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Das Zeichen der Vier

Das Zeichen der Vier

Titel: Das Zeichen der Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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die Sache mir unterbreitet. Ich begutachte das vorliegende Material als Experte und gebe ein fachmännisches Urteil ab. Ich erhebe in solchen Fällen keinen Anspruch auf öffentliche Anerkennung. Mein Name taucht in keiner Zeitung auf. Die Arbeit selbst, das Vergnügen, ein Betätigungsfeld für die mir eigenen Fähigkeiten gefunden zu haben, ist mir der höchste Lohn. Aber anläßlich des Jefferson-Hope-Falles haben Sie ja selbst einen gewissen Einblick in meine Arbeitsmethoden gewinnen können.«
    »Ja, wahrhaftig«, sagte ich bewegt, »noch nie in meinem ganzen Leben hat mich etwas so beeindruckt wie dies. Ich habe es sogar zur Darstellung gebracht in einer kleinen Schrift mit dem etwas ausgefallenen Titel ›Eine Studie in Scharlachrot‹.«
    Er schüttelte betrübt den Kopf.
    »Ich habe sie überflogen«, sagte er. »Offen gesagt, ich kann Sie dazu nicht beglückwünschen. Die Arbeit des Detektivs ist – oder sie sollte dies zumindest sein – eine exakte Wissenschaft und bedürfte daher einer ihr angemessenen kühlen und nüchternen Darstellung. Sie haben es unternommen, sie romantisch zu verbrämen, was eine ganz ähnliche Wirkung hat, wie wenn man eine Liebes-und Entführungsgeschichte in den fünften Satz des Euklid einbaute.«
    »Aber es ging doch um Abenteuerliches und Romantisches«, wandte ich ein. »Ich konnte doch nicht die Tatsachen verfälschen!«
    »Bei gewissen Tatsachen wäre es besser, sie würden verschwiegen; und wenn sie schon zur Sprache kommen müssen, so sollte man wenigstens ein Gespür für die Verhältnismäßigkeit walten lassen. Das einzig wirklich Erwähnenswerte an diesem Fall war der eigentümliche analytische Gedankengang, der mich von den Wirkungen zu den Ursachen zurückführte und dank dem es mir gelang, den Fall zu lösen.«
    Ich war verstimmt ob dieser Kritik an einem Werk, das eigens deswegen verfaßt worden war, Holmes zu gefallen. Auch muß ich gestehen, daß mich seine Geltungssucht ärgerte, die zu fordern schien, daß jede Zeile meiner Schrift ausschließlich seinem eigenen speziellen Vorgehen gewidmet sein sollte. In all den Jahren, die ich mit ihm in der Baker Street gewohnt hatte, war mir schon mehr als einmal aufgefallen, daß sich hinter der gemessenen und belehrenden Art meines Freundes eine gewisse Eitelkeit verbarg. Ich ließ mir jedoch nichts anmerken, sondern saß schweigend da und pflegte mein verwundetes Bein 3 . Es hatte vor geraumer Zeit eine Jezail-Kugel abbekommen, und wenn mich dies auch nicht am Gehen hinderte, so litt ich doch bei jedem Wetterumschlag unter zermürbenden Schmerzen.
    »Mein Wirkungsfeld hat sich vor kurzem auf den Kontinent ausgedehnt«, hob Holmes nach einer Weile wieder an, während er seine Bruyère-Pfeife stopfte. »Letzte Woche wurde ich von François le Villard konsultiert, der, wie Sie wahrscheinlich wissen, seit einiger Zeit zu den besten Leuten der französischen Kriminalpolizei gehört. Er hat durchaus das keltische Talent des raschen, intuitiven Erfassens; was ihm mangelt, ist jedoch ein breites Spektrum an exaktem Wissen, die Voraussetzung für jede Weiterentwicklung seiner Kunst. Der Fall, den er mir vorlegte, hatte mit einem Testament zu tun und enthielt einige Details von Interesse. Ich konnte auf zwei Parallelfälle verweisen, einen in Riga 1857 und einen in St. Louis 1871, was ihn dann auf die richtige Spur brachte. Hier ist der Brief, den ich heute früh erhalten habe und in dem er mir seinen Dank für meine Hilfe ausspricht.«

    Mit diesen Worten warf er mir ein zerknittertes Blatt fremdländischen Briefpapiers hin. Beim Überfliegen fiel mir eine Fülle von Ausdrücken der Bewunderung auf;
magnifique, coup-de-maître
und
tour-de-force
zeugten von der glühenden Bewunderung des Franzosen.
    »Er spricht wie ein Schüler zu seinem Lehrer«, bemerkte ich.
    »Ach, er schätzt meine Hilfe zu hoch ein«, sagte Sherlock Holmes wegwerfend. »Er hat selbst ganz beachtliche Fähigkeiten. Er besitzt zwei der drei Eigenschaften, die den idealen Detektiv ausmachen; die Fähigkeit der Beobachtung und die der Deduktion. Das einzige, was ihm noch fehlt, ist Wissen, und das kann mit der Zeit erworben werden. Im Augenblick übersetzt er gerade meine bescheidenen Schriften ins Französische.«
    »Ihre Schriften?«
    »Oh, wußten Sie das nicht?« rief er lachend. »Ja, ich habe mehrere Monographien verbrochen, alle über technische Probleme. Dies hier zum Beispiel ist eine Abhandlung ›Über die Unterscheidung der Ascherückstände

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