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Rache - die Handschrift des kleinen Mannes - Erlebnisse eines Leipziger Antiquitaetenhaendlers

Rache - die Handschrift des kleinen Mannes - Erlebnisse eines Leipziger Antiquitaetenhaendlers

Titel: Rache - die Handschrift des kleinen Mannes - Erlebnisse eines Leipziger Antiquitaetenhaendlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schmidt
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Das fängt ja gut an – eigentlich müsste man sich einen Waffenschein besorgen!

    Den außergewöhnlichen Namen Drehwolke haben meine Vorfahren mit Würde getragen und sich nie über ihn mokiert. Vater Drehwolke war ein ungehorsamer, wenig obrigkeitshöriger Staatsbürger, der, als es noch Arbeit zur Genüge gab, die Arbeitsstellen wechselte, wie die Hemden. Dann hat er einmal gemeint, dass es viel schlimmere Familiennamen gäbe, z. B. solche, die mit den Anfangsbuchstaben A wie Arschinskaja, A wie Affengruber, B wie Bulle oder D wie Dumm beginnen. Herr Dumm z. B. ist unser freundlicher Nachbar, Diplom-Mathematiker und Skatbruder meines Vaters mit den klangvollen Vornamen Christoph-Alexander. Er ist Oberlehrer a. D. Früher war er Studienrat und hat zu seinem Namen gestanden – wie mutig! Er meinte, dass er während seiner Lehrtätigkeit soviel Autorität genoss, dass er es gar nicht nötig hatte, seinen Familiennamen zu ändern. Allerdings verschwieg er, dass seine Schüler das Zepter in der Hand hatten und niemals schlechtere Noten als die Drei bekamen. Da sich mein Vater gelegentlich mit Antiquitäten beschäftigte, kannte er natürlich eine Menge Leute, eben auch solche mit ungewöhnlichen Familiennamen. Wenigstens heiße ich mit Vornamen Christian, darin steckt das Wort Christ, das ist schon mal was! Ich finde meinen Vornamen gar nicht schlecht, obwohl ich niemanden christianisieren oder zum Christentum bekehren will – das muss jeder mit sich selbst ausmachen!
    Aus welchem Grund auch immer – meine Eltern haben sich nie ins Telefonbuch eintragen lassen. Weil sich dubiose Telefonakquisiteure mit den Kontoständen rechtschaffener, redseliger Bevölkerungsgruppen beschäftigen und ihre Recherchen diesbezüglich immer intensiver führen, war das natürlich gut so!
    Komisch, vor einiger Zeit hat trotzdem unser Telefon geklingelt. Womöglich gab es in den Versicherungsunternehmen durchlässige Stellen und man versuchte, unseren Familiennamen zu missbrauchen. Weil mein Vater mit dem Vornamen Walter heißt und meine Mutter Waltraud, schloss man auf eine Familie reifen bzw. fortgeschrittenen Alters. Man hat angefragt, anonym versteht sich, ob wir am Leben hängen. Ich hielt schon diese Frage für eine Gemeinheit. Das Wort »hängen« klang so, als hätte ich einen Schutzgelderpresser an der Strippe. Der Anrufer war der Meinung, er hätte Walter oder Waltraud Drehwolke erwischt. »Komisch«, dachte ich, »jeder hängt doch am Leben! Solche blöden Fragen hat es früher nie gegeben!« Dann wurde mir, bzw. meiner Familie angeboten, einen Vertrag mit einer Flugambulanz abzuschließen, die in akutem Notfall mit ihrem Rettungshubschrauber gleich im Grundstück bzw. auf dem Dach unseres Hauses landen würde. Vorher müsste allerdings, um den Vertrag »zum Laufen« zu bringen, ein gewisses Startkapital vom Bankkonto abgebucht werden. Ich habe mich ganz doof gestellt und meine Kontonummer verraten, weil mein Kontostand gleich null war. Dann habe ich nach der Adresse des Anrufers gefragt und ein persönliches Vorgespräch in Aussicht gestellt. »Wör send zurzeit noch en der Umstellung un haaben nur ‘n Postfach, da können Se sech aber vertraulisch henwenden!« »Nicht dass ich da in einem toten Briefkasten lande!«, gab ich zu bedenken. Am anderen Ende der Strippe hörte ich ganz deutlich das Atmen meines Gesprächspartners und hatte endlich begriffen: Da versuchte eine »fiese Möp« einen Ossi über den Löffel zu balbieren – der Dialekt klang kölnisch. Jetzt versuchte sich der Anrufer zu rehabilitieren, indem er laut lachte und meinte: »Wör leben un send lebendech wie noch nie! Wör wörden ons freuen, Se als Kunden zu gewennen!« »Sagen Sie, wo befindet sich Ihr Büro?«, war meine Frage. »Ää... en Nordrhein-westfaaalen!«, so die Antwort. »Könnte ich wenigstens Ihre Rufnummer bekommen, wenn Sie schon im Moment keine Adresse angeben wollen?«, bohrte ich weiter. Jetzt trat eine Gesprächspause ein. »Halloo!«, rief ich in den Hörer, »Sind Sie noch dran?« »Isch jebe Ihnen eine Funktelefonnummor, die können Se emmer anrufen. Saren wor mal so zweschen 21 Uhr abends un um drai Uhr morjens! Wör können Ihnen auch jerne anderweitisch entjejenkommen! Isch öbersende Ihnen ‘n Vertrachsanjebot un Se unterschreiben einfaach!«, bekam ich zur Antwort. Eine Rufnummer gab es natürlich nicht, auch den Namen des Akquisiteurs habe ich nie erfahren. »Wo stehen eigentlich Ihre Rettungshubschrauber?«, fragte ich

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