Das vielfarbene Land
Ein Herbst vor dem schrecklichen Winter der Vereisung im Pleistozän. Rousseau hätte das Pliozän geliebt! uninteressant? Es gibt selbst heute noch müde Seelen in diesem Galaktischen Milieu, die Ihre Ansicht nicht teilen würden.«
Die Wissenschaftler tauschten Blicke.
»Wenn es nur eine Rückkehr gäbe«, sagte der Mann von Londinium.
Guderian war ganz ruhig. »Alle meine Bemühungen, Variationen einzuführen, waren vergebens. Der Effekt ist auf das Pliozän und das Oberland dieses herrlichen Flußtals fixiert. und so kommen wir endlich zum Kern der Sache. Die großartige Erfindung der Zeitreise wird als bloße wissenschaftliche Kuriosität entlarvt.« Wieder ein Achselzucken.
»Zukünftige Forscher werden von Ihrer Pionierarbeit profitieren«, erklärte der Poltroyaner. Die anderen beeilten sich, angemessene Glückwünsche hinzuzufügen.
»Genug, liebe Kollegen!« Guderian lachte. »Es war sehr freundlich von Ihnen, einen alten Mann zu besuchen. und jetzt müssen wir zu Madame hinaufgehen, die mit Erfrischungen auf uns wartet. Ich überlasse die praktische Anwendung meines eigentümlichen kleinen Experiments einem schärferen Verstand.«
Er zwinkerte den außerplanetarischen Menschen zu und kippte den Inhalt der Kehrichtschaufel in den Papierkorb. Die Asche des Hipparions trieb in kleinen, blasigen Inseln auf dem grünen unirdischen Schleim.
Erster Teil
Das Abschiednehmen
1
Blitzende Fanfaren schmetterten. Die herzogliche Gesellschaft ritt fröhlich aus dem Château de Riom. Die Pferde tänzelten und kurbettierten, wie sie trainiert worden waren, um Temperament zur Schau zu stellen, ohne die Damen in ihren unsicheren Sätteln zu gefährden. Sonnenstrahlen funkelten auf den juwelenbesetzten caparisons der Reittiere. Doch der Applaus der Menge galt den prachtvollen Reitern.
Ein grünlich-blauer Widerschein des Monitors, der die festliche Szene zeigte, machte Mercedes Lamballes kastanienbraunes Haar schwarz und warf tanzende Lichter auf ihr mageres Gesicht. »Die Touristen losen darum, wer im Zug der Edelleute mitreiten darf«, berichtete sie Grenfell. »Es macht mehr Spaß, zum gemeinen Volk zu gehören, aber versuch mal, ihnen das zu erzählen. Natürlich sind die Hauptdarsteller alle Profis.«
Jean, Duc de Berry, hob den Arm und grüßte die ihm zujubelnde Menge. Er trug eine lange Houppelande in seinem eigenen heraldischen Blau, bestreut mit fleurs de lys. Die Schleppärmel waren umgeschlagen, um das kostbare Futter aus gelbem Brokat zu zeigen. Die Strümpfe des Herzogs waren reinweiß und mit Gold bestickt. Er trug goldene Sporen. An seiner Seite ritt der Prinz Charles d'Orleans in farblich geteilter Tracht. Seine Gewänder zeigten das königliche Scharlachrot, Schwarz und Weiß. Sein schweres goldenes Wehrgehenk war mit klingelnden Glöckchen besetzt. Ihnen folgten weitere Edelleute, so bunt wie eine Schar Frühlingsvögel, mit ihren Damen nach.
»Ist das nicht ein Risiko?« fragte Grenfell. »Leute, die nicht reiten können, zu Pferde? Ich hätte gedacht, du würdest dich an Robot-Reittiere halten.«
Lamballe antwortete freundlich: »Es muß wirklich sein. Dies ist Frankreich, weißt du. Die Pferde sind speziell auf Intelligenz und Stabilität gezüchtet.«
Zu Ehren des Mais waren die verlobte Princesse Bonne und ihr ganzes Gefolge in malachitgrüne Seide gekleidet. Die Edelfräulein trugen die merkwürdigen Kopfbedeckungen des frühen 15. Jahrhunderts, hohe Gebilde aus Golddraht, mit
Edelsteinen besetzt, erhoben sich aus den kunstvoll eingeflochtenen Haaren wie Katzenohren. Die crepine der Prinzessin war noch merkwürdiger. Sie stach von ihren Schläfen wie lange goldene Horner ab, und über die Drähte war ein weißer Batistschleier drapiert.
»Die Blumenmädchen sind dran«, sagte Gaston von der anderen Seite des Kontrollraums her.
Mercy Lamballe rührte sich nicht. Hingerissen starrte sie das leuchtende Bild an. Im Vergleich mit den Antennen ihres Comsets wirkte der seltsame Kopfputz der mittelalterlichen Prinzessin draußen vor dem Château beinahe alltäglich.
»Merce«, drängte der Regisseur. »Die Blumenmädchen!«
Langsam streckte sie eine Hand aus und stellte das Signal ein.
Wieder schmetterten die Fanfaren, und die als Bauern verkleideten Touristen riefen »Ah« und »Oh«. Dutzende von kleinen Mädchen mit Grübchengesichtern, in kurzen, rosa oder weißen Kleidern kamen aus dem Obstgarten gerannt. Sie hielten Körbe mit Apfelblüten. Vor dem herzoglichen Zug sprangen sie den
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