Dein Laecheln in meiner Daemmerung
hatten sich die Ereignisse förmlich überschlagen, doch am Ende hatte sich herausgestellt, dass ich die Tochter von zwei Shadowcastern des Tribunals war, ebenso wie Cole und seine Eltern. Das Tribunal ist eine Organisation, die für Gesetz und Ordnung zwischen den Welten sorgt – und ja, es gibt verschiedene Welten! Die Shadowcaster sind speziell dafür ausgebildet, die Seeker der Umbra zu jagen. Die Umbra stellt das genaue Gegenstück des Tribunals dar. Eine verbrecherische Vereinigung, deren Agenten jede beliebige Form annehmen können, was es schwer macht, sie zu jagen. Es gibt nur zwei sichere Anzeichen, an denen man sie erkennen kann. Erstens riechen sie leicht süßlich nach Vanille, was jedoch in der Regel nur den Shadowcastern mit ihrem guten Geruchssinn auffällt. Zweitens verhalten sich Tiere in Gegenwart eines Seekers auffällig.
Die letzten drei Monate hatte ich in Coles Welt verbracht und war dafür trainiert worden, an Coles Seite gegen die verbrecherische Umbra und ihre Seeker zu kämpfen. Ich war ja die Auserwählte, ich sollte ihren Untergang herbeiführen können. Auch wenn ich nicht wusste, wie ich das anstellen sollte. Ich hatte zwar in den letzten Monaten viel gelernt, doch für Superwoman hielt ich mich noch lange nicht. Erst recht nicht für eine Weltretterin.
Cole war nicht nur ein Junge in den ich mich verliebt hatte, er war mein Gefährte. Gefährten haben eine besondere Verbindung, die ihnen ermöglicht, in Gedanken über große Entfernung hinweg zu kommunizieren, und sie haben Traumbegegnungen. Das erste Mal, als Cole mich geküsst hatte, war in solch einer nächtlichen Begegnung gewesen.
Meine Mum und alle an meiner Schule wussten von alldem natürlich nichts und dachten, ich hätte ein paar Monate mit meiner Familie väterlicherseits verbracht. Man erwartete nun meine Rückkehr.
»Fahren wir zuerst zu deinen Eltern?«, bat ich. Ich fühlte mich noch nicht wirklich bereit für die Begegnung mit meiner Mum.
»Wenn du möchtest«, antwortete Cole.
»Ja, das will ich. Ich will mit deiner Mutter reden, ehe ich meiner Mum gegenübertrete.«
Cole tippte eine Nummer in seinen Portalbuilder, den er am Handgelenk trug und der ihm neben seiner Hauptfunktion, dem Erschaffen von Durchgängen zwischen den Welten, unter anderem auch als Mobiltelefon diente. So etwas besaß ich jetzt auch. Für alle Außenstehenden sah es aus wie eine normale Armbanduhr. Ein wenig klobig und ziemlich technisch vielleicht, doch niemand würde erraten, um was es sich wirklich handelte. Wenig später erklang die Stimme von Koveena, Coles Mutter.
»Was gibt es, Schatz? Seid ihr schon da?«
»Hi, Mum, wir sind auf dem Weg. Zwanzig Minuten, dann sind wir da. Gibt es etwas zu essen?«
Koveena lachte.
»Natürlich«, sagte sie. »Ich habe genug für euch zwei hungrige Mäuler. Fahr vorsichtig.«
»Ja, Mum«, versprach Cole und schenkte mir ein verschwörerisches Lächeln.
»Schön«, sagte Koveena. »Ich freu mich auf dich, Faith.«
»Ich freu mich auch«, erwiderte ich ganz ehrlich. Ich mochte Coles Mutter wirklich sehr. Sie war mir eine gute Freundin geworden.
Cole beendete das Gespräch und verlangsamte das Tempo, als wir eine Kleinstadt erreichten. Three Oaks war der letzte Ort vor Tristan Falls, unserem Ziel. Ich spürte, wie die Aufregung meinen Magen rumoren ließ. Ich fühlte mich ein wenig hin- und hergerissen zwischen den Welten. Ich war froh, bald wieder zu Hause zu sein, doch ich vermisste Manja’thor schon jetzt. Coles Welt war technisch weiter entwickelt, und sie war auch landschaftlich sehr schön. Es gab kaum Umweltverschmutzung und das Klima war nicht ganz so unstet wie in Minnesota. Cole und ich hatten zusammen im Haus seiner Eltern gelebt und die letzten Monate hatten uns beide enger zusammengeschweißt. Ich würde es vermissen, abends in seinen Armen einzuschlafen. Natürlich würde ich jetzt bei meiner Mum und Cole bei seinen Eltern leben. Alles, was uns noch blieb, waren die Tage und unsere Träume. Es wäre vielleicht einfacher, wenn ich Freundinnen hätte, mit denen ich abhängen könnte, doch ich hatte niemanden außer Cole. Er war zum Mittelpunkt meines Lebens geworden. Mir war bewusst, dass es ungesund war, sich so an eine einzige Person zu binden. Ich musste lernen, damit umzugehen, dass wir jetzt wieder wie zwei ganz normale Teenager leben würden. Nun ja, vielleicht nicht ganz normal. Welcher Teenager sprang schon von Welt zu Welt oder lernte, seinen Gegner mit dem Schwert zu
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