Dein - Grünberg, L: Dein
schon gut eingerichtet gewesen, aber scheinbar hatte ihm die Einrichtung irgendwann nicht mehr gefallen. Inzwischen dominierte ein antiker Sekretär mit passenden Schränken den Raum, die obere Hälfte mit Schiebetüren aus Glas, dahinter jede Menge alter Bücher. Zwischen den Schränken das kleine Sofa aus glattem braunen Leder, darüber ein alter Kupferstrich auf tannengrün gestrichener Wand. Nadine saß zusammengesunken wie ein Häufchen Elend auf dem Sofa.
Sie schniefte. »Eigentlich dachte ich, ich würde Laurin gut kennen.« Eine Träne lief ihre Wange herunter.
»Dann vertrau ihm gefälligst.«
Er reichte ihr ein Taschentuch. Nadine wischte ihre Tränen ab und putzte geräuschvoll ihre Nase, aber die nächsten Tränen kullerten bereits wieder hinterher.
Leo setzte sich neben Nadine und legte einen Arm um sie, zog sie zu sich nach hinten. Schluchzend sank ihr Kopf an seine Schulter. Wenn ihr Tränenstrom nicht bald versiegte, würde sein Sakko ganz nass werden.
»Nun beruhige dich mal. Es wird gar nichts passieren.«
»Wo… woher wollen Sie das wissen?«
Leo schob sie von sich. »Schau mich an. Die ganze Sache ist zwischen den anderen und mir abgesprochen. Egal wer gewonnen hätte, er hätte Sophie mit nach oben genommen.«
Nadine sog den Rest der Tränen in der Nase hoch. »Sogar Karl?«
Leo lachte. »Ja, sogar Karl.«
Sie wischte sich resolut mit dem Taschentuch unter der Nase entlang. »Und warum diese Farce?«
»Um Sophies Vertrauen mir gegenüber auf die Probe zu stellen«, erwiderte Leo nüchtern.
Er hoffte inständig, Sophie würde mit dieser Situation klar kommen und es ihm nicht übel nehmen. Am Anfang war es nur ein Spiel gewesen und er hatte niemals die Absicht gehabt, es länger als nur ein paar Tage zu betreiben. Der Vertrag und das goldene Halsband waren nur ein Hilfsmittel gewesen, ihr den Ernst der Lage einzuschärfen. Für ihn selbst bedeutete es wenig. Er konnte es sich leisten, solche Geschenke zu machen.
Nach dem plötzlichen Tod seiner letzten Gefährtin hatte er sich zurückgezogen. Warum auf einmal die Gerüchteküche über ihn brodelte, wusste er nicht. Vielleicht lag es daran, dass er sich rar machte, und bevor Sophie alles auf den Kopf stellte, hatte er sich nach Laurins Anruf entschlossen, sie für eine Weile aus dem Verkehr zu ziehen und ihr zu zeigen, wie gefährlich es sein konnte, sich auf fremdes Terrain zu begeben. Es war ihm nicht leicht gefallen, sie stündlich auf eine Weise zu züchtigen, die wenig erotisch war. Aber er musste ihre Grenzen ausloten und herausfinden, wie ernst es ihr damit war, sich ihm zu unterwerfen und ob sie fähig war, ihn zu lieben.
Inzwischen hatte sie jedoch sein Herz gerührt. Ihm gefiel diese aufsässige hübsche junge Frau mehr, als er vorhersehen konnte. Die letzten Tage nach seiner Strafaktion waren sehr harmonisch verlaufen und er glaubte fest daran, dass sie eine Chance auf eine romantische Beziehung hatten.
»Was ist, wenn die beiden doch miteinander schlafen?«, fragte Nadine in die Stille hinein.
»Das werden sie nicht, ganz sicher nicht«, erwiderte Leo und hoffte, sich nicht zu irren.
Kapitel 23
Ohne viele Worte hatte Leo seine Sklavin entgegen genommen, zum Taxi geführt und nach Hause gebracht. Sophie hätte gerne noch mit ihrer Freundin gesprochen und sich verabschiedet, traute sich aber nicht darum zu bitten. Sie wartete wie befohlen an der Wohnungstür, während Leo und Laurin einige Worte wechselten, die sie aber nicht verstand.
»Geh in dein Zimmer, zieh dich aus und dann komm ins Wohnzimmer«, befahl Leo knapp.
»Ja Herr.«
Leo hatte sich nicht umgezogen. Er sah immer noch sehr beeindruckend aus und Sophie fühlte bei seinem Anblick ihr Herz dahin schmelzen, obwohl er sie streng ansah.
»Du hast also allen Ernstes geglaubt, ich würde dich als Preis einsetzen?«, fragte er.
»Es tut mir leid, Herr. Aber woher hätte ich denn wissen sollen, dass Sie so ein derbes Spiel mit mir treiben?«, erwiderte Sophie mehr trotzig als einsichtig und hielt seinem Blick stand.
»Wann vertraust du mir endlich?«, fragte er leise, fast ein wenig beleidigt.
Sophie sah zu Boden. Er hatte Recht, wie immer. Sie war seiner nicht würdig.
»Du musst mir vertrauen, bedingungslos. Hast du das noch nicht begriffen? Du bist mein Eigentum. Ich würde dich niemals hergeben, aber ich werde dich auch beschützen und mich um dich sorgen.«
»Ja, Herr«, antwortete Sophie nun leicht zerknirscht und erinnerte sich an Laurins Worte.
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