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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Stoisch schweigend trottete sie mit dem schweren Karren, auf dem Nem thronte, die Straße entlang. Der Junge bürstete derweil die Pelze aus und glättete sie mit den Händen, damit sie glänzten und der Straßenstaub sich nicht festsetzte. Die einzigen Menschen, mit denen zu sprechen Bellona sich herabließ, waren die, die stehen blieben, um einen Blick auf die Pelze zu werfen und vielleicht einen Handel abzuschließen.
    Da der Markt noch vor ihr lag, konnte Bellona es sich leisten, sich nicht darauf einzulassen, wenn jemand um den Preis feilschen wollte. Die meisten schüttelten angesichts ihrer Forderungen dann auch den Kopf, doch hin und wieder zahlte ein reicher Kaufmann oder ein Adliger das, was sie verlangte, oder bot zum Tausch etwas an, was sie brauchen konnte.
    Dann musste Nem vom Wagen klettern und sich daneben stellen. Seine Wollhose und die Tunika versteckten die Schuppen, doch sie konnten nicht verbergen, dass er nicht wie ein normales Kind gehen oder stehen konnte. Je nach Gemüt und Erziehung gaben die Kunden entweder vor, ihn zu übersehen, betrachteten ihn mit freundlichen, aber mitleidigen Blicken oder lachten abfällig. Nem wusste, dass er nicht darauf reagieren durfte, denn – wie Bellona gern sagte – auch Leute mit schlechten Manieren hatten gutes Geld.
    Die Blicke, die ihn zu einem Nichts degradierten, machten ihm nichts aus. Auch das dreiste Anstarren störte ihn nicht. Was er hasste, waren die Augen, die voller Mitleid auf ihm ruhten. Diese Menschen hätte er am liebsten niedergeschlagen.
    Sobald der Handel abgeschlossen war, steckte Bellona ihr Geld in einen Lederbeutel, den sie unter ihrer Tunika aufbewahrte, und hob die Griffe des Karrens an. Dann kletterte Nem wieder auf die Felle, und sie zogen weiter ihres Weges.
    Als er bei Nacht auf den Pelzen ruhte und müde zu den Sternen hinaufblinzelte, wollte er sich in seine innere Höhle flüchten, um sich dort in der tröstenden Dunkelheit von all dem Lärm, den Stimmen und den Blicken zu erholen. Es war ein langer Tag gewesen und eine anstrengende Reise. Heute wollte er es wagen. Im Halbschlaf hörte er, wie etwas in seinen Gedanken herumschnüffelte, hineinspähte, nachbohrte und sie umwendete.
    Der Schreck machte ihn mit einem Schlag hellwach. Nems Augen füllten sich mit Farben. Der Drache rief ihn und forderte eine Antwort.
    »Sohn«, sagte der Drache. Diesmal zeigte er sich in seinen schönsten, schmeichelndsten Farben. Die Klauen blieben verborgen. »Mein Sohn. Sag mir, wo ich dich finde.«
    Nem wollte nicht von dem Drachen gefunden werden. Deshalb rollte er sich in der Mitte seiner Höhle zusammen, bis der Drache frustriert abzog.
    Der Drache. Sein Vater.

3
    »Wo ist er, Ministerin?«, fragte der alte Drache mit gereizter Stimme. »Drakonas hat sich verspätet.«
    »Er kommt«, erwiderte Anora. Ihre Farben leuchteten beschwichtigend. »Der Ruf kam unerwartet. Er braucht Zeit für den Weg.«
    »Der Ruf war nur deshalb unerwartet, weil er die Verbindung zu uns gekappt hat«, fuhr Malfiesto fort. Seine Farben leuchteten wütend rot.
    »Kannst du es ihm verdenken?«, gab Anora eisblau zurück. »Zwei von uns sind tot. Sein eigenes Leben ist in Gefahr. Er hält es für das Beste – und da bin ich seiner Meinung –, wenn wir möglichst wenig Kontakt halten. Ich habe diese Parlamentssitzung nur höchst ungern einberufen.«
    Drakonas, der Thema dieser Unterhaltung war, hörte die Worte sehr genau. Er durchwanderte bereits die gewundenen Gänge zu der geheimen Höhle tief unter der Erdoberfläche. Der Weg war stockdunkel, aber er brauchte kein Licht. Zwar glichen seine Augen denen der Menschen, doch im Dunkel sah er besser als jeder Mensch. Seine Menschenbeine rannten schneller, seine Menschenarme waren stärker. Denn Drakonas war kein Mensch. Er war ein Drache, der durch Magie Menschengestalt angenommen hatte und dann von den Drachen, den wahren Herrschern dieser Welt, ausgeschickt worden war, um unter Menschen zu leben, sie im Auge zu behalten und dem Parlament alles über ihr kurzes, chaotisches Leben zu berichten.
    Durch Erlass des Parlaments war es Drakonas untersagt, sich in das Leben der Menschen einzumischen, ob zum Guten oder zum Bösen. Vor kurzem hatte ihm das Parlament jedoch befohlen, dieses Gesetz zu brechen, weil ein anderer Drache es zuvor bereits gebrochen hatte. Doch bei dem Versuch, den Topf zu flicken, hatten die Drachen ihn leider ganz zerbrochen. Und nun überließen sie es Drakonas, die Scherben aufzusammeln. Sie

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