David und Goliath
gibt es Hinweise auf einen signifikanten Unterschied zwischen Mathematik und naturwissenschaftlichen Fächern: Im Mathematikunterricht hat die Klassenstärke statistisch signifikante und erhebliche Auswirkungen auf die schulischen Leistungen der Kinder, in den Naturwissenschaften kann eine vergleichbare Auswirkung der Klassenstärke ausgeschlossen werden. In folgenden Ländern konnten sowohl in Mathematik als auch in naturwissenschaftlichen Fächern größere Auswirkungen der Klassenstärke auf die schulischen Leistungen ausgeschlossen werden: Belgien, Kanada, Tschechien, Korea, Portugal, Rumänien, Slowenien und Spanien. In zwei weiteren Ländern, Japan und Singapur, konnten Auswirkungen der Klassenstärke auf die schulischen Leistungen ganz ausgeschlossen werden. «
Lassen Sie das einen Moment lang auf sich wirken: Nach der Auswertung von Tausenden Statistiken über die schulischen Leistungen von Kindern aus 18 Ländern finden diese Wirtschaftswissenschaftler nur in zwei Ländern, nämlich in Griechenland und Island, »Hinweise auf nicht triviale positive Auswirkungen einer Reduzierung der Klassenstärke«. Griechenland und Island? In den Vereinigten Staaten wurden im Rahmen des politischen Vorstoßes zur Verringerung der Klassenstärken zwischen 1996 und 2004 ungefähr eine Viertelmillion neuer Lehrkräfte eingestellt. Das ist eine gewaltige Zahl. Im selben Zeitraum stiegen die Ausgaben pro Schüler und Jahr in den Vereinigten Staaten um 21 Prozent – der größte Teil der zig Milliarden Dollar an Mehraufwendungen wurde für diese Neueinstellungen ausgegeben. Keine Branche hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten weltweit einen derartigen Aufschwung erlebt wie die Lehrerschaft. Ein Land nach dem anderen hat gewaltige Summen ausgegeben, weil wir uns amVorbild von Schulen wie der Middle School von Shepaug Valley orientieren, in der Lehrer ein persönlicheres Verhältnis zu ihren Schülern entwickeln können, und wir meinen: »Auf so eine Schule will ich meine Kinder schicken.« Doch vieles deutet darauf hin, dass die vermeintliche Stärke dieser Schulen gar keine ist. 17
3
Vor Kurzem traf ich mich mit einem der einflussreichsten Männer Hollywoods. Er erzählte mir von seiner Kindheit in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota. 18 Vor Einbruch des Winters ging er durch die Straßen seines Viertels, um Kunden für seinen Schneeräumdienst zu finden. Dann verteilte er die Aufträge unter den Kindern aus der Nachbarschaft. Er zahlte seine Schneeräumer unmittelbar nach getaner Arbeit, auch wenn er erst später bei seinen Kunden abkassierte, weil er aus Erfahrung wusste, dass sich die anderen Kinder nur so zur Arbeit motivieren ließen. Manchmal arbeiteten acht oder neun Kinder für ihn. Im Herbst ließ er sie in den Gärten seiner Kunden Blätter zusammenrechen.
»Ich habe ihre Arbeit kontrolliert, damit ich meinen Kunden sagen konnte, dass ihre Auffahrt so geräumt wurde, wie sie es wollten«, erinnert er sich. »Natürlich waren immer ein oder zwei Kinder dabei, die ihre Arbeit nicht gut gemacht haben, und die habe ich dann rausgeworfen.« Damals war er zehn Jahre alt. Im Alter von 11 Jahren hatte er 600 Dollar auf seinem Sparbuch, die er sich selbst verdient hatte. Das war in den 1950er Jahren, heute wären das vermutlich etwa 5000 Dollar. »Ich hatte nicht das Geld, um meine Ziele zu erreichen«, sagte er schulterzuckend, so, als wäre es völlig selbstverständlich, dass man als Elfjähriger schon seine Ziele hat. »Geld ausgeben kann jeder. Aber wenn man sein Geld verdient, es spart und Belohnungen aufschiebt, bekommt man ein ganz anderes Verhältnis dazu.«
Seine Familie stammte aus einem »gemischten Viertel«, wie man es damals euphemistisch nannte. Er besuchte eine staatliche Schule und trug die Kleider seiner älteren Geschwister auf. Sein Vater war ein Kind der Weltwirtschaftskrise und hatte klare Ansichten zum Thema Geld. Wenn unser Mann aus Hollywood etwas wollte – ein Paar Turnschuhe oder ein Fahrrad –, dann verlangte sein Vater, dass er die Hälfte beisteuerte. Wenn er das Licht anließ, hielt ihm sein Vater die Stromrechnung unter die Nase. »Er hat zu mir gesagt: ›Schau, so viel kostet uns der Strom. Du bist nur zu faul, das Licht auszuschalten. Wir zahlen für deine Faulheit. Aber wenn du das Licht zum Arbeiten brauchst, dann kannst du es 24 Stunden brennen lassen, kein Problem.‹«
Mit 16 arbeitete er den ganzen Sommer über im Altmetallhandel seines Vaters. Es war schwere
Weitere Kostenlose Bücher