Das Wagenrennen
Himmelstraum, der als Einziger von den anderen Wagen übrig geblieben ist, liegt beinah eine ganze Runde zurück. Ich verwünsche mich und kann nicht glauben, dass ich mein Geld auf diesen Haufen rostigen Schrotts, fauligen Holzes und abgehangenen Pferdefleischs gesetzt habe.
»Bitte schenk uns einen mächtigen Unfall«, sage ich und hebe meinen Blick kurz zum Himmel.
Makri hat sich von dem allgemeinen Wahnsinn anstecken lassen und scheint kurz davor, die Kontrolle zu verlieren. Sie schreit Friedlicher Himmelstraum aufmunternd zu und fuchtelt mit dem Schwert in der Luft herum, was im Stadion verboten ist. Selbst wenn der Wagen, auf den man gesetzt hat, verliert.
Auf der letzten Runde zeigt Zerstörer, was in ihm steckt, und gleitet an Sturm auf die Zitadelle vorbei, als würde der parken. Dann zieht er mit dem Elfenwagen gleich, und die beiden stoßen aneinander, während sie um die Kurve biegen. Der orgkische Wagenlenker schlägt mit der Peitsche auf den Elf ein, der sich nicht lange lumpen lässt und kräftig zurückschlägt. Funken stieben, als ihre Räder gegeneinander stoßen, und die Pferde galoppieren in einem Tempo, das man im Stadion noch nicht erlebt hat. Das Gebrüll ist ohrenbetäubend. Ich habe noch nie eine solch wahnsinnige Zuschauermenge bei einem Rennen gesehen. Junge Zauberlehrlinge, die ihr ganzes Lehrgeld auf den Elfenwagen gesetzt haben, fuchteln mit ihren Zauberstöcken in der Luft herum. Ich sehe, wie Ghurd auf seinem Sitz steht und schreit, während ihm der Schweiß in Sturzbächen über seinen mächtigen Nacken strömt.
Auf der letzten Geraden scheint der Elf eine Nüsternlänge vorauszuliegen, aber auf mich wirkt es so, als hätte der Wagen der Orgks mehr Reserven.
»Es ist vorbei«, sage ich schluchzend und lasse verzweifelt meinen Kopf hängen. Plötzlich verhaken sich ihre Räder. Es gibt einen spektakulären Zusammenstoß. Beide Wagen fliegen durch die Luft und landen in einem gewaltigen Durcheinander von Orgks, Elfen, Holz, Metall und Pferdeleibern auf der Rennbahn. Sturm auf die Zitadelle, der ihnen dicht auf den Fersen war, hat keine Chance auszuweichen. Der Wagenlenker versucht zwar noch ein verzweifeltes Manöver, aber es geht viel zu schnell. Er wird ebenfalls in die Luft geschleudert, als sein Wagen in den Schrotthaufen rast und über die Bahn schlittert.
Friedlicher Himmelstraum liegt fast eine Runde zurück, und dem Wagenlenker bleibt genug Zeit, ein überlegtes Bremsmanöver einzuleiten. Dann bahnt er sich vorsichtig einen Weg durch das Gemetzel. Anschließend trabt die Quadriga über die Ziellinie, als einziger Wagen, der das Rennen beendet hat, und folglich als Sieger. Die Menge stöhnt kollektiv auf. Allerdings nicht in unserer Ecke. Makri ist außer sich, und ich tänzle hinunter zum Ehrlichen Mox, um mir meinen Gewinn abzuholen. Ich bin so glücklich wie ein betrunkener Söldner. Das heißt, eigentlich bin ich noch viel glücklicher. Achtzehn Gurans bei fünfzig zu eins. Das macht neunhundert Gurans.
In der Nähe von Mox’ Bude beklagt ein wütender Söldner sein Schicksal. Er hat sein ganzes Geld verloren und beschwert sich darüber, dass bei diesem Rennen betrogen worden wäre.
»Unsinn,«, widerspreche ich. »So was passiert eben manchmal. Nimm es wie ein Mann.«
Es werden noch einzelne Beschwerden darüber laut, wie die Rennen hier gelaufen sind, aber nach der unglaublichen Aufregung des letzten Rennens wirkt die Menge wie betäubt. Die meisten Leute sitzen benommen da, während die Helfer die zerstörten Wagen wegräumen und die Wagenlenker medizinisch versorgen.
Makris Gewinne sprengen jedes Fassungsvermögen. Sie hat Tausende von Gurans gewonnen und muss sich sogar einen neuen Beutel kaufen, damit sie das Geld tragen kann. Sie wühlt mit den Händen in den Münzen herum und holt sie heraus, nur um sie anzusehen.
Ich bitte sie, die Tasche eine Weile im Sicherheitstrakt der Rennbahn abzugeben.
»Weshalb?«
»Ich brauche deine Hilfe, bevor wir nach Hause gehen.«
Hauptmann Rallig tippt mir auf die Schulter. »Ich habe deine Nachricht bekommen. Was gibt’s?« Der Hauptmann hat ebenfalls viel Geld verloren und ist nicht besonders gut gelaunt. »Ich bin absolut nicht davon überzeugt, dass hier alles mit rechten Dingen zugegangen ist«, sagt er. »Also, was willst du?«
»Einen Zug Zivilgardisten und ein paar mächtige Zauberer.«
Wir gehen auf die Rennbahn. Dort stehen Lord Fidel-al-Ambra und Lord Rezaz Caseg einträchtig beisammen, stochern in den
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