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Delia, die weisse Indianerin

Delia, die weisse Indianerin

Titel: Delia, die weisse Indianerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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verletzt worden war; und zweitens, dass der Stamm, in dessen Gewalt sie sich befand, sich Iowanokas nannte.
    »Bleichgesichter wollten rote Männer nur erschrecken“, sagte sie, aber sie spürte selbst, dass diese Erklärung sehr lahm klang.
    „Weiße Männer nie Freunde“, sagte der Indianerjunge hart. „Weiße Männer haben Iowanokas aus ihren heimatlichen Jagdgründen vertrieben.“
    „Das tut mir leid“, sagte Delia ehrlich.
    Der Indianerjunge überhörte diesen Einwurf. »Deshalb du musst sterben“, sagte er ungerührt.
    »Ich?“ rief Delia. „Aber ich habe doch nichts getan! Ich hatte nicht einmal eine Waffe!“
    Das schien dem Indianerjungen nicht einzuleuchten. „Du tapferer Krieger“, sagte er.
    „Nein! Ich bin doch nur ...“ Beinahe hätte sie gesagt: ein Mädchen! Aber sie sprach es nicht aus. Sie war nicht sicher, ob die Tatsache, dass sie ein Mädchen war, ihr wirklich helfen würde. „ ... erst neun Jahre! Ihr könnt nicht so grausam sein, mich zu töten!“
    Der Indianerjunge entgegnete nichts darauf, sondern machte sich an den Abstieg.
    „Wie heißt du?“ rief Delia ihm nach.
    „Akitu“, entgegnete der Indianerjunge, und stolz fügte er hinzu: „Das heißt Junger Adler!“
    „Bleib doch, Akitu“, rief Delia, die noch so manche Frage auf dem Herzen hatte. Der Indianerjunge ließ sich nicht aufhalten, sondern glitt, geschmeidig wie ein Eichkater, den hohen Stamm hinab.
    Delia folgte ihm nicht. Sie wollte erst einmal in Ruhe über alles nachdenken, was sie eben zu hören bekommen hatte. Hatte Akitu ihr die Wahrheit gesagt? Oder wollte er sie nur erschrecken oder sich wichtig machen? Sie wusste es nicht. Sie konnte es sich einfach nicht vorstellen, dass die Indianer sie, ein Kind, kaltherzig und aus purer Rachsucht töten würden. Was hätten sie denn damit gewonnen?
    Zum Glück für ihren Seelenfrieden wusste Delia nicht, dass den Indianern das zweckgebundene Denken, wie sie es kannte, ganz fremd war, dass ihre Handlungsweise Überlegungen folgte, die weißen Menschen kaum zugänglich waren.
    Sie grübelte deshalb nicht länger über Akitus Worte nach. Ihr kam eine bessere Idee. Sie kletterte bis in den höchsten Wipfel der Buche hinauf, in der Hoffnung, sich von hier aus vielleicht besser orientieren zu können. Wenn sie nur hoch genug stieg, dachte sie, würde sie vielleicht das Ende des Urwaldes entdecken können.
    Aber auch diese Hoffnung trog sie. Soweit das Auge reichte, sah sie nur das wogende Meer der Baumkronen. Es schien sich bis zum Horizont zu erstrecken.
    Entmutigt machte sie sich an den Abstieg. Als sie wieder auf dem Erdboden stand, war keiner der Indianerjungen zu sehen. Nur der Professor erwartete sie, sprang voller Freude an ihr hoch und leckte ihr die Hände.
    Delia beugte sich nieder und kraulte ihren kleinen Freund hinter den Ohren. „Armer Professor“, sagte sie, „du hättest auch besser daran getan, in Europa zu bleiben! Aber es hilft nichts: Mitgefangen ist mitgehangen!“
    Nebeneinander schlenderten sie zu ihrer Hütte zurück. Als Delia die Tür aufstieß, erwartete sie eine freudige Überraschung. Irgend jemand, wahrscheinlich das schöne Indianermädchen von heute früh, hatte ihr ein neues Lager bereitet. Über die Laubschütte war ein Bärenfell gebreitet, und darüber lag eine große Zudecke aus zusammengenähten Fuchsfellen.
    Diese unerwartete Aufmerksamkeit berührte Delia tief. Weniger denn je konnte sie jetzt glauben, dass die Indianer böse Absichten gegen sie hegten.
    Sie verließ die Hütte und eilte zu den Frauen, um sich zu bedanken. Aber wieder stellten sich alle so, als verstünden sie sie nicht. Immerhin gab man ihr, da gerade Essenszeit war, ein Stück gut durchgebratenes Fleisch, das sie sich mit dem Professor teilte.
    Nachher wollte sie sich gefällig erweisen und den Mädchen beim Säubern der Töpfe helfen. Aber wortlos nahm man ihr die Arbeit aus der Hand. Wieder einmal fühlte Delia sich zurückgewiesen.
    Sie ertrug es nicht länger. Hier, wo niemand sie haben wollte, mochte sie nicht länger bleiben. Auch wenn der Urwald noch so undurchdringlich schien, irgendwo musste er Anfang und Ende haben. Sie überlegte, von welcher Seite sie in der Nacht zum Dorf gekommen war, und schlug sich an der Stelle, die sie für die wahrscheinlichste hielt, in die Büsche.
    Es war ein mühsames Vorwärtsdringen durch Schlingpflanzen, dichtes Unterholz, über gestürzte Baumriesen, ohne jeden Pfad. Dennoch gab Delia nicht auf.
    Immer noch besser,

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