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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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ob es so geht.«
    Tatsächlich konnte Megas das eine Bein kaum belasten und musste sich schwer auf Targ stützen, um nicht zu fallen.
    Es wurde rasch klar, dass ein schweres Stück Arbeit vor den beiden unfreiwillig Verbündeten lag. Da bereits der Morgen graute, beschlossen sie, keine Zeit zu verlieren, um noch in der Kühle des jungen Tages möglichst weit voranzukommen.
    Der Sumpf hielt noch viele unangenehme Überraschungen für sie bereit. Neben den unerbittlichen blutsaugenden Insekten in der Luft lauerte auch im Wasser zahlloses Getier, das nach ihrem Blut gierte. Egel und anderes Gewürm hefteten sich an jedes Körperteil, das länger als ein paar Augenblicke ins Wasser tauchte. Mehrmals musste Megas den geblendeten Targ vor Schlangen und Leguanen warnen, die ihren Weg kreuzten. Nach etwa einem halben Tag mühsamem Vorwärtskämpfen wurde jedoch der Durst zu ihrem erbittertsten Gegner. Es ließ sich einfach keine Quelle mit sauberem Wasser finden und dabei lief ihnen der Schweiß in Sturzbächen aus den Poren. Mehrfach mussten sie ihren Marsch durch ständig länger werdende Pausen unterbrechen, weil sie einfach nicht mehr weiterkonnten. Aber immer wieder rafften sie sich danach wieder auf. Alle Feindseligkeit zwischen ihnen schien vergessen. Beide wollten nur endlich diesen nicht für Menschen geschaffenen Flecken Land hinter sich lassen.
    Als Targ sich gegen Ende des Tages bereits kaum mehr aufrecht zu halten vermochte, geschweige denn noch länger in der Lage gewesen wäre, Megas’ zusätzliches Gewicht zu schultern, bemerkte er unvermutet einen sanften Windhauch, der ihm den frischen Duft des Meeres in die Nase trieb. Die aufkommende Freude darüber wurde jäh erstickt durch die plötzliche Eingebung, dass sie auf ihrem Weg zurück zur Stadt zuerst einmal die Wälder und dann die Straße hätten erreichen müssen.
    »Sind wir am Meer?«, fragte Targ ermattet.
    »Dort drüben ist ein flacher Felsen«, wich Megas der Frage zunächst aus, wobei er allerdings nicht weniger erschöpft klang, »da können wir rasten.«
    Sie ließen sich vollkommen entkräftet auf den moosbedeckten Findling fallen.
    »Warum haben wir nicht längst die Straße erreicht?«, drängte Targ schließlich auf eine Antwort. Er konnte mittlerweile wieder helle und dunkle Flecken in seiner Umgebung unterscheiden, allerdings war es auch möglich, dass diese Muster nur durch seine tiefe Erschöpfung hervorgerufen wurden. »Wo sind wir?«
    Megas ließ ein kehliges Lachen hören. »Weißt du, Targ, für einen Soldarin bist du erstaunlich leichtgläubig. Ich dachte, in eurer Familie gehört Misstrauen zum guten Ton.«
    »Wo hast du mich hingebracht?«, fragte Targ in böser Vorahnung.
    »Wie konntest du nur denken, dass ich freiwillig in die Stadt zurückkehren würde, um mich euch ans Messer zu liefern?« Trotz der hörbaren Müdigkeit in seiner Stimme brachte es Megas noch fertig, überheblich zu klingen. »Es war von Anfang an mein Plan, das westliche Ufer von Andobras zu erreichen. Hier gibt es nämlich einen der wenigen Küstenabschnitte, wo unsere Schiffe gefahrlos ankern und Beiboote an Land schicken können. In Kürze wird mich eines davon abholen, sie haben uns schon entdeckt.«
    »Wir sind nach Westen gegangen?« Targ verlieh seinem Ärger durch einige derbe Flüche Ausdruck. Am liebsten wäre er seinem verlogenen Weggefährten an die Gurgel gegangen, aber dazu fehlte es ihm schlichtweg an Kraft. »Woher wussten deine Leute denn, dass du hierherkommen würdest?«, fragte er stattdessen aufgebracht.
    »Wir brauchten einen Punkt, an den wir uns zurückziehen können, falls unser Überraschungsangriff auf die Stadt scheitert«, erklärte Megas, amüsiert über Targs mühsam beherrschte Wut. »Die Stelle in der Nähe der Stadt, wo wir die Uferfelsen hinaufgeklettert sind, war dafür ungeeignet, denn die Brandung zerschmettert jedes Ruderboot früher oder später an den Felsen. Daher kann man dort zwar an Land gehen, wenn man keine Rücksicht auf die Beiboote nimmt, aber wieder weg kommt man auf keinen Fall. Im Osten erhebt sich das Gebirge, also blieb nur, durch den Sumpf nach Westen zu gehen oder nach Norden durch den Urwald. Da ich Sorge hatte, im Wald die Orientierung zu verlieren, wählten wir den Weg nach Westen – im Nachhinein betrachtet, wohl keine gute Entscheidung.«
    »Und was jetzt?« Targ fühlte sich innerlich leer. Megas hatte ihn vorgeführt, benutzt, gedemütigt. Ein schneller Tod war alles, auf das der Ecorimkämpfer

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