Das verbotene Eden: Magda und Ben: Roman (German Edition)
einen Beitrag über das alljährliche Mittelalterfest auf der Burg Satzvey drehte, klatschte in die Hände. »Stopp. Alle mal herhören, bitte. Das war sehr schön eben, wir benötigen aber noch einen Gegenschuss. Wir werden die Kamera dort drüben auf der Treppe postieren und eine letzte Aufnahme mit der Burg im Hintergrund machen. Wir sagen euch Bescheid, sobald wir wieder drehbereit sind, okay?«
Die sechs Kämpfer, unter ihnen Ben, ließen ihre Waffen sinken.
»Alter, das ist ja Schwerstarbeit«, kam es unter einem prächtig verzierten Kreuzhelm hervor.
»There’s no business like show business.« Ben grinste.
»Ach, sei doch still.«
Der Mittelalterverein »Alt-Lindenthal e.V.« existierte seit zehn Jahren. Eine Gruppe junger Männer und Frauen, die Spaß daran hatten, sich zu verkleiden, Rollenspiele zu veranstalten, sich mit stumpfen Waffen zu prügeln und für ein paar Wochen im Jahr der Zivilisation den Rücken zu kehren. Um unter Gleichgesinnten zu sein und sich nebenher etwas dazuzuverdienen, bestritten sie regelmäßig Auftritte auf Straßenfesten, Umzügen oder Ritterspielen, so wie hier auf der Burg Satzvey in der Eifel. Natürlich waren sie nicht mit den französischen Stuntleuten zu vergleichen, die die richtigen Turniere abhielten, aber ihre Truppe war farbenfroh genug, um ins Vorabendprogramm zu kommen. Marten – Bens Gegner – war erst ein Jahr dabei und noch relativ unerfahren. Hätte Ben ihm einen Ratschlag erteilen sollen, hätte er ihm gesagt, dass es für einen Anfänger nicht unbedingt ratsam war, den Kreuzritter zu wählen. Aber dafür war es jetzt zu spät. Die Ausrüstung hatte einen Großteil von Martens Erspartem verschlungen, und er konnte es sich nicht leisten, jetzt noch einmal in etwas Neues zu investieren. Viele Anfänger machten den Fehler, dass sie nur auf die Optik und nicht auf Praktikabilität achteten. Die Kreuzritterrüstung eignete sich nur für erfahrene Veteranen. Bei einem Gesamtgewicht von knapp zwanzig Kilogramm war sie etwas für Leute, die nicht nur über genügend Muskeln, sondern auch über Hornhaut und eine gewisse Leidensfähigkeit verfügten. Schon allein der Beidhänder wog gut und gerne sechs Kilogramm. Wer ihn fünfzigmal geschwungen hatte, würde das nächste Mal mit anderen Augen durch die Waffenkammer eines Rüstungsschmiedes gehen und vielleicht, so wie Ben, lieber auf die leichtere Normannenrüstung in Lederausfertigung und mit Eisenbeschlägen zurückgreifen.
Ben nahm den Helm vom Kopf, strich durch seine verschwitzten Haare und gönnte sich einen Schluck aus seinem Wasserschlauch. Das kühle Nass lief ihm übers Gesicht und tropfte von seinem Kinn. Wie jedes Jahr begannen die Ritterspiele Anfang September und zogen sich durch den ganzen Monat. Bis auf wenige Ausnahmen war das Wetter um diese Jahreszeit gut – um nicht zu sagen, heiß, was sich an stetig steigenden Besucherzahlen niederschlug. Ben konnte sich noch erinnern, dass früher Juli und August die klassischen Sommermonate gewesen waren. Jetzt waren es der Juni und der September. Klimawandel, klare Sache. Der Mensch würde es schon hinbekommen, den Karren in den Dreck zu fahren, und man musste schon ein echter Optimist sein, um vor dem Mist, der überall auf der Welt passierte, die Augen zu verschließen.
»Eh, sag mal, Alter, siehst du die heiße Schnalle da drüben? Ich meine die, die immer zu uns rüberschaut?« Marten deutete mit dem Daumen über seine Schulter. »Ich glaube, die steht da schon seit einer halben Stunde. Sieht echt toll aus, die Kleine.«
Ben reckte den Kopf. Das Mädchen war gerade abgelenkt und tippte mit ihren grünlackierten Fingernägeln auf ihrem iPhone herum. Sie trug ein rosafarbenes Kleid, flache Stoffschuhe und neonfarbene Armbänder. Ihre blonden Haare ruhten sanft auf ihren Schultern, während ihre Augen unentwegt auf das Display ihres Handys starrten.
»Keine Ahnung«, sagte er. »Sieht nett aus. Nicht unbedingt das, was man auf einem Mittelalterfestival erwarten würde. Aber nett.«
»Nett?« Marten schüttelte den Kopf. »Die Braut ist der Hammer. Sieh doch nur mal, wie sie mit ihrem Hintern an dem Cabrio lehnt. Ich glaube, das ist das erste Mal, dass ich mir wünsche, ich wäre der Kotflügel eines Autos.«
Ben kniff die Augen zusammen. »Ich glaube nicht, dass wir ihr aufgefallen sind. Sie scheint sich mehr für ihr Handy zu interessieren.«
»Das kommt dir so vor, weil du keine Augen im Kopf hast. Vorhin, während der Dreharbeiten, da hat
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