Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dein ist die Rache

Dein ist die Rache

Titel: Dein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
Vom Netzwerk:
Frage. »Es war Ihnen einfach scheißegal, richtig?«
    Hepburn öffnet den Mund.
    McAvoy bringt ihn mit einem Kopfschütteln zum Schweigen.
    »Sie hat ihn nicht einfach getötet, Herr Stadtrat. Den Mann, mit dem Sie sich in jener Nacht in Huddersfield trafen. Sie hat sich seines Schweigens versichert. Sie hat jeden zu ermorden versucht, der davon hätte erzählen können, wie sie damals ihre Maske abnahm.«
    Ein Strom von Wasser ergießt sich von Hepburns Nasenspitze.
    »Ich wusste es nicht«, beginnt er, bevor Protest in Selbstschutz übergeht. »Ich hatte nichts damit zu tun …«
    McAvoy rotiert den Unterkiefer in einer langsamen Kreisbewegung, ehe er die Zähne zusammenbeißt. »Es wird keine Anklage gegen Sie geben«, sagt er ruhig. »Ich wüsste nicht, wie wir das durchsetzen sollten. Ich weiß nicht, ob es überhaupt einen Paragraphen für das gibt, was Sie getan haben. Bin mir nicht einmal sicher, ob Sie etwas falsch gemacht haben. Aber ich weiß, dass Sie gerade noch mal davongekommen sind, und ich hoffe, das werden Sie nie vergessen.«
    Hepburn blickt hoch in McAvoys braune Augen. Sieht sein eigenes Spiegelbild darin, verschwommen und undeutlich. Ein dunkles, schattenhaftes Ding, verwirbelt durch den Sturm.
    »Ich wollte doch nur meinen Spaß.«
    McAvoy geht davon. Ist froh, dass der Regen, der ihm in den Mund läuft, so abstoßend schmeckt. Das gibt ihm einen legitimen Grund, auszuspucken.
    »Alles«, sagt McAvoy leise, als er zu seinem Wagen zurückkommt, wo Pharaoh bis auf die Haut durchnässt auf ihn wartet. »Der Versuch, Suzie zu überfahren. Der Überfall bei der Party. Dem Jungen den Schädel einzuschlagen und der Versuch, sie zu erdrosseln. All das hat sie nur getan, damit niemand etwas verraten konnte.«
    »Ich glaube, sie ist auf den Geschmack gekommen«, meint Pharaoh, die ihn lieber nicht fragt, was er zu Hepburn gesagt hat. »Ich denke, sie hat irgendwo eine Grenze überschritten. Vielleicht war das ein neues Spiel für sie. Ich glaube nicht an diesen Mist, von wegen die Vergangenheit zu begraben.«
    »Wie geht es jetzt weiter?«, fragt er vorsichtig, als würde er sich auf dünnem Eis bewegen. »Politisch gesehen, meine ich.«
    Pharaoh schürzt die Lippen. Die Bandage an ihrem Hals ist regendurchtränkt, und sie greift hoch, um sie zurechtzurücken. »Ich glaube, uns kann nichts passieren. Wir sind mit Samthandschuhen vorgegangen, oder? Ganz inoffiziell. Sahen uns die Sache erst gründlich an und lieferten dann Ergebnisse.«
    »Wir sollten ihn besuchen«, sagt McAvoy. »Jetzt gleich. Er wird reden wollen.«
    Pharaoh lässt ihn nicht aus den Augen. »Sie glauben, er wusste Bescheid?«
    McAvoy nickt. »Ich glaube, er hat das verdammte Telefon da weggeworfen, wo er sicher war, dass ich es finden würde. Das war billiger, als einen Privatdetektiv anzuheuern.«

Kapitel 35
    23 : 14 Uhr. Hull-Royal-Infirmary-Krankenhaus.
    Peter Tressider sitzt kraftlos in einem OP-Kittel im Krankenhausbett. Er wirkt geschrumpft. Reduziert. Kleiner. An einer Seite seines Kopfes fehlt ein Büschel Haare, und unter den Barthaaren an seiner Kehle schimmert rote, gereizte Haut.
    McAvoy muss an einen gehäuteten Bären denken, als er das Privatzimmer betritt. Das Bild blitzt ungewollt in ihm auf. Er sieht rohes rosa Fleisch vor sich, blutiges Fell. Der Mann im Krankenhausbett wie ein wildes Tier, gehetzt, verwundet, innerlich und äußerlich beschädigt.
    »Herr Stadtrat.«
    Tressider schlägt die Augen auf. Betrachtet seine Besucher. McAvoy, bis auf die Haut durchnässt und mit ausdrucksloser Miene. Trish Pharaoh ein Stück hinter ihm, Make-up auf den Wangen, Regen auf dem Busen.
    »Den Titel werde ich nicht mehr so oft hören«, meint er leise.
    Pharaoh schließt die Tür hinter sich. Setzt sich auf einen harten Plastikstuhl. McAvoy rührt sich nicht. Lässt einfach Tressiders Blick nicht los.
    »Sie sind ihr gefolgt«, sagt Pharaoh schließlich. »Heute Nacht.«
    Tressider schluckt. Wendet den Blick ab.
    McAvoy tritt einen Schritt zur Seite, um in seiner Sichtlinie zu bleiben.
    »Wie lange wissen Sie es schon?«
    Tressider setzt sich ein bisschen aufrechter hin. Reibt sich den Bart. Lässt die Finger zu seiner Kehle sinken.
    »Sie haben mir beinahe die Luftröhre zerquetscht«, sagt er und hustet. »Als Sie mich weggezerrt haben. Sie sind kräftiger, als Sie aussehen. Und Sie sehen schon verflucht stark aus. Skalpiert haben Sie mich auch. Haben mir das Haar büschelweise an den Wurzeln ausgerissen.«
    McAvoy sagt

Weitere Kostenlose Bücher