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Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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Kapitel 1
    Einladung und Warnung
    Continually at my bed’s head
    A hearse doth hang, which doth me tell
    That I ere morning may be dead …
    Robert Southwell
    Am Kopfe meines Bettes droht
    Zur Mahnung mir ein Leichentuch
    Daß morgen ich vielleicht schon tot …
    Während sein Taxi sich durch den Verkehr vor der Waterloo Station arbeitete, wie eine übereifrige Biene, die an die Spitze eines Schwarmes drängt, der ihr zu langsam ist, las Geoffrey Vintner noch einmal den Brief und das Telegramm, die heute morgen auf seinem Frühstückstisch gelegen hatten.
    Er fühlte sich so unglücklich, wie es wohl jeder wäre, der nicht gerade von Abenteuergeist beseelt ist, aber einen Drohbrief sowie ausreichend Hinweise dafür erhalten hat, daß die darin enthaltenen Drohungen vermutlich in die Tat umgesetzt werden. Nicht zum erstenmal an diesem Tag bedauerte er, daß er sich überhaupt dazu durchgerungen hatte, den unangenehmen Auftrag anzunehmen und sein Cottage in Surrey zu verlassen, und damit seine Katzen, seinen Garten (dessen Zustand er fast täglich, irgendeiner neuen und meist unpraktischen Idee folgend, veränderte) und seine geschätzte und geduldig leidende Haushälterin Mrs. Body. Er war, so überlegte er (und der Gedanke sollte ihn mit düsterer Häufigkeit immer wieder befallen, je weiter die Serie von Abenteuern fortschritt, auf die er sich nun einließ), beileibe kein Mensch, der höchst erfolgreich auf die Anwendung körperlicher Gewalt zurückgreift. Hat man erst einmal die Vierzig überschritten, kann man sich, selbst in äußerst leidenschaftlichen Augenblicken, nicht mehr so schwungvoll in ungeahnte und tödliche Kämpfe mit skrupellosen Widersachern stürzen. Und wenn man überdies ein pingeliger Junggeselle ist, einigermaßen gutsituiert, aufgewachsen in einem abgeschiedenen Pfarrhaus auf dem Lande und ausgestattet mit einem Charakter, dem schnöde Interessen und überwältigende Leidenschaften fremd sind, so erscheint einem dergleichen nicht nur unmöglich, sondern geradezu absurd. Auch war es kein Trost, sich vor Augen zu halten, daß noch vor kurzem Männer wie er selbst mit dem Mut und der Tapferkeit von Bären den Rückzug auf Dünkirchen erkämpft hatten; sie wußten zumindest, womit sie es zu tun hatten.
    Drohungen.
    Er faßte in seine Jackettasche, holte einen großen, altertümlichen Revolver hervor und betrachtete ihn mit einer Mischung aus Beunruhigung und Zuneigung, ein Blick, mit dem Hundeliebhaber ein besonders aggressives Tier bedenken. Der Fahrer verfolgte das Geschehen finster im Rückspiegel, während sie auf die Waterloo Bridge fuhren. Und ein neuer Gedanke kam Geoffrey Vintner in den Sinn, noch während er, den mißbilligenden Blick registrierend, hastig die Waffe wegsteckte: Es war schon vorgekommen, daß Leute von Taxis entführt wurden, die vor ihren Häusern warteten und die Wehrlosen dann, sobald sie herauskamen, zu irgendeinem Ort wie Limehouse verfrachteten, wo bewaffnete Schlägerbanden sich ihrer annahmen. Argwöhnisch musterte er die kleine, untersetzte Gestalt, die unbeweglich wie ein Fels vor ihm saß und gekonnt einmal um den Kreisverkehr am nördlichen Ende der Brücke fuhr. Natürlich gab es nur einen einzigen Zug, den er am Morgen von Surrey aus hatte nehmen können, um den Anschlußzug in Paddington zu erreichen, daher hätten seine Gegner, wer auch immer sie waren, gewußt, wo sie ihn abfangen konnten; andererseits hatte er beträchtliche Schwierigkeiten gehabt, überhaupt ein Taxi zu bekommen, denn alle Taxifahrer schienen eher darauf bedacht, sich seiner Aufmerksamkeit zu entziehen, als sie auf sich zu lenken. Also war wahrscheinlich alles in Ordnung.
    Er drehte sich um und blickte angewidert auf den nachfolgenden Verkehr, der sich so unstet bewegte wie Zecher, die hinter einem Anführer her von Kneipe zu Kneipe ziehen. Woran Leute merkten, daß sie verfolgt wurden, war ihm absolut schleierhaft. Überdies war er kein geübter Beobachter; die Außenwelt hinterließ bei ihm nur den Eindruck einer vagen und nicht einprägsamen Aufeinanderfolge von Trugbildern – ein Indianer hätte neben ihm durch ganz London spazieren können, ohne daß ihm das irgendwie ungewöhnlich vorgekommen wäre. Er überlegte kurz, ob er den Fahrer bitten sollte, einen Umweg zu fahren, um mögliche Verfolger auf eine falsche Spur zu lenken, vermutete jedoch, daß dieser Vorschlag nicht auf Gegenliebe stoßen würde. Und überhaupt, das Ganze war einfach zu lächerlich; niemand hätte etwas

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