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Delia im Wilden Westen

Delia im Wilden Westen

Titel: Delia im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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Arbeit, von der sie leben konnte, dachte sie, würde sie schon finden. Doch das schlimme war: Wenn der Winter kam, saß sie fest und konnte nicht weiter. Dann würde sie auf das Frühjahr warten müssen, um nach ihrem Vater fahnden zu können.
    In solche trüben Gedanken vertieft, ritt Delia eines frühen Morgens über einen Gebirgspfad, als sie sich plötzlich angerufen hörte.
    „Hände hoch!“ schrie eine raue Stimme.
    Delia guckte ziemlich verdutzt, und da sah sie hinter einem Felsbrocken her einen Gewehrlauf auf sich gerichtet. „Was soll denn das?“ fragte sie.
    „Nimm die Hände hoch, habe ich dir gesagt!“ brüllte die raue Stimme, diesmal noch um eine Oktave tiefer.
    Delia war nahe daran, dieser Aufforderung zu folgen — nur sehr ungern, weil sie sich damit völlig in die Gewalt des Fremden geben würde —, da sagte eine andere Stimme: „Hör auf damit, Bull, du siehst doch, es ist nur ein Junge!“
    Und dann trat ein großer Mann hinter dem Felsen hervor, ein Hüne von einem Kerl mit einem flammendroten Bart — der Räuber Jonny Jones. Aber, wie gesagt, Delia erkannte ihn nicht, weil sie vergessen hatte, was die dicke Lilly ihr seinerzeit erzählt hatte. Er stand breitbeinig da, bot eine prächtige Zielscheibe. Doch Delia verzichtete darauf, ihr Gewehr anzulegen, denn der große Kerl war ja, wie sie wusste, nicht allein.
    „Hallo“, sagte sie deshalb nur ganz friedlich, „mit wem habe ich die Ehre?“
    Jonny Jones lachte. „Kennst du mich nicht?“
    Delia schüttelte den Kopf. „Müsste ich Sie kennen?“
    „Umso besser für dich, wenn du es nicht tust. Ich heiße Jonny. Und du?“
    „Man nennt mich den kleinen Cowboy.“
    „Dann hast du dich aber ziemlich weit von deiner Herde entfernt.“
    Das Auftreten dieses Mannes gefiel Delia gar nicht, und deshalb verzichtete sie auch darauf, ihm zu erzählen, dass sie auf der Suche nach ihrem Vater war, sie erzählte es sonst fast jedem. „Ich schaue mich nach einem Platz für den Winter um“, sagte sie stattdessen.
    In diesem Augenblick trat der Mann hinter dem Felsen vor, den Jonny Jones vorhin mit Bull angesprochen hatte — und wie ein Bulle sah er tatsächlich aus, breitnackig, mit einem mächtigen Brustkorb und blutunterlaufenen Augen. „Und das sollen wir dir glauben, Kleiner?“ sagte er.
    „Und warum nicht?“ gab Delia keck zurück.
    „Weil hier keine Gegend für Cowboys ist“, sagte Jonny Jones. „Du bist ein Goldgräber, stimmt’s oder habe ich recht?“
    „Keineswegs. Ich habe noch nie nach Gold gegraben.“
    „Das werden wir gleich feststellen. Steig von deinem Pferd und lass dich untersuchen.“
    Das ging Delia aber doch entschieden zu weit. „Ich denke ja nicht daran!“ rief sie. „Wer gibt euch das Recht dazu?“
    Jonny Jones grinste breit. „Das gibt uns keiner, wir nehmen es uns einfach!“ Und er machte einen Schritt auf Delia zu, um sie vom Pferd zu reißen.
    Aber er hatte nicht mit dem Professor gerechnet.
    Der Mops hatte sich bisher ganz still verhalten, aber jetzt, als er merkte, dass dieser unsympathische Fremde handgreiflich werden wollte, da sprang er vor und ... schnappte nach Jonny Jones‘ Arm.
    Der Räuber zog seine Hand zurück, aber zu spät. Der Mops hatte schon kräftig zugebissen.
    Beinahe hatte Delia laut gelacht, ein so erschrockenes Gesicht machte Jonny Jones. Ja, er wich sogar zurück, und Delia erkannte, dass er Angst hatte — wahrhaftig: der berüchtigte Jonny Jones hatte Angst vor dem kleinen Mops, genannt Professor!
    Aber natürlich wollte er diese Angst nicht offen zeigen, das wäre ja auch zu peinlich gewesen. Stattdessen fluchte er recht kräftig, und Bull fluchte mit. Dann machte er noch einen kleinen Vorstoß, aber schon ein bisschen vorsichtiger, und als er sah, dass der Mops sein Fellchen sträubte und ihn anknurrte wie ein ganz großer gefährlicher Hund, zuckte er gleich wieder zurück.
    „Haha“, sagte er, „das kleine Biest kann wohl keinen Spaß verstehen?“
    „Einen guten Spaß schon“, sagte Delia und nahm die Zügel fester. „Lasst ihr mich nun weiterreiten?“
    „Wo reitest du denn hin?“ fragte Jonny Jones und presste die Hand gegen seinen verletzten Arm.
    „Immer der Nase nach.“
    „Dann haben wir das gleiche Ziel. Du hast doch wohl nichts dagegen, wenn wir dich begleiten?“
    „Aber woher denn? Nur macht euch keine falschen Hoffnungen. Gold oder Geld werdet ihr von mir nicht kriegen, einfach deswegen, weil ich keines habe.“ Delia verschwieg wohlweislich den

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