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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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lautstarken Explosion. Priest wartete, bis sich ihre Wut gelegt hatte. »Natürlich nicht. Ich bitte Sie nur, sich das System anzusehen,
    ohne daß Emotionen Ihren Blick trüben. Die Polizei hat jemanden verhaftet, von dem sie glaubt, daß er in das Verbrechen verwickelt ist.« Er hob den Finger, um den sofort einsetzenden Protest abzuwehren. »Sie alle sind sich sehr wohl bewußt, daß der nächste Schritt bei der Staatsanwaltschaft liegt. Es ist Miss Norths Job . . .«
    »Scheißweib.«
    »Tyrell . . .«
    Tyrell breitete seine langen Arme aus. »Eine Million? «
    »Eine Lektion in Feilschen. Verlange immer mehr, als du glaubst kriegen zu können. Der Richter hat die Summe halbiert.«
    »Fünfhundert Riesenlappen. Wie sollen wir denn soviel Kohle auftreiben?«
    »Ich bin mir sicher, Dr. Wright weiß eure Absichten zu schätzen«, sagte Priest. »Aber keiner erwartet von Typen wie euch, so eine Summe aufzutreiben.«
    »Ich könnte das Geld kriegen«, bot J. R. mit einem schiefen Grinsen an und ließ dramatisch seine Knöchel krachen.
    Der Professor ignorierte diese Anspielung. Verbrechen wurde in der Gruppe auf keine Weise gewürdigt, nicht einmal als Witz. »Wenn ihr eure Unterstützung zeigen wollt, gibt es Dinge, die ihr tun könnt. Ihr habt Verstand. Gebraucht ihn.«
    »Unser Name«, sagte J. R. »So was lockt die Medien.«
    »Sehr gut, J. R.«
    »Wir könnten einen Verteidigungsfonds für den Doc gründen.«
    »Und die Nachrichtenteams werden davon hören und eine große Sache draus machen.«
    »Und das Geld wird strömen.«
    Ein Klopfen an der Tür lenkte Priests Aufmerksamkeit von dem Gespräch ab.
    »Professor?« Ellen North schob vorsichtig die Tür auf. »Verzeihen Sie die Störung. Mir wurde gesagt, Sie hätten jetzt keinen Unterricht.«
    »Habe ich auch nicht.« Er trat in den Korridor und schloß die Tür hinter sich. »Die Cowboys haben eine Krisensitzung einberufen. Sie waren verständlicherweise sehr aufgeregt über Dr. Wrights Verhaftung. Dann haben sie in den Nachrichten von der heutigen Kautionsverhandlung gehört . . .«
    Er zog die Schultern hoch, wodurch sein eingelaufener Pullover über seine Taille hinaufrutschte. »Sie müssen verstehen, sie haben kein großes Vertrauen zum System.«
    Ellen behielt sich einen Kommentar vor. Aus ihrer Perspektive war das Justizsystem nicht das Problem bei jugendlichen Straftätern, aber eine philosophische Diskussion war nicht der Grund, aus dem sie ans Harris College gekommen war.
    Sie wollte Wrights Freunde und Kollegen persönlich kennenlernen, sich mit eigenen Augen überzeugen, ob es bei ihnen eine Spur von Zweifel oder Unruhe gäbe. Es schien unmöglich, daß Wright so pervers sein konnte, ohne daß ihm Nahestehende etwas bemerkt hatten. Aber war er nicht das, was jeder in Deer Lake glauben wollte? Daß ein Monster wie ein Monster aussehen, wie ein Monster gehen, wie ein Monster reden müßte, damit man es sofort erkennen konnte? Wenn das Böse in schlichter Kleidung und mit hübschem Gesicht auftrat, dann konnte das Böse überall sein.
    »Ich wollte Ihnen ein paar Fragen zu dem Abend stellen, an dem Josh verschwand«, sagte sie. »Es wird nicht lange dauern, aber wenn es Ihnen lieber ist, daß ich ein andermal wiederkomme . . .«
    »Ich habe gehört, daß er unversehrt zurückgekommen ist.« Priest hob eine knochige Hand, um sich das Kinn zu reiben. »Eine faszinierende Wende der Ereignisse. Offensichtlich war es nicht Dr. Wright, der das Kind zurückgebracht hat – ich glaube ohnehin nicht, daß Garrett Josh entführt hat.«
    »Wir sind da anderer Meinung, Professor.«
    Er neigte den Kopf zur Seite und sah sie an, als sei er ein Android, der die unlogischen Denkvorgänge des menschlichen Verstandes zu dechiffrieren versuchte. »Glauben Sie das wirklich, oder gehen Sie nur den Weg des geringsten Widerstandes?«
    »Glauben Sie mir, ein angesehenes Mitglied einer Gemeinde anzuklagen ist wohl kaum der Weg des geringsten Widerstandes.«
    »Trotzdem ist er doch der Spatz in der Hand, wie es so schön heißt.«
    »Selbst wenn noch eine Taube auf dem Dach sitzt, so heißt das noch lange nicht, daß er unschuldig ist«, sagte Ellen. Priest blinzelte sie nur mit gerunzelter Stirn an, so wie er wahrscheinlich Studenten ansah, die die neueste Computersprache nicht beherrschten.
    »Ich möchte ein paar Punkte über diesen Abend klären«, sagte sie. »Sie haben der Polizei gesagt, Sie wären hiergewesen und hätten gearbeitet.«
    »Im Computerzentrum, ja. Garrett

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