Das Werk der Teufelin
Speisekammer nun schon zum vierten Mal geplündert – lagerten dort hinten bei den Heuhaufen und ließen es sich gut gehen. Ein kicherndes Weibsbild hätten sie auch bei sich gehabt!
»Das wird sie sein!«, schnaufte Almut, und wütend machte sie sich in die genannte Richtung auf.
»Ihr solltet vorsichtig sein, Frau Begine«, mahnte Pitter und hielt sie am Rockzipfel fest. »Die Söldner sind übles Gesindel, heißt es.«
»Schon möglich, aber ich bin kein lecker Mädchen mehr wie Angelika!«
»Sagt das nicht!«
»Quatsch, Pitter. Kommst du nun mit oder nicht?«
Pitter sah sie, hin- und hergerissen zwischen Angst und Abenteuerlust, an und straffte dann seine mageren Schultern.
»Klar!«
»Na dann los!«
Es war Angelika. Sie lag in den Armen eines bärtigen Mannes und trank aus einem Weinschlauch. Die drei Männer hatten ihre Helme abgelegt, neben dem Bärtigen lag eine Armbrust, griffbereit, aber nicht gespannt. Er hatte seine Hand unter Angelikas Gewand geschoben und war mit seiner Fummelei so beschäftigt, dass er die Ankömmlinge nicht bemerkte. Der dritte, ein Fettwanst mit schütteren Haaren, nagte Fleischfetzen von einem Knochen und wollte gerade nach dem zweiten Weinschlauch greifen, als er auf Almut aufmerksam wurde.
»Heia, noch ein Weib!«, grölte er und stand auf.
»Und ein keusches obendrein!«, johlte der Bärtige, ließ von seiner Gespielin ab und stand auf.
»Das werden wir schnell geändert haben!«
»Die will mich von euch wegholen!«, quietschte Angelika auf.
»Keine Sorge, Täubchen, die wird uns den Spaß nicht verderben!«
Als sie den Bärtigen und den Fetten auf sich zukommen sah, wurde es Almut doch etwas mulmig, aber mit zornigem Mut wandte sie sich an ihren Schützling.
»Angelika, steh sofort auf und komm her!«
»Die Dirne bleibt, wo sie ist, aber du kannst dich gerne zu uns gesellen, Schwester!«
»Bestimmt nicht! Angelika!«
Doch das Mädchen kicherte nur und schmiegte sich an den dritten, der im Heu liegen geblieben war.
Der Bärtige fasste nach Almuts Arm, aber sie versuchte ihn abzuschütteln. Der Mann packte fester zu und grinste sie höhnisch an. »Wehr dich nur, ich mag Frauen, die Temperament haben!«
»Aber ich mag Männer nicht, die mich anfassen!«
Sie wand sich in seinem Griff, aber er war stark und schnell. Mit der anderen Hand packte er sie um die Taille und zog sie zu sich. Almut holte aus und verpasste ihm eine Ohrfeige, die zeigte, dass die ständigen Arbeiten an der Kapelle Früchte getragen hatten. Einen Augenblick lang sah der Bärtige Sterne, aber er war Ärgeres gewöhnt und lockerte seinen Griff nicht.
»Du brauchst wohl eine kleine Lektion in Gefügigkeit, Schwester, was?«
Pitter wollte ihr zu Hilfe eilen und holte aus, um dem Mann mit aller Kraft mit seinem Holzschuh ans Schienbein zu treten. Der Fette war schneller. Bevor der Tritt saß, hatte er den schmächtigen Jungen am Kragen und Hosenboden gepackt und ihn mit aller Kraft auf den Boden geworfen. Benommen blieb Pitter liegen und rang nach Luft.
»Ihr Mistkerle!«, schrie Almut auf und zog das Knie mit Kraft hoch. Das hätte seine Wirkung gezeigt, hätte der Söldner nicht ein dickes Lederwams getragen, das die Wucht des Schlages auffing. Aber seine Wut war jetzt angestachelt, und er warf Almut mit Schwung neben den Heuhaufen. Sie landete unsanft auf dem Rücken, und er war über ihr, bevor sie sich zur Seite rollen konnte. Mit einer schnellen Geste warf er ihr die Röcke über den Kopf und wollte ihr die Beine spreizen. Mit dem Mut der Verzweiflung wehrte Almut sich, strampelte und zappelte und versuchte, sich aus dem Stoff zu befreien und gleichzeitig den Angreifer abzuschütteln. Eine Weile sah es fast so aus, als ob es ihr gelingen würde, doch dann wurden ihr mit brutaler Kraft die Arme zurückgebogen, und sie japste, hilflos und halb vom Saum ihres Rockes stranguliert, nach Luft. Angelikas schadenfrohes Kreischen drang an ihr Ohr genauso wie das Schnaufen des Bärtigen und die obszönen Bemerkungen des Fetten. Ihr verdrehter Arm tat entsetzlich weh, ihr Kopf dröhnte, und in ihren Rücken stachen spitze Steine. Es gab keinen Ausweg aus der Lage, in die sie durch ihre eigene Dummheit geraten war. Das sah sie ein. Besser, sie ließüber sich ergehen, was nun folgen würde, als sich weitere Verletzungen einzuhandeln. Mit einem Stoßgebet an Maria, die reine Jungfrau, bat sie, es möge schnell vorbei sein. Dann ließ sie sich völlig erschlaffen und gab jeden Widerstand auf.
Es
Weitere Kostenlose Bücher