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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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und ich haben eine Gruppe von Studenten, die gemeinsam an einem Projekt arbeiten, bei dem es um Lernen und Auffassungsgabe geht. Einer dieser Studenten war hier bei mir.«
    »Mike Chamberlain«, sagte Ellen. »Den Sie gegen siebzehn Uhr auf einen Botengang geschickt haben – den er nie ausführte, weil er in einen Unfall verwickelt wurde.«
    »Das ist korrekt.«
    »In den Unfall, der Hannah Garrison im Krankenhaus festhielt, als sie Josh von der Eisbahn abholen sollte.«
    Priest richtete den Blick auf seine Mokassins. »Ja«, sagte er leise. »Wenn ich Mike nicht genau in diesem Moment losgeschickt hätte dann wäre das alles vielleicht nicht passiert. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie mir bei diesem Gedanken zumute ist. Ich habe den größten Respekt vor Hannah. Es war so eine Erleichterung zu hören, daß sie Josh wiedergekriegt hat – unversehrt.«
    Der Professor errötete, als er von Hannah Garrison sprach. Interessant. Ein bißchen merkwürdig. Er schien nicht der Typ zu sein, der sich unglücklich verliebte. Vielleicht hatte der betretene Blick auf seine Schuhe eine ganz andere Bedeutung?
    Megan O'Malley glaubte nicht, daß der Unfall tatsächlich einer gewesen war. Ihrer Meinung nach handelte es sich dabei um den ersten Zug im Spiel des Kidnappers. War die Beteiligung von Priests Studenten an diesem Autounfall zufällig, oder war er ebenfalls ein Teil des Plans? Wenn ein Professor beteiligt war, warum dann nicht zwei?
    »Nachdem Mike Chamberlain gegangen war, waren Sie da allein hier?«
    Priests Augen wurden kaum merklich schmaler. Seine mageren Schultern bogen sich zurück. »Ich dachte, ich bräuchte kein Alibi mehr, Miss North. Ich habe mich am Sonntag freiwillig einem Lügendetektortest unterzogen.«
    »Dessen bin ich mir bewußt, Professor«, sagte Ellen, ohne sich zu entschuldigen. »Haben Sie an diesem Abend Dr. Wright hier gesehen?«
    »Nein, ich würde das gern bestätigen, aber ich war im Maschinenraum im Computerzentrum, und Garrett war in seinem Büro.«
    »Das behauptet er.«
    »Nur die Schuldigen denken dauernd daran, für jeden Moment ihres Lebens ein Alibi haben zu müssen.
    »Sie und Dr. Wright sind Freunde. Sie arbeiten zusammen, haben gemeinsam die Sci-Fi Cowboys gegründet. Sie besitzen nicht zufällig gemeinsame Immobilien, oder? Eine Hütte zum Beispiel?«
    »Wir sind Freunde und Kollegen, Miss North, kein Ehepaar.«
    Die Tür hinter ihm öffnete sich, und ein hochgewachsener Jugendlicher mit zornigen dunklen Augen warf ihr über den Kopf des Professors einen grimmigen Blick zu. »Irgendwelche Probleme hier, Professor?«
    »Nein, Tyrell. Es gibt kein Problem«, sagte Priest ruhig. Tyrell ließ Ellen nicht aus den Augen. »He, Sie sind ja dieses Luder von Anwalt.«
    »Tyrell . . .«
    Priest drehte sich um und versuchte, die aufgestaute Wut im Klassenzimmer zu dämpfen, was genauso vergeblich war wie der Versuch, einen Champagnerkorken wieder in die Flasche zu stecken. Die Tür schlug zu, und zwei weitere Mitglieder der Sci-Fi Cowboys schauten heraus, arrogant und wütend und groß genug, um ihren Mentor wie ein Kind hochzuheben und
    beiseite zu stellen.
    »Dr. Wright ist unschuldig!«
    »Er wird Ihnen vor Gericht den Arsch aufreißen!«
    »Jungs! Bitte zurück auf Eure Plätze!« befahl Priest. Sie starrten an ihm vorbei, als wäre er unsichtbar, alle Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf die Frau, die sie als Feind betrachteten.
    Ellen hielt ihre Stellung. Sie hatte oft genug gegen unverbesserliche Kriminelle von sechzehn und siebzehn Jahren verhandelt, um die Regeln zu kennen. Keine Angst zeigen. Keine Gefühle zeigen. Bei den Kids war der Hormonspiegel so hoch, daß sie genügend Emotionen für jedermann hatten – negative Emotionen, und sie konnten jederzeit in Gewalt umschlagen.
    »Dr. Wright wird seine Chance bekommen, vor Gericht seine Unschuld zu beweisen.«
    »Von wegen.«
    »Das Gericht hat mir keine Chance gegeben. Hat mich in die Pfanne gehauen.«
    Priest sah sie mit gerunzelter Stirn an.
    »Sie haben alle Hände voll zu tun, Professor«, sagte Ellen. »Ich lasse Sie gehen. Sollte Ihnen irgend etwas einfallen, das bei dem Fall helfen könnte, bitte rufen Sie mich oder Chief Holt an.«
    »Wenn die Hölle zufriert, Miststück!« rief der Junge mit dem Namen Tyrell, als sie sich umdrehte und wegging.
    Das südlich vom Campus des Harris College gelegene Gebiet war einmal eine eigenständige Stadt gewesen. Harrisburg hatte im letzten Viertel des neunzehnten Jahrhunderts

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