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Deadline 24

Deadline 24

Titel: Deadline 24 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A John
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sonnenwarmen Dach ausgebreitet werden. Fast alle Flügel wiesen eine zarte Rosafärbung auf, ein Zeichen dafür, wie sehr die Schweber während des Tages beansprucht worden waren. Morgen, im Laufe des Vormittags, würden sie Sonnenlicht speichern oder trinken, wie manche sagten, die glaubten, dass Schweber Lebewesen seien. Und je mehr Sonnenlicht sie aufnahmen, umso tiefer rot leuchteten ihre Flügel. Sally bezweifelte, dass Schweber Lebewesen waren. Sie gaben nie einen Laut von sich, paarten sich nicht, vermehrten sich nicht, das Einzige, was sie taten, war schweben und Sonnenlicht trinken. Das war zu wenig, glaubte Sally, um sich als Lebewesen zu qualifizieren. Außerdem waren sie dumm. Sie schienen nicht zu wissen, dass sie nur im Ruhezustand Licht tanken konnten. Wenn man sie nicht rechtzeitig deaktivierte – eine etwas grausam anmutende Handlung, denn man musste dazu ihren kleinen, kugeligen Kopf ruckartig aus dem Gelenk ziehen, sodass er nur noch lose mit dem Schweberkörper verbunden war –, wenn man sie also nicht rechtzeitig deaktivierte, schwebten sie immer weiter und weiter, bis ihre gesamte Energie aufgezehrt war. Dann waren sie weiß wie Kalk und kaputt oder tot, je nach Betrachtungsweise.
    Doch egal ob sie nun Lebewesen waren oder Maschinen, sie waren das Beste, was die Farmarbeit zu bieten hatte. Sally liebte es, bäuchlings auf dem flachen Mittelteil, dem »Körper« des Schwebers, zu liegen, die Hände fest um die seitlichen Hörnchen an seinem Kopf geklammert, und durch die riesige Kuppel zu düsen, kreuz und quer über die gesamte Farm, hinaufzusteigen, zum höchsten Punkt der Kuppel, und dann im Sturzflug hinab, um kurz über dem Erdboden erst zu bremsen. Jeden Nachmittag gönnten sie und Paul sich dieses Vergnügen, bevor sie sich ans Werk machten und das taten, wozu die Schweber eigentlich dienten: schön langsam das Gitter abzufliegen, sorgfältig nach Schwachstellen zu fahnden, diese mit roten Fähnchen zu markieren oder die bereits markierten Stellen zu reparieren. Sogar mit surrenden Flügeln in der Luft verharren konnten die Schweber, was sie zwar besonders viel Energie kostete, es den Farmern jedoch erlaubte, alle notwendigen Arbeiten in der Kuppel oder den Baumwipfeln ohne mühsame und gefährliche Kletterpartien auszuführen.
    Sally war stolz auf ihre Geschicklichkeit mit den Schwebern, sie kam viel besser mit ihnen zurecht als Vigo, sogar besser als Paul. Trotzdem wurde sie immer nur zum Markieren eingesetzt, nie zum Reparieren, weil Großvater der Meinung war, dass das Hantieren mit schwerem Werkzeug, oft genug in großer Höhe, keine Arbeit für ein junges Mädchen sei. Protest nutzte nichts, sein Wort war Gesetz auf der Farm, sogar Vigo erkannte das an. Er zog zwar ein unwilliges Gesicht, als Großvater ihn nach unten rief, doch er widersetzte sich nicht, folgte ihm mit gesenktem Kopf in die Abgeschiedenheit des Hinterhofs, wo er vermutlich eine gepfefferte Strafpredigt zu hören bekam.
    Sally half Paul mit den Schwebern. Als sie gerade den letzten versorgt hatten, kam Vigo zurück. Wortlos, doch finsteren Blicks schritt er die Reihen der Schweber ab, fand einen, der noch eine halbwegs kräftige Färbung aufwies, aktivierte ihn, warf sich darauf und düste davon.
    »Was sollte das denn jetzt?«, fragte Paul verärgert.
    »Da hat jemand noch was nachzuarbeiten«, erklärte Sally. Hoffentlich tut er’s auch, fügte sie in Gedanken hinzu. Ein heftiger Wind hatte eingesetzt. Es war kein Vergnügen und sehr beschwerlich, bei solchen Böen hoch oben in der Kuppel mit dem Schweißer zu arbeiten.
    Später fehlte Vigo beim Abendessen. Mutter machte ihm ein Sandwich zurecht und stellte es unter den Glassturz auf der Anrichte. Sally hätte das nicht getan, sie hätte ihn zur Strafe für seine Faulheit ohne Abendbrot ins Bett geschickt. Großvater sprach das Nachtgebet und zog sich danach auf ein Pfeifchen in den Windschatten der Veranda zurück.
    Die abendliche Funkstunde rückte heran und – welch Wunder – trotz des heftigen Windes funktionierte der Funk. Monnia Terleben von der Terleben-Farm meldete sich und fragte mit ihrer tiefen, samtigen Stimme, ob es Neuigkeiten gebe. Sally hätte schrecklich gern mit ihr geplaudert, aber sie hatte keine Chance. Beim ersten Laut schoss Paul von seinem Stuhl hoch, schnappte sich das Mikro und turtelte mit Monnia, als gelte es einen Wettbewerb im Liebesgurren zu gewinnen. Sally kannte das schon, das würde jetzt die ganze abendliche Funkstunde so

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