"Davon haben wir nichts gewusst!"
März, also vor Beginn der massiven Katyn-Kampagne, geheißen, die »Fragestellungen, die die Masse der Bevölkerung beschäftigten und über die ein gegenseitiger Austausch stattfindet, hätten sich von den täglichen Nachrichten der Zeitungen stark entfernt«; als Beispiel wurden unter anderem antisemitische Schlagzeilen einer Regionalzeitung angeführt, siehe K/J 3560, Amt III (SD), Meldungen aus dem Reich, Nr. 372, 1.4.1943 (in: Meldungen aus dem Reich , S. 5031).
76 Der persönliche Pressereferent des Propagandaministers, Rudolf Semler, zu dessen Aufgaben es gehörte, wöchentlich eine Übersicht über die im Ministerium eingehenden Briefe aus der Bevölkerung anzufertigen, berichtet in nach dem Krieg herausgegebenen Aufzeichnungen, in der zweiten August-Woche 1943 hätten sechzehn von insgesamt 150 Briefschreibern gegen das »Wiederauftauchen der jüdischen Frage in der Presse und im Radio« protestiert: Man habe, so der Tenor dieser Briefe, andere Sorgen, außerdem resultiere die gegenwärtig missliche Lage letztlich aus der Judenverfolgung, mit der Deutschland die gesamte Welt gegen sich aufgebracht habe. Semler hat nach eigenen Angaben diese Tendenz in seinem Bericht herausgestellt, worauf Goebbels außerordentlich kritisch und unwirsch reagiert habe; siehe Rudolf Semmler [d.i. Semler], Goebbels – the man next to Hitler , London 1947, 16.8.43. Zu dieser Publikation und zur Person Semlers siehe Kriegspropaganda 1939-1941 , S. 53f.
77 K/J3588, SD-Abschnitt Halle/S. III C 4, Bericht vom 22.5.1943 (BAB, NS 6/153).
78 K/J 3621, SD-Hauptaußenstelle Würzburg III A 4, Bericht vom 27.7.1943 (BAB, R 58/1130).
79 K/J 3592 Regierungspräsident Schwaben, Bericht für Mai 1943, 10.6.1943 (BayHStA, StK 106684); siehe auch K/J 3716, SD-Hauptaußenstelle Würzburg 12, Bericht der Außenstelle Bad Brückenau, 8.5.44 (StA Wü, SD-Hauptaußenstelle Würzburg Nr.12).
80 K/J 3585, RSHA, Amt III (SD), Meldungen aus dem Reich, Nr. 386, 30.5.1943 (in: Meldungen aus dem Reich , S. 5285ff., S. 5290f.); K/J 3595, NSDAP-Parteikanzlei II B 4, Bericht für den 23.5.-29.9.5.1943, München, 29.5.1943 (BAB, NS 6/415).
81 K/J 3616, RSHA, Amt III (SD), Bericht vom 8.7.1943 (in: Meldungen aus dem Reich , S. 5445ff., S. 5448f.).
82 K/J 3628, SD-Außenstelle Würzburg, Bericht vom 3.8.1943 (StA Wü, SD-Hauptaußenstelle Würzburg 23). Auch der Bericht aus dem folgenden Monat enthält die Vorstellung, die Bombenangriffe seien Vergeltung für den Novemberpogrom, siehe K/J 3648, SD Hauptaußenstelle Würzburg III A 4, Bericht vom 7.9.1943 (StA Wü, SD-Hauptaußenstelle Würzburg Nr. 37).
83 K/J 3648, SD-Hauptaußenstelle Würzburg III A 4, Bericht vom 7.9.1943 (StA Wü, SD-Hauptaußenstelle Würzburg Nr. 37). Auf ähnliche Weise wurde in anderen Berichten ein Zusammenhang zwischen der Judenverfolgung und den Bombenangriffen hergestellt, siehe K/J 3656, SD-Außenstelle Schweinfurt, Bericht 11.10.1943 (StA Wü, SD Hauptaußenstelle Würzburg Nr. 22); K/J 3635, NSDAP-Ortsgruppe Weigolshausen, 13.8.1943 (StA Wü, NSDAP Gau Mainfranken Nr. 677); K/J 3661, NSDAP Kreisschulungsamt Rothenburg/T., Bericht vom 22.10.1943 (StA Nü, NS-Mischbestand Gauleitung Nr. 83).
84 Jörg Friedrich, Der Brand . Deutschland im Bombenkrieg 1940-1945 , München 2002, S. 339; Friedrich stützt sich auf Angaben von Wilhelm Steinhilber, Heilbronn. Die schwersten Stunden der Stadt , Heilbronn 1961.
85 Zitiert in: Die Hamburger Katastrophe vom Sommer 1943 in Augenzeugenberichten , bearb. von Renate Hauschild-Thiessen, Hamburg 1993, S. 230; Bajohr, »Über die Entwicklung eines schlechten Gewissens«, S. 180-195.
86 Kershaw, »Antisemitismus und Volksmeinung«, S. 341.
87 Kulka, »›Public Opinion‹ in Nazi Germany: the Final Solution«, S. 149.
88 Kershaw, »Antisemitismus und Volksmeinung«, S. 342.
89 Tagebücher Goebbels , 28.5.43.
90 In den durchgesehenen Zeitungen lief die Kampagne, von Blatt zu Blatt etwas unterschiedlich, zwischen Ende Mai und Mitte Juni aus.
91 BAB, NS 18/225. Im Entwurf des Rundschreibens, das Tießler, Goebbels’ Verbindungsmann zu Bormann, angefertigt hatte, steht außerdem: »Im Auftrag des Führers ist von mir eine Propaganda-Aktion gegen das Judentum eingeleitet worden, die sich auf Monate erstrecken wird.« Dass Goebbels sich in dem tatsächlich herausgegebenen Rundschreiben nicht mehr auf Hitler berief, demonstriert, wie sehr er durch die Kritik in die Defensive geraten war (ebenda, Vorlage Tießler an Goebbels, 19.5.43).
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