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Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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Unerschreckbar
    Als sie über das schneebedeckte Kopfsteinpflaster zur Schule stapfte, hatte Karou keinerlei finstere Vorahnung, was den bevorstehenden Tag anging. Ein Montag wie jeder andere, abgesehen von seiner Montäglichkeit und der Tatsache, dass Januar war, völlig harmlos. Es war kalt und dunkel – mitten im Winter ging die Sonne nicht vor acht auf –, aber auch sehr hübsch. Der Schnee der frühen Morgenstunde gab Prag eine gespenstische Note, wie eine Ferrotypie, alles Silber und Dunst.
    Auf der Uferstraße dröhnten Trams und Busse an Karou vorüber und verankerten den Tag im einundzwanzigsten Jahrhundert, aber in den ruhigeren Gassen hätte die winterliche Stille ohne weiteres aus einem anderen Jahrhundert stammen können. Schnee und Stein und Geisterlicht, ihre eigenen Schritte, die dünnen Dampfschwaden aus ihrem Kaffeebecher – sie war allein und in ganz profane Gedanken versunken, an die Schule, an Dinge, die sie erledigen musste. Gelegentlich der bittere Geschmack von Herzschmerz, wie das eben so ist, aber sie schob ihn beiseite, energisch, fest entschlossen, das alles hinter sich zu lassen.
    Mit der einen Hand umklammerte sie den Kaffeebecher, mit der anderen hielt sie ihren Mantelkragen zusammen. Über der Schulter trug sie ihre Künstlermappe, und auf ihren Haaren – lang, offen und pfauenblau – sammelte sich ein zartes Spitzengeflecht aus Schneeflocken.
    Ein ganz normaler Tag.
    Doch plötzlich …
    Ein Knurren, rasche, vom Schnee gedämpfte Schritte, Hände packten sie von hinten, rissen sie zurück und pressten sie unsanft gegen eine breite Männerbrust. Dann zerrten behandschuhte Finger ihren Schal beiseite, und sie spürte Zähne –
Zähne
! – an ihrem Hals.
    Zähne, die sie sanft in den Hals bissen.
    Jemand
knabberte
an ihr!
    Ärgerlich versuchte sie, sich zu befreien, ohne ihren Kaffee zu verschütten, aber leider schwappte der Becher trotzdem über, und ein paar Tropfen landeten im schmutzigen Schnee.
    »Herrgott nochmal, Kaz, lass mich in Frieden!«, fauchte sie und wirbelte zu ihrem Exfreund herum. Die Straßenlaterne hüllte sein schönes Gesicht in weiches Licht.
Blöde Schönheit
, dachte sie und schubste ihn weg.
Blödes Gesicht.
    »Woher hast du denn gewusst, dass ich es bin?«, fragte er.
    »Du bist es doch immer. Aber es funktioniert nie.«
    Kazimir verdiente seinen Lebensunterhalt damit, dass er sich aus dem Hinterhalt auf ahnungslose Menschen stürzte, und es frustrierte ihn ohne Ende, dass Karou nie vor ihm erschrak. »Du bist einfach unerschreckbar«, beschwerte er sich und zog einen Schmollmund, den er für unwiderstehlich hielt. Bis vor kurzem hätte Karou sich davon auch wirklich verführen lassen, hätte sich auf die Zehenspitzen gestellt, sanft mit der Zunge über seine vorgeschobene Unterlippe geleckt, sie dann vorsichtig zwischen die Zähne genommen, zärtlich an ihr gesaugt und sich schließlich zu einem Kuss angeschmiegt, der sie dahinschmelzen ließ wie sonnenwarmer Honig.
    Aber damit war Schluss, ein für alle Mal.
    »Vielleicht bist du einfach nicht furchteinflößend«, sagte sie, drehte sich um und ging weiter.
    Kaz holte sie ein und lief, die Hände tief in den Taschen vergraben, neben ihr her. »Aber ich
bin
furchteinflößend – das Knurren, das
Beißen
! Jeder normale Mensch würde vor Schreck einen Herzanfall kriegen. Bloß du nicht. Aber in deinen Adern fließt ja auch kein Blut, sondern Eiswasser.«
    Als sie ihn ignorierte, fügte er hinzu: »Josef und ich wollen eine neue Führung durch die Altstadt anbieten. Eine Vampir-Tour. Darauf fahren die Touristen garantiert ab!«
    Ja, bestimmt
, dachte Karou. Die Leute bezahlten gutes Geld für diese Grusel-Führungen, die daraus bestanden, dass Reisegruppen in der Dunkelheit durch die verwinkelten Gässchen der Prager Altstadt geschleust wurden und an den Orten haltmachten, an denen angeblich ein Mord verübt worden war. Dort stürzten dann selbsternannte »Geister« aus den Hauseingängen und brachten die ahnungslosen Reisenden zum Kreischen. Karou hatte selbst schon mehrmals einen dieser Geister dargestellt, hatte einen blutigen Kopf in die Höhe gehalten, geröchelt und gestöhnt, bis das Geschrei irgendwann in erleichtertes Gelächter überging. Das hatte durchaus Spaß gemacht.
    Auch die Zeit mit Kaz hatte Spaß gemacht. Aber es war vorbei. »Viel Glück«, sagte sie mit demonstrativem Desinteresse und ohne ihn anzusehen.
    »Wir könnten dich brauchen«, sagte Kaz.
    »Nein danke.«
    »Du

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