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Delia im Wilden Westen

Delia im Wilden Westen

Titel: Delia im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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einem Kind einzulassen. Aber wie kriegen wir ihn los?“
    „Das können wir immer noch entscheiden. Wichtiger ist es, wir sprechen jetzt noch einmal die Sache mit der Postkutsche durch.“ Jonny Jones machte eine Pause. „Bist du auch sicher, dass der Junge schläft?“
    „Aber ganz bestimmt! Horch doch nur, wie er schnarcht!“
    Es war zwar nicht Delia, sondern ihr Mops, der so laut schnarchte, aber Jonny Jones gab sich trotzdem mit diesem Beweis zufrieden.
    „Die Postkutsche“, sagte er, „fährt im Morgengrauen von Riverstone ab. Sie fährt den Fluss entlang. Es gibt nur eine Stelle, die für einen Überfall wirklich günstig ist: dort, wo der Fluss sich in der Biegung so verengt, dass man mit dem Pferd auch von der anderen Seite angreifen kann.“
    „Ich kenne die Stelle“, sagte Bull. „Das ist doch dort, wo die verkrüppelte Eiche wächst.“
    „Richtig. Dort sind die Wände steil, und es gibt genügend Felsbrocken, hinter denen man sich verbergen kann.“
    „Aber“, sagte Bull, „das wird der Kutscher auch wissen und ein Höllentempo vorlegen.“
    „Daran werden wir ihn hindern.“ Jonny Jones’ Pfeife war ausgegangen, er klopfte sie gegen einen Stein.
    „Mach keinen Krach, damit der Kleine nicht aufwacht“, mahnte Bull.
    Dann hörte man eine Weile nur noch, wie Jonny Jones in seiner Pfeife herumstocherte.
    Endlich — Delias Nerven waren schon bis zum Zerreißen gespannt — redete er weiter. „Wir werden einen großen Felsbrocken herunterrollen, gerade der Kutsche in den Weg. Dann muss sie halten. Der Kutscher muss aussteigen, wahrscheinlich wird er sogar die Passagiere um Hilfe bitten, und dann …“ Jonny Jones brach ab. „Komm mit mir, ich will mir noch ein wenig die Beine vertreten. Im Gehen redet sich’s besser.“
    Erst eine ganze Weile später wagte Delia die Augen zu öffnen, das heißt, sie blinzelte vorsichtig durch die halb geschlossenen Lider. Erleichtert stellte sie fest, dass die Höhle wirklich leer war.
    Aber das Gefühl der Befreiung hielt nicht lange vor. Nein, sie konnte auch jetzt nicht ausreißen. Vielleicht waren die beiden Räuber ja noch ganz nahe, vielleicht kamen sie jede Minute wieder in die Höhle zurück. Wenn sie Verdacht schöpften, dass sie gelauscht haben könnte, würden sie bestimmt kurzen Prozess mit ihr machen.
    Delia seufzte tief. Sie erkannte: Jetzt gab es nur eines, die Rolle weiterzuspielen, die sie übernommen hatte, und auf den Morgen zu warten.

Als Delia am nächsten Morgen erwachte, wusste sie zuerst gar nicht, wo sie war. Sie hatte so wunderschön geträumt, von der Mutter und dem Vater und den Geschwistern, und alle zusammen waren sie in ihrem gemütlichen Haus in Schönau friedlich und vergnügt zusammen gewesen.
    Dann, als ihr alles wieder einfiel, verstand sie nicht mehr, dass sie überhaupt hatte schlafen können. Sie erinnerte sich noch, dass sie sich fest vorgenommen hatte, wach zu bleiben. Aber das war danebengegangen.
    Delia richtete sich auf und trat aus der Höhle — sie war hoch genug, dass ein kleines Mädchen wie Delia aufrecht stehen konnte.
    Die Räuber waren fort. Nichts in der Höhle, die jetzt im Dämmerlicht der aufgehenden Sonne vor ihr lag, verriet, dass sie überhaupt dagewesen waren. Sie hatten alle Spuren sorgfältig beseitigt.
    Das Schlimmste aber war: Delias Mustang war auch verschwunden.
    Delia war ganz entsetzt, sie traute ihren Augen nicht. Als sie zu der Stelle lief, wo sie ihn am Abend zuvor angebunden hatte, war kein Pferd mehr zu sehen. Beinahe wäre sie in Tränen ausgebrochen.
    „Oh, Professor!“ rief sie. „Stell dir vor, diese gemeinen Kerle haben doch tatsächlich mein Pferd geklaut! Was soll ich nun machen? Zu Fuß komme ich ja viel zu langsam voran! Und ich hatte mir so fest vorgenommen, die Reisenden zu warnen!“
    Der Mops sah sie aus seinen kugelrunden Augen an, schnupperte ein bisschen herum und — verschwand dann ebenfalls. Delia rief und pfiff, aber er kam nicht wieder.
    Sie setzte sich auf einen Stein, umschlang die Knie mit den Händen und biss die Lippen zusammen. Ohne ihren Mops, das war klar, würde sie den Platz nicht verlassen, und wenn sie bis zum Jüngsten Tag warten müsste. Sie konnte sich nicht erinnern, je so verzweifelt gewesen zu sein.
    Aber auf einmal hörte sie ein Klapp-klapp-klapp. Sie fuhr hoch, brachte ihr Gewehr in Anschlag ... aber wer kam da an? Das verschwundene Pferd! Ganz friedlich trabte es heran und ließ sich von dem Professor führen. Der schlaue kleine Kerl

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