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Deine Lippen, so kalt (German Edition)

Deine Lippen, so kalt (German Edition)

Titel: Deine Lippen, so kalt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Garvey
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voraus und muss ihm die Chance geben, zu mir aufzuschließen.
    Ich hole zitternd Luft, knie mich neben ihn auf das Bett und fahre mit dem Daumen über seinen Wangenknochen. Ich weiß nicht, was er in meinen Augen liest, aber er blinzelt und fragt: »Ja?«
    Ich nicke. »Ja.«
    »Aber ich hab, äh, ich hab kein …«
    »Ich schon.« Die Kondome, die Mom mir gekauft hat – und bei Gott, dieses Detail wird er nie im Leben erfahren –, sind in meiner Nachttischschublade. »Wir haben alles da.«
    »Ach ja?« Er hebt eine Augenbraue, bringt mich aus dem Gleichgewicht und zieht mich auf seinen Schoß. »Was ist, wenn ich Nein sage? Hast du da mal drüber nachgedacht, Miss ›Ich hab alles da‹?«
    »Ich hoffe sehr, du machst Witze.« Ich küsse sein Schlüsselbein, den sanften Bogen von seiner Schulter bis hin zu seinem Nacken.
    »Ich glaube nicht, dass du dir deswegen Sorgen machen musst«, sagt er, und die Worte kitzeln mein Ohr, während seine Zunge eine glänzende Spur auf meine Wange malt.
    Danach reden wir nicht mehr, nicht wirklich. Und es ist nicht perfekt, ich meine, da ist kein Regenbogen oder Feuerwerk, und es gehen keine Sirenen los, aber es ist trotzdem perfekt. Weil es Danny ist, den es beinah der Länge nach hinhaut, als er sich aus seiner Jeans strampelt, und es ist Danny, der in die Haut an meinem Bauch lacht, als ich so heftig mit dem Kopf gegen die Wand knalle, dass wir es beide knacken hören. Und es ist Danny, der unsere Hände miteinander verschränkt, als es soweit ist, mich festhält, mir in die Augen sieht, und es ist Danny, der mich später, nachher, berühren und entdecken und flüstern und lächelnde Küsse auf sein Haar und seine Wange verteilen lässt.
    Ich hoffe, seine Erinnerungen daran ähneln meinen. Oder dass er sich so daran erinnert hat, bevor ich ihm Erinnerungen schenkte, die er niemals hätte haben sollen.
    Er steht schweigend neben mir auf dem dunklen Friedhof, fährt nur seinen Namen auf dem Stein nach, der das Kopfende seines Grabes markiert. Ich weiß nicht, wie viel er von dem begreift, was gleich geschehen wird, und ich möchte es ihm nicht offenbaren. Der Bann, den ich ausgesprochen habe, als er noch auf Gabriels Bett lag, diente dazu, ihn mobil zu machen, nicht mehr. Er ist wach, aber gleichzeitig auch wieder nicht, nicht wirklich – der Junge, den ich geliebt habe, ist irgendwo in einem Körper begraben, der vertraut aussieht, aber nichts mit dem zu tun hat, was ihn in Wahrheit ausmachte.
    Dieser Danny, derjenige, der mich die Straße entlangjagte, der drohte, mich zu kitzeln, wenn ich ihn kein zweites Mal küsste, der mich nach Schulschluss Huckepack nahm und auf dem Weg nach draußen mit mir den Flur vor den Naturwissenschaftsräumen auf- und abrannte, der mir Bruchstücke von Songs am Telefon vorsang, wenn wir beide abends im Bett lagen, er ist schon seit langer Zeit fort. Er ist derjenige, mit dessen Verlust ich mich nie wirklich abfinden werde, aber wenigstens weiß ich jetzt, dass ich in dieser Sache nicht zu entscheiden habe.
    Fünf Minuten vor Mitternacht arrangiere ich Danny auf dem Grab. Ich zwinge ihn mit sanftem Druck, sich hinzulegen, und er wehrt sich nicht dagegen. Er beobachtet mich, seine Augen sind dunkel und leer und er blinzelt kurz, als ich mich über ihn beuge, um ihn zu küssen, und eine Träne auf seine Wange fällt.
    »Ich möchte, dass du jetzt die Augen schließt und dich auf meine Stimme konzentrierst.« Ich drücke die Worte auf seinen kalten Mund und kann kaum glauben, wie ruhig meine Stimme dabei bleibt. Mein Herz schlägt so heftig und rasend, dass es ein wenig beängstigend ist, aber alles andere hat sich nicht geändert – ich kann die Energie immer noch fest verschnürt und bereit in mir spüren.
    Ich schneide ihm eine Haarlocke ab und er rührt sich nicht. Ich drücke seine Hand, bevor ich mein Athame darüberziehe, und er zuckt noch nicht einmal. Das Blut ist so kalt und träge wie er, im Mondlicht schimmert es beinah schwarz. Ich schmiere es auf ein Bild von ihm, eins meiner liebsten, und drücke sein Haar hinein, bevor ich erneut auf die Uhr blicke.
    Noch eine Minute.
    Ich knie an seinen Füßen und lege das Bild auf den Flecken Erde zwischen seinen Waden, wo ich das Gras ausgerupft habe. Eine Handvoll Dreck reicht, und das Bild ist bedeckt, Dannys breites Grinsen und seine lachenden Augen sind nun verborgen. Ich schlucke schwer und beginne zu singen, das Messer halte ich in der rechten Hand, während die Energie in meiner Brust

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