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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Angelika bei den Benediktinerin-nen abliefern und sehen, was ich beim Vogt ausrichten kann. Lebt wohl, Begine, und möge die reine Jungfrau Euch behüten!«
    Er segnete sie und wandte sich dann schnell ab.

31. Kapitel
    Salve Regina, Mater misericordiae, Vita dulcedo… Sei gegrüßt, o Königin, Mutter der Barmherzigkeit, unser Leben, unsere Wonne und unsere Hoffnung…«
    Inbrünstig betete Almut am nächsten Abend vor der golden in den letzten Sonnenstrahlen aufleuchtenden Marienstatue. Sie sprach aus ganzem Herzen Dankgebete, denn vieles war in den beiden letzten Tagen geschehen, und eine große Last war von ihr genommen.
    »Ich danke dir, Himmelskönigin, dass unsere Meisterin wohlbehalten zu uns zurückgekehrt ist. Schütze und behüte sie und hilf ihr, ihre Kraft bald wiederzugewinnen. Sie sah so blass und dünn aus, Maria, aber ich glaube, sie hat keinen bleibenden Schaden genommen. Wenn auch ihre armen Daumen noch blau und grün verfärbt sind. Sie war so tapfer, Maria, und nun macht sie sich Vorwürfe, weil sie sich von der Weverin hat ausfragen lassen. Aber ich glaube, sie mag die Ursula Wevers. Sie ist nun zum Glück auch freigekommen. Der Dolch hat den Domherrn überführt, sogar dieser rachsüchtige Ritter Gisbert hat zugegeben, dass sein Bruder einen ausgesprochen sittenlosen Lebenswandel geführt hat und von jähzornigem Gemüt war. Über Johanna hängt nun auch nicht mehr der Verdacht, den alten Lüstling entmannt zu haben. Ich möchte gar nicht wissen, wie Pater Ivo es geschafft hat, dass Angelika noch einmal ihre verrückte Geschichte erzählt hat. O süße Jungfrau, auch für sie bitte ich. Die armen Benediktinerinnen tun mir Leid, weil sie jetzt dieses Geschöpf aufgebürdet bekommen haben. Ich denke, es war nur mehr richtig, den Klosterfrauen als kleine Entschädigung dafür das Rezept von Trines Melissengeist zu überlassen. Ich hoffe, es gelingt ihnen, Angelika wenigstens die einfachsten Bedeutungen von Gut und Böse beizubringen. Eine Strafe wird sie nicht ereilen, und wenn – sie würde vermutlich gar nicht wissen, wofür sie bestraft wird. Aber Schwester Ermentrude meinte, sie wollten darüber nachdenken, ob man sie dazu bewegen sollte, sich als Reklusin einmauern zu lassen. Wie verrückt, Maria, wenn sie in hundert Jahren dann vielleicht als Heilige wie die Reklusin Heilika verehrt wird.«
    Almut verharrte einen Moment schweigend, denn da waren noch die Gedanken, die ihr im Zusammenhang mit Angelikas Schwangerschaft durch den Kopf gingen. Die mochte sie nicht einmal vor Maria laut aussprechen. Aber die himmlische Mutter blickte ihr dennoch ins Herz, und sie sah die schwarze Verzweiflung, das Aufbegehren gegen das Schicksal, das ihr, Almut, die Mutterschaft versagt hatte und diesem unglückseligen Geschöpf ein Kind von äußerst zweifelhaften Anlagen schenken würde. Die goldene Scheibe zwischen den beiden gebogenen Hörnern funkelte, und Almut meinte eine ferne, kühle Frauenstimme zu vernehmen, die erklärte: »Ich bin die älteste Tochter der Zeit, ich bin die Mutter des göttlichen Kindes. Ich trennte die Erde vom Himmel. Ich wies den Sternen ihre Wege. Ich habe die Bahnen von Sonne und Mond geordnet. Und überdies habe ich die Männer und Frauen zusammengeführt. Ich habe verfügt, dass die Frauen zur zehnten Wiederkehr des Mondes ein neues Kind ans Licht der Welt bringen.«
    »Ja, Herrin«, flüsterte Almut und senkte betroffen den Kopf.
    »Und ich erlege denen, die Unrecht tun, Strafe auf! Ich bin Siegerin über das Schicksal. Mir gehorcht das Schicksal!«
    »Ja, Herrin!«, flüsterte Almut abermals, aber diesmal hoffnungsvoller. »In deine Hände gebe ich Angelikas Schicksal und auch meines, meine Gebieterin, Himmelskönigin, barmherzige Mutter.«
    Die Bitterkeit wich einem stillen Vertrauen, und nach einer Weile bekannte Almut der ewigen Jungfrau ihre weiteren Gedanken. Sie waren erfreulicher. »Ich glaube, die Weverin wird gut zu uns passen. Für sie ist es wahrscheinlich auch eine willkommene Lösung, jetzt, da ihr Mann tot ist und das Erbe dem Domkapitel zufällt. Sie will nicht wieder heiraten, und Kinder hat sie auch keine. Wahrscheinlich wird ihr die Arbeit hier bei uns helfen, über ihre Trauer hinwegzukommen. Ich finde, Maria, sanfte Jungfrau, es war von Meister Michael sehr aufmerksam, dem Domkapitel eine reichliche Mitgift für sie abzuschwatzen. Die Domherren haben wohl eingesehen, dass da einer von ihnen mächtig Dreck am Stecken hatte. Thea geht nun wirklich, und ich

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