmehr das, was davon noch übrig war. Edana musste sich mit Grausen abwenden.
Der Stab traf sie gegen die Schulter. »Du da. Wie ist dein Name?«
»Edana.«
»Bist du die Anführerin?«
Sie bewegte unmerklich den Kopf.
»Ja, das dachte ich mir. Nun, Edana, es wird dich interessieren zu erfahren, dass euer Angriff gescheitert ist. Deine Truppen draußen haben keine Chance gegen unsere Waffen. Schon jetzt ist ein Viertel deiner Leute gefallen, und es werden stündlich mehr, wenn du sie nicht davon abhältst.«
»Was verlangst du von mir?«
»Von dir? Gar nichts. Du wirst sterben, so wie all die anderen da draußen. Seit ich von der Entführung Svens und Davids erfuhr, wusste ich, dass ihr etwas im Schilde führtet. Ich ließ den Stab meiner besten Strategen zusammenrufen und beratschlagen, was zu tun sei. Die einhellige Meinung ging dahin, dass ein frontaler Angriff auf unseren Wall ausschied. So dumm konntet nicht mal ihr sein. Nein, nein, ihr brauchtet Sven und David, um eine Schwachstelle in unserer Verteidigung zu finden. Einen Punkt, an dem ihr ungesehen eindringen konntet. Und die einzige Stelle, an der so etwas möglich ist, sind die Abwasserrohre. David war euch keine Hilfe, das war mir klar; er kannte diese Anlage nicht gut genug. Doch Sven war eine Bedrohung. Nun kenne ich ihn schon seit vielen Jahren. Ich weiß, dass er ein rechter Sturkopf ist. Mit Gewalt ist aus ihm nichts herauszukriegen, und wenn doch, dann nur in Bruchstücken oder mit kleinen Fehlern. So wie das hier.« Er hielt Edana den Plan vors Gesicht. »Das ist doch seine Skizze, oder? Ja, das ist typisch für ihn. Eine Falle, in die ihr unweigerlich hineintappen musstet. Guter Mann, dieser Sven.«
»Er schmort bereits in der Hölle, so wie du es bald tun wirst«, stieß Edana aus. »Mag sein, dass du für einen Moment deinen Triumph genießen kannst, auf Dauer wirst du nicht siegen. Wir Frauen sind in der
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