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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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mit Deer Lake im Wettstreit um Handel und Bevölkerung gelegen. Aber Deer Lake hatte den Zuschlag für die Eisenbahn bekommen und den Titel einer Bezirkshauptstadt und in der Folge hatte Harrisburg seine Identität verloren. Irgendwann war dann das, was noch übrig war, Deer Lake zugeschlagen worden, und jemand hatte Harrisburg den Spitznamen Dinkytown angehängt.
    In den alten Gebäuden an der Hauptstraße waren Geschäfte untergebracht, die auf die Kundschaft vom College zugeschnitten waren. Die Gebäude sahen schäbig aus, aber die Schilder waren modisch und aufgesetzt künstlerisch gestaltet. Der Clip Joint Hair and Tanning Salon der Tome Bookshop, der Leaning Tower of Pizza, das Green World – ein Naturkost- und Esoterikladen – , das Leaf and Bean Coffee House, eine Mischung von Bars, Restaurants und kleinen Galerien.
    Ellen ging auf ein altes Molkereigebäude am nördlichen Ende der Straße zu. The Pack Rat war ein Secondhandladen, vollgestopft mit einer erstaunlichen Auswahl von Krempel. Ständer mit »Nostalgie«-Kleidern aus den Sechzigern und Siebzigern blockierten den vorderen Teil des Raumes. Auf einem handgeschriebenen Schild stand Blast from the Past! Ellens Miene verfinsterte sich bei dem Gedanken, daß etwas, das sie in der High-School getragen hatte, jetzt als nostalgisch betrachtet wurde.
    Sie arbeitete sich weiter nach hinten, vorbei an Stapeln veralteter Textbücher und Andenken ans Harris College, die zweifellos ehemalige Studenten aus ihren Kellern geholt hatten, um Platz für zeitgemäßeren Krempel zu schaffen. Die Verkäuferin hinter dem Ladentisch war ein massiges Mädchen mit einer Mähne violetter Haare, schwarzem Lidschatten und einem Rubinstecker an einem Nasenflügel. Sie unterhielt sich angeregt mit einem großen, gertenschlanken jungen Mann mit Hängeschultern und rostroten Haaren. Er hatte ein paar spärliche Stoppeln am Kinn, die in der Grunge-Szene als Bart galten, und zog mit großer Ernsthaftigkeit an einer Zigarette. Die beiden entdeckten Ellen gleichzeitig und musterten sie mit einem Blick, der deutlich zeigte, daß sie mehr an ihrer Unterhaltung als am Geschäft interessiert waren.
    »Ich bin auf der Suche nach Todd Childs«, sagte Ellen.
    »Ich bin Todd.« Er klopfte seine Asche in einen Blechaschenbecher, auf dem eine Hulatänzerin aus Plastik balancierte.
    »Ellen North. Ich komme vom Büro des Staatsanwalts. Hätten Sie ein paar Minuten Zeit für mich?«
    Er nahm einen letzten tiefen Zug, drückte die Zigarette aus und blies angewidert seufzend den Rauch aus der Nase. »Ich wollte gerade gehen. Ich habe in einer halben Stunde Unterricht.«
    »Es wird nicht lange dauern.«
    Sie beobachtete sein Gesicht, während er abwägte, was es ihm bringen würde, nein zu sagen. Er tauschte einen Blick mit Vampira hinter dem Ladentisch. Die Pupillen hinter seiner runden Brille waren geweitet, große, tintenschwarze Flecken, von dünnen Farblinien umrandet. Steiger hatte ihn einen Kiffer genannt. Der Geruch, der vom Zigarettenrauch überlagert wurde, war unverkennbar. Aber ein bißchen Gras zu rauchen war meilenweit davon entfernt, Komplize bei einem Verbrechen zu sein, wie es Garrett Wright begangen hatte. »Die Uhr läuft«, sagte sie mit einem vorgetäuschten Lächeln.
    Todd seufzte erneut. »Na schön. Schießen Sie los. Gehen wir hinten ins Büro.«
    Er führte sie durch den Irrgarten in ein Büro von der Größe einer Besenkammer, wo er sich zwischen Stapel von Gerümpel auf den Schreibtisch setzte. Die einzige weitere Sitzgelegenheit war ein schmutziger grüner Sitzsack. Ellen warf einen zweifelnden Blick darauf und lehnte eine Schulter gegen den Türrahmen.
    Wrights Student ging sofort in die Offensive. »Die Anklagen gegen Dr. Wright sind doch total getürkt.«
    »Die Polizei hat ihn auf der Flucht vom Tatort verhaftet.«
    Er schüttelte den Kopf und fischte eine Marlboro aus seiner Hemdtasche. »Nie im Leben. Man hat ihn irgendwie reingelegt oder so was.«
    »Sie kennen Dr. Wright so gut?«
    »Ich bin im letzten Semester Psychologie«, sagte er, und die Zigarette hüpfte in seinem Mund hin und her. »Ich habe die letzten zwei Jahre meines Lebens mit dem Studium der Funktion des menschlichen Verstandes zugebracht.«
    »Dann sind Sie also der nächste Sigmund Freud oder der nächste Carl Jung?«
    Er ließ sie nicht aus den Augen, während er sich die Zigarette anzündete und den ersten Zug nahm. »Freud war pervers, Garrett Wright ist es nicht.«
    »Ich bewundere Ihre

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