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Dein Glück hat mein Gesicht (Junge Liebe) (German Edition)

Dein Glück hat mein Gesicht (Junge Liebe) (German Edition)

Titel: Dein Glück hat mein Gesicht (Junge Liebe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin C. Skylark
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sich von der Durchreiche weg, verkroch sich unter der
Bettdecke, damit sie nichts Weiteres hören musste.
    „Kann ich heute Nacht hier schlafen?”, fragte der
Fremde, während er sich wieder anzog. Neal schüttelte
verneinend den Kopf. Er kannte diese Fragen zu gut. Fast
jeder stellte sie, doch für Neal gab es stets nur eine Antwort.
„Dann schmeißt du mich jetzt also raus?“
     
„Kann man so sagen.“
    Der Fremde schien enttäuscht. Doch bereitwillig zog er
seine Jacke an.
„Na gut, dann vielleicht ... bis zum nächsten Mal.“
„Es wird kein nächstes Mal geben“, erwiderte Neal
forsch. Er trat auf das Bett zu und riss das Laken herunter.
„Hättest du nicht besser aufpassen können? Ich hasse
Spermaflecken auf dem Bett.“ Er ballte das Laken voller Wut
zusammen. Warum tat er sich das auch immer an?
„Ich konnte mich nicht zurückhalten, so wie du mich ...“
„Das reicht jetzt ...“ Neal deutete zur Tür, wodurch der
Fremde ohne zu zögern verschwand.
    Trotz der wenigen Stunden Schlaf hatte Neal den Vorfall
am nächsten Morgen schon erfolgreich aus seinem Kopf
verdrängt, und es war seine Mutter, die ihn bewusst an sein
nächtliches Treiben erinnerte.
„Hattest du gestern noch Besuch?”, fragte Stephanie
    Anderson am Frühstückstisch.
„Nein.“ Neal log, ohne rot zu werden. Wie fast immer,
wenn es in seiner Familie um seine homosexuelle Neigung
ging, versuchte er alle Anschuldigungen abzustreiten. Selbst
nach so langer Zeit seines Outings konnte er nicht normal mit
seiner Mutter über die Angelegenheit reden.
„Mir war, als hörte ich Stimmen.“ Stephanie runzelte die
Stirn, und Neal verfluchte zum wiederholten Mal, dass das
Schlafzimmer seiner Eltern in derselben Etage wie seins lag.
Doch seine Mutter vertiefte das Thema zum Glück nicht
mehr, sodass sich Neal seufzend seiner Schwester
zuwandte.
„Bist du fertig?“
Francis nickte still, und sogleich schaltete sich Stephanie
wieder ein.
„Fährst du sie schon wieder zur Schule?“
Neal zuckte mit den Schultern. „Yes.“
„Es fährt auch ein Schulbus“, erwiderte seine Mutter, die
sichtlich unzufrieden mit der Situation war, doch Neal ließ
sich nicht abhalten.
„Ich fahre sie gerne. Ich muss danach sowieso zur Uni.“
Er erhob sich von dem Tisch.
Zusammen mit seiner Schwester verließ er das Haus.
„Langsam muss das ein Ende nehmen“, entwich es
Stephanie. Da sah auch endlich ihr Mann Peter von der
Zeitung auf. „Was denn?“
„Dass er sie immer zur Schule fährt. Und nicht nur das.
Er holt sie auch ab, hilft ihr bei den Hausaufgaben, geht mit
ihr ins Kino ...“
Peter Anderson, in einen dunkelgrauen Anzug gekleidet,
schienen diese Gegebenheiten nichts auszumachen. „Ist
doch schön, wenn die beiden sich so gut verstehen.“
Aber Stephanie blieb nachdenklich. „Ich weiß nicht. Mir
gefällt das irgendwie nicht.“
    Neals Freund Richard war aufgeregt. Seit Jahren
spielten sie nun schon in der Band zusammen, doch so
richtig hatte sich noch kein Erfolg eingestellt.
    Die kleinen Auftritte hier und da, bei Schul- oder
Stadtfesten, befriedigten sie längst nicht mehr.
Nun standen sie zusammen in ihrem Übungsraum - ein
umgebauter Kellerraum von Richards Eltern - und starrten
auf einen Haufen CD-Rohlinge.
„Ich werde die gleich zwanzig Mal kopieren“, beschloss
Richard. In seinen Händen hielt er ein Demotape. „Morgen
schicke ich sie an alle Plattenfirmen, die es weit und breit
gibt.“
Neal nickte zufrieden. Er sah Richard an und spürte seit
Langem wieder eine unendliche Dankbarkeit. Richard hatte
immer zu ihm gestanden. Er hatte sich stets eingesetzt, wenn
es für die Band von Vorteil war. Die anderen Bandmitglieder
machten nicht minder gute Musik, aber sie konnten nicht
komponieren, nicht organisieren. Sie hatten nur das
umgesetzt, was Richard und Neal ihnen vorgegeben hatten.
Neal wusste, wenn die Band Erfolg erfahren würde,
dann wäre das einzig Richards und sein Verdienst.
„Tja, dann ist es wohl soweit“, sagte Neal. Es klang
melancholisch und mit seinen schlanken Fingern griff er das
Demotape und sah es hoffnungsvoll an.
„Sag den anderen nichts davon.“
Er grinste, was Richard sehr zufrieden stimmte.
„Du glaubst an unseren Erfolg, was?“ Seine Augen
leuchteten hinter der runden Brille, und Neal stimmte zu. Eins
war ihm in all den Jahren klar geworden. Man musste nur an
sich selbst glauben, dann wurden selbst die heimlichsten
Träume wahr.
„Mach’ noch zehn Kopien mehr und schicke sie

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