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Davidson, Mary Janice - Me(e)hr Mann fürs Herz

Davidson, Mary Janice - Me(e)hr Mann fürs Herz

Titel: Davidson, Mary Janice - Me(e)hr Mann fürs Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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dem leiblichen Vater zu bedrängen. „Und das meiner Mutter. Aber wenn du nicht willst, dass er wieder reinkommt, isst er sein Eis eben auf dem Rasen.“
    „Ich hasse dich!“, hörten sie Jonas aus dem Hintergrund rufen.
    Zu Freds Überraschung lächelte das ernste Kind, das so viele böse Erfahrungen gemacht hatte. „Er kann reinkommen. Solange du da bist.“
    „Wie du wünschst, Ellie.“ Sam kniete sich hin und drehte das kleine Mädchen sanft herum, sodass es ihn anschaute. „Aber selbst wenn Fred nicht hier wäre, würde ich dich beschützen. Das weißt du doch, oder?“
    „Ja, Sam. Ich muss jetzt gehen. Die Werbung ist vorbei.“ Ohne ein weiteres Wort verließ sie die Küche.
    „Was sollte das denn?“, schimpfte Jonas, als er sich ein paar Blätter aus dem nicht mehr ganz so perfekt frisierten Haar klaubte. „Fragst du dich manchmal, warum du keinen großen Freundeskreis hast, Fred?“
    „Tut mir leid.“ Aber es tat ihr gar nicht leid. „Ich wollte dem Pflegekind des Tages nur etwas demonstrieren.“
    „Oh, richtig. Ich vergaß. Aber trotzdem … das nächste Mal warn mich bitte vorher! Vielen Dank, dass du auf den Blätterhaufen gezielt hast.“
    „Gern geschehen.“ Sie tat so, als wäre es Absicht gewesen. „Und jetzt iss deinen Eisbecher, du Penner.“
    „He, ich hab überall Blätter und tote Käfer und sehe immer noch besser aus als du.“
    Das stimmte. Trotzdem ging Fred nicht weiter darauf ein und drehte sich zu Sam um, den sie nun mit anderen Augen betrachtete. Obwohl er so aussah wie immer. Kurzsichtige braune Gucker, die ständig blinzelten, schmale Figur, kleines Bäuchlein und der übliche Zopf.
    Sie kannte ihn, seit sie denken konnte. Sie hatte immer gewusst, dass er nicht ihr richtiger Vater war, obwohl ihre Mutter es ihr erst gesagt hatte, als Fred dreißig Jahre alt geworden war. Aber Sam bekam schon im Nichtschwimmerbecken Panik, während Fred mit wilden Delphinen brustschwamm, seitdem sie sieben war.
    Sam war Sam, und ausnahmsweise war sie dankbar dafür, denn sie erkannte, wie viel dieser sanfte Mann einem Kind zu bieten hatte – jedem Kind. Ihre Mutter behandelte er wie eine Königin. Und das keineswegs, weil er Angst vor Fred hatte.
    Sie musste sich eingestehen, dass es sicher nicht gerade einfach war, eine Meerjungfrau als Stieftochter zu haben, vor allem eine, die äh … so leidenschaftlich war wie sie.
    „Was sind das für Narben auf ihrem Arm?“, fragte sie unvermittelt, weil sie auf keinen Fall rührselig werden wollte. Ausgerechnet wegen Sam. „Küchenmesser?“
    „Du solltest erst mal ihren Rücken sehen“, sagte Sam ruhig, nahm seine Brille ab und putzte sie energisch mit seinem ausgewaschenen Rolling-Stones-T-Shirt. „Das war ein Teppichmesser. Ihr Vater arbeitet in einer Lagerhalle für Spirituosen. Er hat immer eines für Notfalle dabei.“
    „Die Akte.“
    Er blinzelte sie mit wässrigen braunen Augen an und setzte seine Brille wieder auf. „Wie bitte?“
    „Ihre Akte. Gib sie mir.“
    Sam lächelte tatsächlich. „Ich hatte gehofft, dass du vorbeikommen würdest, Fred. Ihre Akte liegt in meinem Büro. In deiner Schublade.“
    Deine Schublade. Ein typischer „Samismus“ für den großen Aktenschrank in einer Ecke seines Büros. Vierzig Zentimeter tief, vier Schubladen. Nie verschlossen. Hier herrschte immer eine peinlich genaue Ordnung. Jede Zeichnung, jeder Tontopf, jeder nutzlose Aschenbecher, jeder Schulaufsatz, jede Semesterarbeit, die Fred mit nach Hause gebracht hatte, vom Kindergarten bis zur Doktorarbeit, befand sich in diesem Aktenschrank. In der obersten Schublade lag eine Akte, auf der stand „Für Fred.“ Hier hinterließ Sam ihr Notizen, Hinweise auf Bücher, die sie lesen sollte, und Informationen, die er für wichtig befand. Dort würde auch Ellies Akte zu finden sein. Sicher mit einem Exemplar von Sieben Wege zur Effektivität für Meermenschen.
    Normalerweise regte sich Sam auf, wenn Gewalt angewendet oder angedroht wurde. Fred sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an: „Ist das jetzt nicht der Moment, in dem du mir gewöhnlich einen Vortrag über Friedfertigkeit und Nächstenliebe hältst?“
    „In diesem Fall überlasse ich das deiner Mutter. Die übrigens im Wohnzimmer mit Ellie Zeichentrickfilme ansieht. Ich geh mal und hol sie.“
    „He, Sam.“
    Er drehte sich um und zog eine ergrauende Augenbraue hoch.
    „Danke.“ Nicht nur für Ellie. Aber sie wollte – konnte – nicht deutlicher werden.
    Ihr Stiefvater nickte

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