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Das Zaubergift

Das Zaubergift

Titel: Das Zaubergift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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Sankt Quaxinius drüben im Westen der Stadt einen Besuch abstatten wollen. Ich beuge mich aus der Kutsche und lasse mir von einem fliegenden Händler ein Nachrichtenpapyrus reichen. Der Berühmte Und Wahrheitsgetreue Chronist ist immer begierig darauf, reißerische Ereignisse zu berichten, und der Tod eines Bildhauers ist eine große Geschichte. Zwar sind in Turai Morde an der Tagesordnung, aber Rodinaax ist so bekannt, dass sich aus seinem gewaltsamen Tod eine deftige Schlagzeile machen lässt. In der Stadt arbeiten viele verschiedene Künstler. Sie werden von dem immer noch sagenhaften Wohlstand unser dekadenten Oberklasse angezogen. Aber keiner von ihnen ist so berühmt wie Rodinaax.
    Das Nachrichtenpapyrus weiß zu berichten, dass die Statue, an der er zuletzt gearbeitet hat, eine lebensgroße Plastik von Sankt Quaxinius zu Pferde, zum Teil von der Wahren Kirche in Nioj finanziert worden ist. Der Verfasser des Artikels beschreibt den Mord zunächst ohne allzu große Ausschmückungen und klärt zudem darüber auf, dass die Statue verschwunden sei. Das kann doch nur ein Druckfehler sein. Wir haben zwar eine Menge gerissener Verbrecher in Turai, aber ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, dass es einem von ihnen gelingen könnte, sich mit einer lebensgroßen Bronzestatue eines Heiligen auf einem Pferd davonzuschleichen. Gott allein weiß, was allein so ein Heiliger wiegen muss. Das Verhältnis zu den Niojanern ist auch ohne diese Panne schon gespannt genug. Nioj ist ein fundamentalistisches Reich. Sein König ist der oberste Kleriker und dem Vernehmen nach ein glühender Fanatiker. Also wird Nioj das Verschwinden der Statue mal wieder reichlich Munition geben, seinen Ärger an Turai abzureagieren.
    Rodinaax’ Haus liegt am anderen Ende von Pashish, in einer Gegend, wo es allmählich etwas gemütlicher wird. Die Straßen sind sauber und die Bürgersteige in einem ordentlichen Zustand. Ich steige einen Block vorher aus, bezahle den Kutscher und gehe zu Fuß weiter. Das Haus und das Atelier werden von zwei Zivilgardisten bewacht. Obwohl ich ihnen klarzumachen versuche, dass ich beruflich hier bin, starren sie mich nur mit steinernen Mienen an und verweigern mir den Zutritt.
    »Das hat uns gerade noch gefehlt«, ertönt plötzlich hinter mir eine Stimme. »Thraxas, der seinen fetten Rüssel in die Angelegenheiten der Wache steckt.«
    Ich drehe mich um. »Sieh da, Hauptmann Rallig. Wie schön, dass Ihr die Ermittlungen leitet.«
    »Dieses Vergnügen ist alles andere als auf beiden Seiten. Was willst du hier?«
    Hauptmann Rallig und ich kennen uns schon sehr, sehr lange. Wir haben in den Orgk-Kriegen Seite an Seite gefochten. Zusammen mit Gurdh haben wir einige haarsträubende Abenteuer erlebt, die ich immer gerne während meiner Saufgelage in der Rächenden Axt zum Besten gebe. Nach dem Krieg wurde ich Hoher Ermittler im Palast, und Hauptmann Rallig hat ebenfalls eine Weile dort gedient, bis er bei Vizekonsul Rhizinius in Ungnade fiel und wieder Dienst auf der Straße schieben musste. Seine Wachstation am Hafen liegt mitten in einer der härtesten Ecken in der Stadt, was einiges heißen will. Rallig stört es jedoch nicht, dass es hier hart zugeht. Er ist kein Mann, der vor seinen Pflichten zurückschreckt. Aber er ist der festen Überzeugung, dass ein Mann mit seiner Erfahrung mittlerweile längst hätte befördert werden müssen.
    Obwohl wir uns also ziemlich nahe gestanden haben und außerdem beide von Rhizinius aus dem Palast geekelt worden sind, haben wir uns in den letzten Jahren ein wenig voneinander entfremdet. Ich bin mittlerweile freischaffend als Detektiv tätig, und Rallig ist Zivilgardist. Diese beiden Spezies waren sich noch nie sonderlich grün. Der Hauptmann tut mir gelegentlich mal einen Gefallen, und er weiß auch, dass ich kein Narr bin. Aber auch wenn er den Fall übernommen hat, ist das noch keine Garantie dafür, dass ich Ermittlungsinterna von ihm erfahre.
    »Und? Wie ist es so in der Zivilgarde?«
    »Besser, als auf einer Strafgaleere zu rudern. Andererseits, solange du nicht an Bord bist, vielleicht auch nicht.«
    Ich erzähle ihm, wie gut er aussieht, was auch stimmt. Ihm steht sein Alter erheblich besser als mir. Sein Haar hängt zu einem langen Zopf gebunden über seinem Rücken, wie bei mir auch, aber seines ist blond und glänzt. Sein Schnurrbart auch. Mein Haar dagegen zeigt bereits erste Spuren von Grau. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Damenwelt nach wie vor verrückt nach ihm

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