Deine Küsse - heißer als Feuer
hatte und es dem Vater nur selten hatte recht machen können. Seine Zeichnungen hatte der Vater als dilettantisch abgestempelt. Und als Guy geäußert hatte, dass er gern Fotograf werden wollte, hatte der Vater ihn derartig angeschrien, dass er vor Schreck aus dem Fotoklub der Schule ausgetreten war.
„Dann muss sie wohl viel liegen“, meinte Gavin.
„Ja.“ Guy machte die Tennistasche auf und holte seine Sportschuhe heraus. „Aber sie ist eine derartig sture kleine Person, dass sie das wohl kaum tun wird.“
Gavin sah ihn kurz von der Seite her an. „Hört sich an, als kennst du sie ziemlich gut.“
Verdammt – dabei wollte Avery doch unbedingt ihre Beziehung vor der Familie geheim halten. Und beinahe hätte er sich jetzt verplappert. „In der letzten Zeit haben wir uns hin und wieder mal unterhalten.“
„Hin und wieder?“ Gavin grinste. „Das ist wohl ein bisschen untertrieben. Drinks in der Sky Lounge , Abendessen im Chagall’s . Man hat euch sogar schon zusammen in der Stadt gesehen.“
„Aber dabei geht es immer nur ums Geschäft.“
„So?“ Es war eindeutig, dass Gavin ihm das nicht abnahm.
„Ich habe ihr vorgeschlagen, doch auf unser Stockwerk zu ziehen, bis es ihrem Fuß wieder besser geht. Dann kann immer mal einer nach ihr sehen. Aber sie hat abgelehnt.“
„Hast du dabei vielleicht an … deine Suite gedacht?“, konnte sich Gavin nicht verkneifen zu fragen.
Himmel, Avery würde ihn umbringen, wenn sie von diesem Gespräch wüsste! „Die Frau ist verletzt.“ Guy sah den Bruder nicht an, sondern zog seinen Tennisschläger aus der Tasche. „Deine Fantasie geht mal wieder mit dir durch, Bruderherz. Sie braucht Hilfe. Das ist alles.“
„Dann könnte sie ja vielleicht bei Erica und Christian unterkommen.“
„Hm … vielleicht. Aber ich fürchte, Avery würde sich bei den frisch verliebten Turteltauben wie das fünfte Rad am Wagen vorkommen. Sie haben doch sehr viel zu besprechen, die beiden, wegen der bevorstehenden Hochzeit und so.“
„Und wie wäre es, wenn sie vorübergehend bei Melissa einzieht?“
„ Willow Lodge liegt zu weit vom Haupthaus entfernt. Das wäre zu mühsam für Avery.“
„Ja, und zu weit von deiner Suite weg“, frotzelte Gavin.
„Ach was. Komm, lass uns anfangen.“ Wenn Avery wüsste, worüber er sich mit Gavin unterhielt … es wäre ihr wahnsinnig peinlich. Willow Lodge , das wäre möglich, da hätte sie Platz … Er konzentrierte sich auf seinen Aufschlag. Der Ball ging ins Netz. Zweiter Versuch. Doppelfehler. Während er die Bälle aufhob, sah er zu seinem Bruder hinüber. „Vielleicht hast du recht. Willow Lodge wäre gar nicht so schlecht. Ich könnte mir vorstellen, dass Avery damit einverstanden ist.“
„Was ist bloß mit dir los?“, rief ihm Gavin lachend zu, nachdem Guy wieder einen Doppelfehler gemacht hatte. „Du scheinst unkonzentriert zu sein. Probleme mit Frauen?“
Ohne darauf einzugehen, gab Guy ihm beim Seitenwechsel die Bälle und bemerkte nur: „Und du? Hast du nichts anderes zu tun, als deinen Bruder zu nerven?“
Gavin lachte. „Im Augenblick nicht, und das frustriert mich ziemlich. Vor einem Monat war ich in Namibia und habe einen Staudamm entworfen. Aber momentan sind keine Gelder da, und alles ruht. Und ich sitze hier und dreh Däumchen, bis die Sache mit Dads Testament abgewickelt ist.“ Er holte zwei Flaschen Wasser aus der Tennistasche und reichte dem Bruder eine.
„Das ist ja wirklich nervtötend“, stimmte Guy zu. „Aber jetzt während des Festivals müsste es doch auch für dich etwas zu tun geben. Selbst wenn es nicht dein Traumjob ist.“
„Ja, ich muss etwas finden, wo ich mich nützlich machen kann. Sonst komme ich noch auf die Idee und untersuche die Mine, wo wir früher als Kinder immer gespielt haben. Wer weiß, vielleicht finde ich ja eine Goldader.“
Guy lachte und nahm einen großen Schluck aus der Flasche. Fast einhundertfünfzig Jahre zuvor war in der Gegend von Aspen Silber gefunden worden. Und Eli Jarrod, ihr Ur-Ur-Urgroßvater war unter den ersten Bergleuten gewesen.
„Nun mach schon!“ Gavin war bereits auf der anderen Seite und winkte ungeduldig mit dem Schläger.
Guy stellte schnell die Flasche ab. „Okay, fang an!“
Die nächsten zehn Minuten konzentrierten sie sich auf das Spiel, das heißt, Guy tat sein Bestes, aber nur mit mäßigem Erfolg. Immer wieder blickte er verstohlen auf die Uhr. Was Avery jetzt wohl gerade machte? Nach der Rückkehr aus dem Krankenhaus
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