Das Voodoo-Syndikat
Kanonade ansetzen, statt dessen starrte sie auf Sukos Zeigefinger, der auf das Telefon deutete.
»Nun?«
Die Politesse nickte. »Ach so«, sagte sie. »Wohl ein Kollege, wie?«
»Genau.«
»Vom Yard?«
»Richtig.« Suko zeigte ihr trotzdem seinen Ausweis, damit sie ruhig schlafen konnte.
Die Politesse schaute ihn kaum an. Aber sie war neugierig geworden.
»Beobachten Sie den Bums dort drüben?«
»Genau.«
»Der sollte dichtgemacht werden!« schimpfte sie.
»Weshalb?«
»Dann würden hier nicht so viele Angeberschlitten herumstehen.«
»Für Sie wäre das schade, Madam. Vielleicht würden Sie dann Ihren Job verlieren.«
»Keine Sorge, Kollege, in London gibt es mehr als genug Falschparkcr. Wir kommen schon auf unsere Kosten.« Sie wechselte das Thema.
»Kann es denn gefährlich werden?«
»Weiß ich nicht.«
»Na dann, viel Spaß noch.«
»Danke gleichfalls.«
Die Politesse ging weiter, um nach neuen Opfern zu forschen. Suko konzentrierte sich wieder auf den Eingang. In der letzten Zeit waren keine neuen Gäste gekommen, vielleicht war der Laden auch gerammelt voll. Dafür fiel Suko jemand anderer auf.
Es war ein schlanker, hochgewachsener Neger mit trotzdem breiten Schultern.
Er überquerte die Straße und geriet dabei auch in den Schein der Lichtkaskaden. Suko konnte sehen, daß er eine Art Overall trug. Der Stoff glänzte in einem dunklen Rot, als bestünde er aus kostbarer Seide. Die Haare des Mannes waren kurz. An seinen Ohrläppchen hingen große Goldringe.
Der Portier stellte sich in Positur und schaute den Farbigen von der Stirn bis hin zu den weißen Schuhen an. Suko konnte nicht hören, was er sagte, seine Handbewegung aber war deutlich genug. Sie machte dem Farbigen klar, daß er nicht erwünscht war.
Der Mann verbeugte sich mit einer spöttisch wirkenden Bewegung, und als der Portier drohend auf ihn zukam, sprang er tänzelnd zurück, lachte den Mann noch aus und ging davon.
Eine kleine Episode am Rande, wie man sie oft genug in London erlebt. Suko maß dieser Beobachtung auch keine weitere Bedeutung bei, besonders deshalb nicht, weil plötzlich die Doppelhälften der Eingangstür aufgestoßen wurden und erste Gäste herausquollen. Wie sie aus dem Lokal rannten, das ließ Suko mißtrauisch werden, denn es sah nach einer Flucht aus.
Der Inspektor setzte sich angespannt hin. Er schaute zu, wie sich die Menschen vor dem Lokal drängten, durcheinanderschrien, so daß Suko kaum ein Wort verstand.
Nur einige Fetzen drangen an seine Ohren, die aber reichten, um ihn aufhorchen zu lassen.
Er hatte gehört, wie jemand von einem Mord gesprochen hatte. Schüsse mußten gefallen sein, und immer mehr Gäste verließen das Fokal. Suko hielt nichts mehr in seinem Wagen. Er öffnete die Tür, um auszusteigen, als ihn das Quäken des Walkie-talkie von seinem Vorsatz abhielt.
Sein Gerät steckte in der rechten Außentasche. Er schaltete es ein und meldete sich mit einem knappen: »Was gibt es, John?«
»Wahrscheinlich ein Zombie!« hörte Suko die etwas verzerrte Stimme des Geisterjägers.
»Was?«
»Ja, hör genau zu.«
Und wie Suko zuhörte. Er hielt das kleine Gerät in der Nähe seines rechten Ohrs, behielt aber den Eingang des Lokals dabei genau im Auge. Noch immer strömten die Menschen hervor, die die ersten Gäste in Richtung Straße drängten.
Die Menschen hatten zwar eine gewisse Furcht, die Neugierde jedoch überwog. Niemand floh, man wartete, und Suko lauschte inzwischen den Worten seines Freundes John, der ihm den Mann beschrieb, der möglicherweise ein Zombie sein konnte.
»Okay, Partner, ich werde mal nach dieser grauen Maus Ausschau halten. Soll ich ihn testen?«
»Das mußt du wissen. Ich komme hier schlecht raus.«
»Bis gleich dann.«
Suko hämmerte die Wagentür zu. Er huschte quer über die Straße und dabei dicht vor einem anrollenden Wagen entlang.
Auf dem Gehsteig drängten sich noch immer die Gäste. Einige von ihnen hatten Waffen gezogen, niemand kümmerte sich um Suko, der sich so hatte hinstellen können, daß es ihm auch gelang, den Eingang im Auge zu behalten.
Da kam der angebliche Zombie!
John hatte ihm den Mann gut beschrieben. Suko erkannte ihn nicht nur an dem Anzug, ihm fielen auch die Kugellöcher auf, die im Stoff ein Muster bildeten.
Wäre er tatsächlich ein Mensch gewesen, hätte er längst tot sein müssen, denn zwei Kugeln hatten ihn in der Brust erwischt. Eine davon sogar dicht neben dem Herzen.
Aber der Mann lebte!
Suko achtete genau
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