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Das Vermächtnis des Templers

Das Vermächtnis des Templers

Titel: Das Vermächtnis des Templers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Andreas Marx
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Vertrauen in diesem Stundengebet ist! Kann man einem Neuanfang so sehr vertrauen? Gehört zum Neuanfang nicht immer auch der Schmerz? Die Angst? Der Zweifel? Aber was bleibt uns, wenn nicht das Hoffen?
    Johannes wartet, bis die Mönche das Benedicamus beendet haben, erhebt sich und erteilt ihnen den Segen.
Einige Augenblicke später ist der Chor verlassen. Johannes sitzt allein im nun wieder vollkommen stillen Kirchenraum. Seine Gedanken gehen zurück in das Jahr 1302. Auch damals war es ein Erwachen, ein Neuanfang, ein Sprung in eine andere Wirklichkeit gewesen. Aber man hatte ihm keine Wahl gelassen …
    STAT CRUX, DUM VOLVITUR ORBIS

    Das Kreuz besteht, solange die Welt sich wandelt.
    Inschrift an der Decke des Kapitelsaals im Kloster Loccum

1. Kapitel
    An einem Tag im Mai des Jahres 1302 war ein Junge unterwegs von der Komturei in Lahde zum elterlichen Hof. Einmal in der Woche belieferten seine Eltern das Dominikanerinnenkloster mit Getreide, und es war nicht ungewöhnlich, dass der Junge allein den einachsigen Wagen hinter sich her zog und den Weg nach Lahde auf sich nahm. Auch heute war der Wagen auf dem Hinweg mehrmals im Schlamm stecken geblieben, denn es hatte in der Nacht geregnet. Die Rückkehr fiel dem Jungen leichter, doch bei einer Entfernung von zehn Meilen würde er noch immer drei Stunden unterwegs sein, denn der Weg war schlecht und eigentlich nur mit dem Pferd nutzbar.
    In den Nachmittagsstunden schien die Sonne mit großer Kraft. Als der Junge hinter sich von fern Geräusche hörte, hielt er inne. Er hätte nicht sagen können, welches Tier sich dort näherte, obwohl er gewöhnlich Geräusche jeglicher Art schnell und sicher zu deuten wusste. Eben diese Ungewissheit irritierte ihn. Er legte das Joch des Wagens ab und blickte zurück, denn er meinte das ungewöhnliche Geräusch von dort wahrgenommen zu haben. Aber es war nichts zu vernehmen. Der Junge wollte das Joch wieder aufnehmen, als er das Geräusch erneut wahrnahm. Diesmal legte er sein rechtes Ohr an den Erdboden. Und tatsächlich, nach einer kurzen Zeit meinte er rhythmisches Stampfen zu hören.
    In diesem Moment brachen zwei Reiter aus dem dichten Wald hervor. Der Junge war so überrascht, dass er sich unwillkürlich aufrichtete, dann jedoch bewegungslos stehen blieb. Was er sah, verschlug ihm die Sprache. Die beiden Reiter waren schneeweiß gekleidet. Sie verlangsamten ihr Tempo und kamen auf ihn zu. Nun erst bemerkte der Junge das große rote Kreuz auf den Umhängen der Männer und das Schwert, das sie an ihren schwarzen Gürteln befestigt hatten. Für einen Moment war sich der Junge nicht ganz sicher, ob er träumte oder wachte. Aber dann brachten die Männer unmittelbar vor ihm die Pferde zum Stehen und blickten zu ihm herab. Es wäre üblich gewesen, vor Herren wie diesen auf die Knie zu fallen, aber der Junge war außer Stande, sich zu bewegen.
    «Was tust du hier, Junge?», hörte er einen der Männer fragen. Der Blick des Jungen fiel unwillkürlich auf dessen Pferd. Es war fast weiß, wie die Umhänge der beiden Reiter. Noch nie zuvor hatte er solch ein Pferd gesehen. Und er kannte sich aus, verstand sofort, dass es sich bei den Pferden dieser Herren um ganz besonders edle Tiere handelte. Das Pferd des zweiten, jüngeren Reiters war von erlesener rotbrauner Färbung mit durchgehender Blesse und bewegte sich ähnlich anmutig wie das seines Begleiters.
Noch immer wagte der Junge nicht, den Männern ins Ge
    sicht zu blicken.
«Was tust du, Junge?», fragte der zweite Reiter.
Es kam keine Antwort, denn der Angesprochene war zu
    überrascht und brachte keinen Ton heraus.
«Na los, Junge. Sprich!», wurde er erneut aufgefordert. Der Junge blickte zu Boden.
«Ich bin auf dem Weg nach Hause.»
«Wo ist das?»
Er zeigte in nordöstliche Richtung.
«Führt der Weg nach Loccum?»
«Ja.»
«Kannst du uns führen?»
Nun schaute der Junge auf seinen Wagen.
«Meine Eltern erwarten mich.»
«Dann reiten wir zunächst dorthin. Aber wir benötigen einen Führer. Wenn du uns hilfst, soll es dein Schaden nicht sein. Es eilt. Den Wagen wirst du hierlassen.»
    Der Junge blieb unschlüssig, wagte aber nicht zu widersprechen.
«Mach dir keine Sorgen. Steig auf!»
Der ältere Reiter reichte ihm die Hand entgegen. Zögernd blickte der Junge zum ersten Mal in das Gesicht des Fremden. Er war ebenso überrascht von dessen dunkler Hautfarbe wie von den ungewöhnlich klaren, sehr lebendigen, graublauen Augen, die größte Überzeugungskraft und festen Willen

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