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David und Goliath

David und Goliath

Titel: David und Goliath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Gladwell
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verzweifelt. Wenn man sich seine Mädchen ansah, würde man meinen, dass ihre technischen Schwächen beim Passen, Dribbeln und Werfen ein unüberwindbares Hindernis waren. Aber am Ende waren sie das nicht. Denn erst sie ermöglichten ihre radikale und erfolgreiche Strategie.
5
    Sobald die Mädchen aus Redwood ihre ersten Spiele gewannen, tobten die Trainer der gegnerischen Mannschaften. Sie hatten das Gefühl, dass Redwood nicht fair spielte und dass es nicht richtig war, das Pressing gegen zwölfjährige Mädchen einzusetzen, die das Spiel gerade erst lernten. In diesem Alter gehe es doch gerade darum, Techniken zulernen, so die Kritiker. Ranadivés Mädchen spielten kein Basketball, sagten sie. Allerdings könnte man dagegenhalten, dass die zwölfjährigen Mädchen etwas sehr viel Wertvolleres lernten: dass sich Können durch Einsatz aufwiegen lässt, und dass Gewohnheiten dazu da sind, hinterfragt zu werden. Die Trainer, deren Mannschaften das ungleiche Spiel verloren, sahen das allerdings weniger philosophisch.
    »Ein Typ wollte mich auf dem Parkplatz verprügeln«, erzählt Ranadivé. »Es war ein Riesenkerl. Er hatte offenbar selbst Football und Basketball gespielt, und dann musste er zuschauen, wie ihn dieser dürre Ausländer bei seinem Spiel schlägt. Der wollte mir eine Tracht Prügel verpassen.«
    Roger Craig erinnert sich, er habe sich manchmal sehr gewundert über das, was er sah. »Die anderen Trainer haben ihre Mädchen angebrüllt, sie haben sie beleidigt und zur Schnecke gemacht. Sie haben die Schiedsrichter angeschrien: ›Foul! Das war ein Foul!‹ Aber wir haben gar nicht gefoult. Wir haben einfach aggressiv verteidigt.«
    »Einmal haben wir gegen eine Mannschaft aus East San José gespielt«, erzählt Ranadivé. »Die haben seit Jahren zusammengespielt. Die Mädchen sind schon mit dem Basketball in der Wiege auf die Welt gekommen. Wir haben sie auseinandergenommen. Wir haben 20:0 geführt. Die haben einfach keinen Einwurf reinbekommen, und der Trainer ist so wild geworden, dass er mit einem Stuhl geworfen hat. Er hat die Mädchen angebrüllt, und je mehr man Mädchen in diesem Alter anbrüllt, umso nervöser werden sie.« Ranadivé schüttelt den Kopf: Er hat nie geschrien. »Am Ende hat ihn der Schiedsrichter aus der Halle geworfen. Ich hatte Angst. Er hat es einfach nicht ertragen, dass diese blonden Mädchen, die ganz offensichtlich technisch schlechter waren, seine Mannschaft plattgemacht haben.«
    Idealerweise zeichnen sich Basketballer durch ihre Technik und Präzision aus. Wenn Einsatz über Technik gestellt wird, dann ist das Spiel nicht wiederzuerkennen – das Ergebnis ist eine wenig ansehnliche Mischung aus gestörten Spielzügen, rudernden Armen und technisch versierten Spielerinnen, die in Panik den Ball ins Aus werfen. Man muss schon ein Außenseiter sein – zum Beispiel ein Ausländer, dernicht mit Basketball groß geworden ist, oder ein dürrer Junge aus der Bronx auf der Ersatzbank –, um den Mut aufzubringen, so zu spielen.
    T.   E. Lawrence konnte sich das leisten, weil er das Gegenteil eines korrekten britischen Offiziers war. Er hatte nicht an einer vornehmen Militärakademie studiert. Er war Archäologe und nebenbei ein verträumter Dichter. Wenn er seine vorgesetzten Offiziere traf, kam er in Sandalen und dem Burnus der Beduinen. Er sprach Arabisch wie ein Einheimischer und konnte ein Kamel reiten, als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan. Es konnte ihm völlig egal sein, was die Angehörigen des militärischen Establishments von seinem »Haufen« hielten, denn er hatte kein Interesse daran, zum militärischen Establishment zu gehören. Und natürlich David. Er muss gewusst haben, dass ein Zweikampf nach formellen Regeln abzulaufen hat und mit dem Kreuzen der Schwerter beginnt. Aber er war ein Hirte, und im Altertum war dies der niedrigste aller Stände. Ihm konnte die militärische Etikette gleichgültig sein.
    Wir glauben oft, dass es uns besser ginge, wenn wir mehr Ansehen und Mittel hätten oder wenn wir einem elitären Club angehören würden. Viel zu selten denken wir darüber nach, dass diese materiellen Vorteile unsere Handlungsspielräume einschränken könnten. Vivek Ranadivé stand an der Seitenlinie, während ihn die Eltern und Trainer der gegnerischen Mannschaften mit Beleidigungen überhäuften. Die meisten wären angesichts dieser massiven Attacken eingeknickt. Nicht so Ranadivé. Es war irgendwie total schräg. Mein Vater hatte noch nie im Leben

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