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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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erheben.
    »Rai«, raunte ihm Barat zu, »was redet dieser Kerl da? Du kannst diese Beschuldigung nicht auf dir sitzen lassen!«
    »Ich, ich …«, stotterte Rai halblaut. »Das war doch keine Absicht.«
    »Habt Ihr das gehört?«, rief Nessalion triumphierend und drängte sich bis an die Wachen heran, die die Tribüne umstanden. »Er hat es sogar zugegeben! Ich fordere Euch auf, diesen Verbrecher herauszugeben, damit er bestraft werden kann, wie er es verdient. Dann werde ich vielleicht glauben, dass jetzt Gerechtigkeit herrscht auf Andobras.«
    »Richtig so!«, schaltete sich nun auch Ferrag ein, der diese willkommene Gelegenheit, weiter Unruhe zu stiften, nicht ungenutzt verstreichen ließ. »Zeigt, dass es Euch ernst ist, mit Euren schönen Worten. Lasst Taten sprechen! Gebt den Mörder heraus!« Aus der Menge kamen vereinzelte ähnliche Rufe, aber die meisten warteten gespannt, was nun geschehen würde.
    »Schweigt, und zwar beide!«, brüllte Barat wütend. »Ihr seid doch verrückt! Rai hat niemandem etwas getan und daher braucht auch niemand bestraft zu werden.«
    »Wir sollten gehen«, zischte Erbukas den anderen zu, »das wird hier zu brenzlig.« Kawrin hatte bereits die Hände auf die Griffe der beiden Dolche gelegt, die unter seinem Hemd verborgen waren.
    »Wenn ihr ihn nicht freiwillig herausgebt«, schrie Nessalion unbeirrt weiter, »dann werde ich ihn eben holen.« Daraufhin machte er einen Satz vorwärts, brach zwischen zwei völlig verdutzten Wächtern hindurch und packte Rai am Bein, um ihn von der Tribüne zu zerren. Plötzlich blitzten an mehreren Stellen in der Menge Waffen auf. Auch Ferrag hatte auf einmal ein Schwert in der Hand, um damit einen der Wächter vor der Rednertribüne zu attackieren. Barat war wie gelähmt. Er konnte einfach nicht fassen, was sich da gerade vor seinen Augen abspielte. Nun geschah genau das, was er mit seiner Ansprache zu verhindern gehofft hatte.
    Kawrin riss seine Dolche aus dem Gürtel, um Rai zu Hilfe zu eilen. Dieser war von dem wie besessen wirkenden Nessalion bereits von der Rednertribüne gezogen worden und versuchte vergeblich, wieder auf die Füße zu kommen. Beherzt sprang Kawrin von den Tischen hinab zu seinem Freund, doch prallte er dabei mit einem der gerüsteten Minenarbeiter zusammen, der gerade in diesem Moment einen Schritt vor den herandrängenden Angreifern zurückgewichen war. Mittlerweile wurden die vor dem Podest stehenden Wachen von wenigstens drei Dutzend bewaffneten Männern in die Zange genommen.
    »Bleibt zusammen!«, rief Erbukas und packte Barat am Arm, der sich immer noch nicht gefangen hatte. »Wir müssen hier raus!«
    Rai hörte die Worte des Bergmeisters, während er verzweifelt versuchte, seine Kehle aus Nessalions Umklammerung zu befreien. Der unbändige Hass auf den Mörder seines Sohnes schien Nessalions Kraft zu verdoppeln. Gleichzeitig bekamen die beiden am Boden Ringenden immer wieder Fußtritte und herbe Stöße von den Kämpfenden um sie herum ab. Plötzlich stolperte eine der Wachen rücklings über sie, weil er das Hindernis zu seinen Füßen im Getümmel nicht gesehen hatte. Der metallene Schulterpanzer des Mannes traf Nessalion mit voller Wucht am Kopf. Rai nutzte die Gelegenheit, um die Hand seines nun benommenen Gegners abzuschütteln. Er wollte aufspringen, doch ein weiterer Minenarbeiter riss Rai wieder um, als dieser, von einem Schlag getroffen, zurücktaumelte.
    »Zum Ausgang! Geschlossene Formation!«
    Rai wusste nicht, ob der Befehl von Erbukas oder Barat gekommen war, aber angesichts des bereits tobenden Tumults, in dessen Mitte er sich befand, hatte er wenig Hoffnung, dass die Minenarbeiter ein solches Manöver zustande bringen würden. Wieder unternahm er den Versuch, aufzustehen, doch diesmal bekam er einen Ellbogen ins Gesicht gerammt, was ihn abermals zu Boden zwang.
    »Rai!«, hörte er Kawrin aus nächster Nähe rufen. »Komm hoch!«
    Unter anderen Umständen hätte Rai ihm darauf eine bissige Antwort gegeben, denn schließlich wusste er auch ohne die Aufforderung seines blonden Gefährten, dass er schnellstmöglich wieder auf die Beine kommen musste. Aber wenn eine solche Masse von Menschen unvermittelt damit begann, aufeinander loszugehen, wurde selbst eine solch einfache Angelegenheit wie Aufstehen zu einer Herausforderung.
    Auf einmal kam Bewegung in die Minenarbeiter. Mit einem einstimmigen Kampfschrei fingen sie an, gemeinsam nach vorne zu drücken, und schufen so ein wenig Platz vor der

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