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Das Zaubergift

Das Zaubergift

Titel: Das Zaubergift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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Das ist sicherlich ein ziemlich umständlicher Prozess und auf keinen Fall etwas, das man huschhusch mal eben so nebenbei erledigt. Aber jemand hat sie bewegt, und niemand hat es bemerkt. Die Garde hat alle Nachbarn und die Passanten, die sie ausfindig machen konnten, befragt, aber keinem von ihnen ist etwas aufgefallen. Ein Bettler sitzt jeden Tag am Ende der Straße, und er schwört, dass am Tag des Mordes kein Karren das Grundstück verlassen habe.
    »Sie kann doch nicht einfach so verschwunden sein.«
    Hauptmann Rallig setzt mich trocken darüber in Kenntnis, dass er sich diesen Sachverhalt zusammengereimt habe.
    »Und der Alte Hasius Brillantinius sagt, dass keine Zauberei im Spiel war? Das ist sehr merkwürdig.«
    In dem Atelier stehen noch andere Statuen herum. An einigen wird noch gearbeitet, andere sind vollendet. Es sind sehr schöne Statuen, und ich glaube, dass sie für einen Sammler sehr wertvoll sein müssten. Sie sind alle kleiner als die verschwundene Statue, und bei einigen handelt es sich um Büsten, die ein Mann allein tragen könnte. Also warum hat der Dieb ausgerechnet diese große Statue mitgenommen? Er kann sie unmöglich verkaufen, nicht einmal hier in Turai, Heimat des skrupellosen Handels.
    Vor dem Atelier befindet sich ein Beet mit roten Blumen, in dem die kleine Plastik einer ruhenden Waldnymphe liegt. Die Blumen haben die sommerliche Hitze gut überstanden, aber jetzt fangen sie an zu welken. Überall auf dem Weg liegen Blüten und bilden einen großen roten Flecken. Mit einem gelben Tupfer in der Mitte. Ich bücke mich, um das näher zu untersuchen. Zwischen den roten Blüten befinden sich einige gelbe Blütenblätter. Ich werfe einen kurzen Blick auf das Blumenbeet. Von einer gelben Blume ist nichts zu sehen. Merkwürdig. Vielleicht waren es nur ein paar Blüten, und die Blätter sind alle abgefallen? Vielleicht auch nicht. Ich hebe die gelben Blätter auf und verstaue sie in dem kleinen Beutel, den ich für solche Fälle an meinem Gürtel trage.
    Dann sehe ich mich noch ein bisschen um, kann aber keine weiteren Erkenntnisse gewinnen. Hauptmann Rallig versichert mir, dass er keinerlei Hinweise auf den Aufenthaltsort von Rodinaax’ Ehefrau hat. Wenn er etwas weiß, behält er es für sich. Die drei Bediensteten von Rodinaax hat er bis zum Verhör eingesperrt. Es sieht nicht so aus, als könnte ich sie in absehbarer Zeit selbst befragen. Es wird Zeit, den Hut zu nehmen.
    Ich muss eigentlich schnellstens zu Gesox, aber da ich ganz in der Nähe von Astral Trippelmonds Haus bin, beschließe ich, ihm einen Besuch abzustatten. Astral ist ein Zauberer, und zwar ein guter, und er kann mir vielleicht helfen.
    Während ich durch die Straßen gehe, beschleicht mich das Gefühl, dass mir jemand folgt. Das merke ich immer, weil ich einen Instinkt dafür besitze. Der entspringt der Sensibilität, die ich als junger Zauberlehrling entwickelt habe. Sie hat mir gute Dienste geleistet, als ich mich als Söldner durchgeschlagen habe. Und ich habe dieses unbehagliche Gefühl noch, als ich vor Astrals Haus ankomme. Ich läute seine Glocke und lasse dabei unauffällig den Blick durch die nähere Umgebung schweifen. Aber es ist niemand zu sehen.
    Ein Diener lässt mich ein. Das Haus ist erheblich kleiner,
    als man es bei einem so mächtigen Zauberer wie Astral Trippelmond erwarten würde. Wir sind offenbar beide auf der sozialen Leiter ein ganzes Stück nach unten gerutscht. Astral hat sich vor einigen Jahren in eine unschöne Klemme manövriert und kann von Glück reden, dass er überhaupt noch in der Stadt sein darf. Er arbeitete als der offizielle Zauberer des Stadion Superbius. Seine Verantwortung war es unter anderem, dafür zu sorgen, dass es bei allen Kämpfen und Wagenrennen redlich zuging und sie nicht von irgendwelchem Hokuspokus beeinflusst wurden.
    Die Bürger von Turai sind in diesem Punkt sehr empfindlich. Niemand will einen Haufen Gurans auf einen Wagen setzen und dann feststellen müssen, dass jemand den Gäulen die Seuche angehext hat. Infolgedessen hat der Stadionzauberer eine sehr wichtige Aufgabe. Nach einer Reihe von höchst merkwürdigen Ergebnissen wurde gemunkelt, dass Astral Bestechungsgelder annehme und dafür die Augen zudrücke, wenn andere Zauberer ihre Finger ins Spiel brächten. Er lief ernsthaft Gefahr, eine lange Gefängnisstrafe zu kassieren oder sogar vom aufgebrachten Mob gelyncht zu werden, bis ich ein wenig herumstocherte und seinen Namen rein wusch. Na ja, rein gewaschen

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